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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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und Wolkenfetzen geradewegs in die Sonne, eine tiefrote Sonne, die den Saum des westlichen Horizonts berührte.
    Steve sah den Einlegboden des Käfigs taumelnd in die Tiefe stürzen, schob instinktiv den Steuerknüppel nach vorn um den Flug des Gleiters zu stabilisieren; der Bewegungsimpuls, den die Edison ihm mitgegeben hatte, reichte dazu nicht aus.
    Sie durchstießen eine dünne Wolkendecke. Unter ihnen breitete sich eine unglaubliche Landschaft aus: weißliche, vom Abendlicht rosa behauchte Ebenen, von Vegetation gefleckt und langen Schatten gestreift, einzelne aufragende Gebirgsstöcke, deren Gipfel noch im Sonnenlicht lagen, während ihre steilen Flanken bereits in Dunkelheit gehüllt waren, die aus den Ebenen stieg. Vor ihnen im Nordwesten eine große Wasserfläche, die sich nach Westen erstreckte, so weit das Auge reichte, und deren Ufer beträchtlich weiter südlich lag als auf den Karten eingezeichnet. Der purpurne Abendhimmel ließ sie wie eine Schale aus getriebenem Kupfer leuchten. Im Süden eine dunkle, lang gestreckte Gebirgskette, die sich gegen Süden hin immer höher auftürmte: die Küste Nordafrikas.
    Die Sonne sank rasch unter den Horizont, die Schatten vertieften sich. Sie sanken hinein in die Dämmerung.
    »Wir müssen uns mit der Landung beeilen, es wird bald dunkel sein«, sagte Jerome. In dem Moment erreichte sie das Echo ihres Materialisationsknalls, das wie ein mächtiges Grollen an den Bergflanken der Küste entlangrollte.
    Steve drückte die Nase des Gleiters tiefer. Die weit ausgestellten Tragflächen wippten in den Turbulenzen. Das Ufer des Sees rechts vor ihnen verlief in einer flach ausschwingenden Kurve nach Südwesten ins Landegebiet hinein. Da der Untergrund sumpfig sein konnte, ließ Steve den Gleiter stärker nach Süden abfallen, um weit genug vom Ufer entfernt aufzusetzen.
    Jerome hatte inzwischen den Sender in Betrieb gesetzt und gab das vereinbarte Kennzeichen durch.
    »Boje ruft Anker, Boje ruft Anker, bitte kommen. Ende.«
    Sie lauschten gespannt.
    Und vergesst nicht, jede der Gruppen könnte die Erste sein …
    Plötzlich knackte es im Empfänger, dann schrie eine Stimme: »Sender aus! Wenn ihr lebendig runterkommen wollt, haltet um Himmels willen die Schnauze! Bleibt unbedingt auf Empfang!«
    Jerome hatte den Sender sofort wieder ausgeschaltet und sagte verdutzt: »Die scheinen hier einen gepflegten Umgangston zu haben. Aber was hat das zu bedeuten: ›Wenn ihr lebendig runterkommen wollt …‹?«
    »Scheint doch nicht so glatt zu gehen, wie die Navy sich das vorgestellt hat. Ich ahnte so was schon.«
    »Zum Teufel! Und sonderlich gesprächig scheint das Empfangskomitee nicht zu sein.«
    Steve spähte in die wachsende Dunkelheit hinein und stellte fest, dass es doch vereinzelte Bäume im Landegebiet gab. »Sie werden auch ihre Gründe haben, nicht zu lange auf Sendung zu bleiben«, knurrte er. Er riss den Steuerknüppel heran, als er vor sich eine einzelne Palme sah, deren Wipfel fehlte, dahinter Buschwerk, freie Fläche. Er schaltete fluchend die Landescheinwerfer ein. Sie befanden sich etwa zwanzig Meter über Grund. Das Gelände war ziemlich eben, aber von Kratern zernarbt, als wäre es von Artillerie beschossen worden: da und dort verbranntes Gras und verkohlte Büsche, dazwischen helle Sandflecken. Steve zog die Nase des Gleiters hoch und stellte die Kufen steil an. Noch etwa fünf Meter über Grund. Dann scharrten erst die eine Kufe und gleich darauf beide Kufen über den Boden. Die Nase ruckte heftig nach unten, das Bugrad setzte federnd auf, die Kufenräder rumpelten und bremsten die Fahrt rasch ab, Zweige schlitterten am Cockpit entlang, ein paar Mal schlingerte der Gleiter heftig hin und her, dann sauste er in etwas Elastisches hinein und blieb drin hängen.
    Steve schaltete die Landescheinwerfer aus, öffnete die Anschnallgurte und klappte die Kanzel auf. Die Nachtluft war ungewöhnlich warm und roch nach Salz. Zikaden lärmten. Jerome, der durch die Luke in den Frachtraum geklettert war und dort mit einer Taschenlampe herumsuchte, rief herauf, dass alles in Ordnung sei. Ein paar Minuten später kam er mit zwei Maschinenpistolen bewaffnet ins Cockpit zurück.
    »Glaubst du, dass die sich mit uns einen Spaß erlauben?«, fragte Jerome.
    »Den Eindruck habe ich ganz und gar nicht«, sagte Steve mit Entschiedenheit. »Ich möchte auch nicht versuchen, das jetzt herauszufinden«, setzte er grimmig hinzu.
    »Wer könnten unsere Gegner sein?«
    »Das werden wir

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