Der Letzte Tag Der Schoepfung
einschnürten. Und da wurde ihm bewusst, dass die Kreatur auf Erden noch mehr als 50 000 Jahrhunderte auf ihren Erlöser würde warten müssen.
Die elende Kreatur, allein in ihrer dumpfen Angst. Steve wälzte sich herum und dachte an die todgeweihte Herde im Landegebiet, die ihnen begegnet war; das Jungtier, lebensunfähig mit seinem verkrüppelten Rüssel, wie ein verbrannter Beinstumpf zuckend. Wir haben zu Gottes Wohlgefallen die Erde verändert, sie uns untertan gemacht; nach seinem Bilde, sagte sich Steve grimmig. Und dieses Ebenbild ist nun zeitlos geworden wie sein Schöpfer. Die Ausdünstung sinkt lähmend in die Ozeane, kriecht in die Erde, verändert den Geschmack der Luft; Jahrmillionen alte Orientierungsmarken schweigen, bald verendet ratloses Gewürm in der Tiefe, suchen Zugvögel neue Routen im Gewirr von Luftstraßen und Einflugschneisen. Das sickert durch die Zeit, sickert hinein in die dumpfen Träume der Kreatur, die aufschrickt überm metallischen Geruch der Angst, der plötzlich alles durchdringt, sie die Wegzeichen vergessen lässt; Schatten aus Rauch, der die Sterne verdunkelt. Ein Jucken wie von heißer Asche auf der Haut, schwarzes Licht, das Siechtum verbreitet; Unwetter aus der Helle des Mittags, unvermutet, die wie ein Blutsturz die Sonne verdunkeln und die Witterung der Tränke rätselhaft verfärben, bis der Boden tückisch nachgibt unterm tastenden Tritt, die bebenden Flanken ihren Dienst versagen. Steve krümmte sich zusammen, als fühlte er physisch den Schmerz. Er fuhr erschrocken auf, als Jerome seinen Knöchel umfasste um ihn zu wecken.
Der Morgen war ganz Harzduft und Helle. Der Himmel war strahlend und klar und wölbte sich wie ein blaues Segel. Adler kreisten über den vom ersten Sonnenlicht erhitzten Klippen, spürten den zögernden Aufwinden nach, die sich zu regen begannen. Irgendwo in der Nähe schrie ein Häher. Dann krachte ein Gewehrschuss; sein Echo rollte die Felsschründe entlang.
Jerome hatte bereits das Frühstück zubereitet. Er sah übernächtigt aus und hatte tiefe Schatten um die Augen.
Sie aßen ohne Appetit, lauschten wachsam, doch es war nur Vogelgezwitscher zu vernehmen. Ohne viel Geräusch zu machen, brachen sie das Zelt ab und verstauten es.
Obwohl Steve den Motor ganz vorsichtig startete, schien er einen höllischen Lärm zu machen. Jerome blickte unbehaglich umher. Dann fuhren sie los. Das Gelände wurde immer unwegsamer und gebirgiger. Wieder erreichten sie ein steiniges Bachbett.
»Sie hätten uns Mulis mitgeben sollen, statt dieser Kiste«, knurrte Steve.
Jerome, der von Zeit zu Zeit einen Blick auf den Kompass warf, tippte auf die wasserfleckige handgezeichnete Karte. »Dieser Ruiz hat von einem Flusstal gesprochen. Das könnte es sein. Nur habe ich das Gefühl, wir sind bereits zu weit östlich. Wenn dieser Höhenzug das spätere Kap Teulada bildet, müssen wir uns mehr nach links halten, denn die Festung liegt hier im Porto Pino.«
Steve folgte dem Bachbett ein paar hundert Meter weiter, doch es wandte sich immer mehr nach Osten. Er wendete, fuhr ein Stück zurück und ließ die Katze das Westufer hinaufklettern. Sie durchbrachen Gebüsch und erreichten eine sanft nach Süden abfallende Hochebene, auf der fast keine Bäume wuchsen.
»Es können höchstens noch vier bis fünf Meilen sein.«
In diesem Moment war ein lauter Knall zu hören, als hätte ein Flugzeug die Schallmauer durchbrochen, und gleich darauf das Kreischen von Strahltriebwerken. Ein Jagdbomber kam von Osten her im Tiefflug an den Bergflanken entlang auf sie zugeprescht. Steve öffnete die Tür, rannte ein paar Schritte von der Katze weg und warf sich zu Boden. Binnen Sekunden war die Maschine über sie hinweg. Es war eine MIG 25.
Im ersten Moment war Steve drauf und dran, das Fahrzeug im Stich zu lassen und nur seine Haut zu retten, dann kletterte er hastig hinters Steuer.
»Jetzt aber los!«, schrie Jerome. Steve steuerte die Katze in einer engen Kurve nach rechts und hielt mit Vollgas auf eine niedrige Felswand zu, während Jerome den Himmel absuchte. Keine fünf Minuten später war die MIG zurück. Steve stülpte den Stahlhelm über den Kopf, brachte die Katze längsseits der Felswand zum Stehen und hechtete hinaus, um hinter ein paar Felsbrocken Deckung zu suchen, dabei scheuchte er irgendein Tier auf, das verängstigt davonstob, und zerkratzte sich an irgendwelchen Ranken das Gesicht. Er hörte das typische Fffwosch-fffwosch , als zwei Luft-Boden-Raketen abgefeuert
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