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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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mit Pistolenhalfter, Fallschirm, falls beim Ausklinken eine Panne passieren sollte. Dann erhielten sie letzte Instruktionen.
    »Wir werden in sechzig Stunden über der Zone Rot, dem vorgesehenen Landeplatz sein«, sagte der Erste Offizier der Edison , der den Einsatz der Chronotrons leitete, ein untersetzter, breitschultriger Mann Ende vierzig. Ein schmaler grauer Haarkranz säumte eine braun gebrannte Glatze. Er zupfte ständig an seinen lappigen, abstehenden Ohren und kaute mit grimmiger Entschlossenheit auf seinem Kaugummi herum, doch es gelang ihm trotzdem nicht ganz, seine Nervosität zu überspielen. Seine Wangenmuskeln zuckten verräterisch. Mit betont lässigen Gesten deutete er die Distanzen und die Position des Schiffs an: »Wir befinden uns derzeit 38° 6’ nördlicher Breite und 4° 26’ östlicher Länge. Landegebiet: zwischen 37° 15’ und 37° 30’ nördlicher Breite und zwischen 6° 30’ und 8° 15’ östlicher Länge - Zone Rot.«
    Er unterbrach sich und stritt sich über das Intercom lauthals mit den Käfig-Technikern, die seine Anordnungen offenbar ignorierten, weil sie seine Weisungsbefugnis im technischen Bereich als Anmaßung empfanden.
    »Der Landepunkt liegt etwa drei Meilen vor euch, je nach Windstärke und -richtung und je nachdem, wie schnell ihr runterkommt. Der Untergrund ist flach, senkt sich von Süden nach Norden langsam ab. Die salzigen Böden lassen kaum höhere Vegetation zu, sollte es doch da und dort Bäume geben, werden sie längst gefällt sein - es sei denn, ihr seid tatsächlich die Landegruppe, die zuerst eintrifft. Wahrscheinlich findet ihr ein planiertes Gelände vor, auf dem ihr getrost auch bei Dunkelheit landen könnt.«
    »Und wie hat es Ihnen dort gefallen?«, fragte Jerome.
    »Wie?«, fragte der Erste Offizier irritiert.
    »Nun, das hört sich so an, als seien Sie schon dort gewesen«, meinte Jerome achselzuckend.
    »Es gibt indirekt erschlossene Tatsachenbeschreibungen, die von einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit sind, Major«, entgegnete der Mann von der Navy giftig.
    »Beruhigen Sie sich«, winkte Jerome ab. »War nicht ernst gemeint.«
    »Sie bleiben zunächst am besten in der Zone Rot, bis Sie Funkkontakt mit der Basis haben, vor allem, wenn Sie bei Dunkelheit landen. Die Chancen dafür sind etwa fünfzig zu fünfzig.«
    »Logisch«, seufzte Steve.
    »Dann versuchen Sie, sich zur Basis durchzuschlagen. Diese wird sich etwa hier befinden.« Er deutete auf den Südzipfel Sardiniens und blickte auf die Uhr. »Die Zeit drängt. Sie sollten in etwa fünfundvierzig Minuten im Käfig sein. Bestellen Sie sich noch ein anständiges Menü. Es wird Ihnen geliefert, bevor der Käfig geschlossen wird. Ich wünsche Ihnen viel Glück.« Dann hatte er es sehr eilig in Richtung Brücke zu verschwinden.
    Mit einer Hebebühne wurden sie in den Käfig herabgelassen. Der beladene Gleiter, das hochbeinige Fahrwerk mit Blöcken gesichert, stand auf dem Gitterrost des Einlegebodens, der beim Ausklinken nach unten wegfallen würde.
    Kurz bevor der Deckel des Käfigs aufgesetzt und abgedichtet wurde, servierte man ihnen die Henkersmahlzeit. Steve hatte sich nur einen Stapel Sandwiches und zwei Thermosflaschen voll Tee bestellt, um für die folgenden zwei Tage und Nächte gerüstet zu sein; Jerome verdrückte eine doppelte Portion Bœuf Stroganoff und nahm ebenfalls seine Sandwiches mit Tee in Empfang. Seine Bitten um eine Flasche Rum und einen Sixpack Bier wurden ebenso ignoriert wie seine Proteste. Er musste sich mit einer Büchse Bier begnügen. Jerome schüttete sie grimmig hinunter und machte es sich auf dem Rücksitz der Katze bequem. Der Deckel war kaum zu, da schlief er bereits.
    Ein beneidenswertes Talent, sagte sich Steve, der im engen Cockpit des Gleiters lag, die Rückenlehne so weit wie möglich zurückgekippt. Aber so war es stets gewesen. War am Cape durch schlechte Witterung ein Start verschoben worden, schlief Jerome seelenruhig in seiner Andruckliege, bis es wieder aufgeklart hatte. Ihn schien nichts aus der Ruhe zu bringen, während Steve schon nach einer halben Stunde mit Anfällen von Klaustrophobie zu kämpfen hatte. Er wusste, dass die nächsten fünfzig Stunden für ihn die schlimmsten seines Lebens werden würden, und dass er, wenn der entscheidende Augenblick herangerückt war, hundemüde und übernächtigt sein würde.
    Sie standen während dieser Zeit mit den Leuten von der Bedienungsmannschaft in Funkkontakt, der allerdings mit der

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