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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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in düstere Helligkeit, dann und wann prasselte ein Regenschauer aufs Zeltdach, vom Wind aus den Baumkronen gerauft.
    Kurz nach Mitternacht war das Motorengeräusch eines Helikopters zu vernehmen. Als das Whopp-whopp-whopp-whopp fast unmittelbar über ihnen war, sagte Steve leise ins Mikrofon: »Landen Sie.« Er entsicherte die Maschinenpistole.
    Jerome kam mit seiner Waffe aus dem Zelt gekrochen und ging in Deckung.
    Ein paar bange Sekunden lang erwartete Steve, das Mündungsfeuer eines Maschinengewehrs oder die Zündung einer abgefeuerten Rakete über sich aufblitzen zu sehen, doch nichts dergleichen geschah. Die kleine zweisitzige Maschine schaltete einen Suchscheinwerfer ein und ging nieder. Zwei Gestalten kletterten heraus. Steve konnte im unsicheren Licht erkennen, dass es sich um zwei Männer handelte, die ziemlich abgerissene, ausgebleichte Kampfanzüge und Stahlhelme trugen.
    »Murchinson«, sagte der kleinere der beiden und streckte die Hand aus. Er war etwa fünfzig, so weit Steve sein Gesicht in der Dunkelheit erkennen konnte.
    »Ruiz«, stellte der andere sich vor, ein mittelgroßer untersetzter Mann, der Mitte vierzig sein mochte und sie mit einer Stablampe anleuchtete.
    »Von jenseits des Mississippi, aber hundertprozentig einer der Unseren«, versicherte Murchinson. Weder Steve noch Jerome verstanden diese Bemerkung. Da die Ankömmlinge auf militärische Ränge keinen Wert zu legen schienen, nannte Jerome nur ihre Namen. Die beiden nickten.
    »Ich glaube, ich habe eure Namen auf der Liste gesehen. Auf der Liste derer, die noch unterwegs sind«, sagte Ruiz und lächelte. »Habt ihr ein Schwein.«
    Steve nickte. »Es hätte schlimmer sein können.«
    »Von wann kommt ihr?«, wollte Murchinson wissen.
    »1986«, sagte Steve. »Was ist eigentlich los hier?«
    »Der Teufel«, sagte Murchinson. »Aber das werdet ihr schon gemerkt haben.«
    »Wie viele sind eigentlich schon hier?«, fragte Jerome.
    »Oh, eine ganze Menge«, sagte Murchinson zögernd. »Schließlich sind es schon über vierzig Jahre, seit die ersten hier gelandet sind. Und einige sind auch inzwischen wieder … heimgegangen.«
    »Zurück in die Zukunft?«, fragte Jerome.
    Steve bemerkte, dass die beiden einen raschen Blick wechselten.
    »Ach wissen Sie, dieser Punkt des Unternehmens gehört eigentlich nicht zu unseren Aufgaben«, sagte Ruiz und scharrte unbehaglich mit dem Stiefel nasse Erde zusammen. »Wir geben euch ein paar gute Tipps und eine Karte, damit ihr morgen sicher die Festung erreicht. Wir möchten dem Kommandanten nicht vorgreifen. Er wird euch alle Fragen zufriedenstellend beantworten.«
    »Was ist mit dieser Pipeline?«, fragte Jerome. »Wenn die Navy seit vierzig Jahren hier operiert, müsste doch …«
    »Hören Sie«, sagte Ruiz mit betrübter Miene, so weit dies im Licht der Stablampe erkennbar war, »das Ding sollten wir lieber vergessen. Diese Schnapsidee hat einer verdammten Menge an Leuten das Leben gekostet. Und wir haben beide an dieses Scheißding mehr als zwanzig Jahre unseres Lebens vergeudet, mit einer verflucht schlechten Aussicht, aus diesem Schlamassel überhaupt herauszukommen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass in vierzig Jahren nichts erreicht worden ist und unsere Leute sich in Festungen verschanzen, während das Material, das unter ungeheurem Aufwand hierher transportiert worden ist, auf dem Meeresgrund verrottet?«, fragte Jerome erregt.
    »Hören Sie, Mister …«, ereiferte sich Ruiz.
    »Major Jerome Bannister, Sir!«
    »Regt euch um Himmels willen wieder ab«, sagte Murchinson und lachte. »Sie werden auf Ihre Fragen erschöpfende Auskunft erhalten, Major, wenn Ihnen der Anschauungsunterricht, den sie bisher erhalten haben, noch nicht genügt.« Er breitete eine handgezeichnete Karte auf die nasse Motorhaube der Katze und hielt die Stablampe darüber. Das Papier sog sich rasch voll Wasser. Murchinson deutete mit gekrümmtem Zeigefinger ihre Position an und wies unbestimmt in nördliche Richtung. »Die exakte Position der Festung ist aus begreiflichen Gründen nicht eingezeichnet«, sagte er. »Wenn Sie auf etwas klein geratene Gentlemen stoßen, die am ganzen Körper etwas unrasiert wirken und ein merkwürdiges Englisch sprechen, dann werfen Sie sich vertrauensvoll an deren haarige Brust. Dann sind Sie nämlich in Sicherheit. Sollten Sie dagegen auf einen Trupp Kamelreiter stoßen - sie wagen sich allerdings selten bis hier herauf -, dann schießen Sie diese getrost und ohne zu zögern über den

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