Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
keckernden, satyrhaften Ruf aus, den sie schon wiederholt gehört hatten. Prompt antworteten zwei Stimmen von den Berghängen über ihnen.
    »Fahrt mir nach«, sagte Goodluck in seinem holprigen Englisch und kletterte in sein Fahrzeug. Jerome setzte sich ans Steuer der Katze und folgte dem Jeep. Goodluck fuhr wie ein Wahnsinniger in dem unwegsamen Gelände, aber offenbar kannte er die Gegend in-und auswendig.
    Nach etwa einer halben Stunde durchquerten sie ein ausgetrocknetes Bachbett. Goodluck hielt an. Flussaufwärts erhob sich auf der Anhöhe ein merkwürdiges Gebilde. Etwa dreißig Meter lange Plastikrohre von etwa drei Metern Durchmesser waren zwischen den Felswänden verankert und zu einer Art Pyramide aufgetürmt. Das umliegende Gelände war mit Kratern übersät und von Geschossen zerfurcht, der Wald auf weite Strecken niedergebrannt.
    Goodluck schaltete den Motor ab und bedeutete ihnen, es ebenfalls zu tun. Er rief hinauf in die Berge, aber erhielt keine Antwort.
    »Das scheint die Festung zu sein«, sagte Jerome, aber Goodluck machte keine Anstalten, sich der Pyramide zuzuwenden.
    »Attrappe«, rief Goodluck und deutete auf das Bauwerk. »Viele Attrappen.« Er deutete mit dem Finger über die Schulter. »Reingefallen!«, lachte er fröhlich, dann erstarb plötzlich das Lächeln auf seinen dunklen Lippen. »Viel Tod«, sagte er traurig und wies mit einer umfassenden Geste ringsum. »Viel Tod.« Er kratzte sich mit allen Anzeichen des Abscheus die Unterarme. Dann schlug er seinem Gefangenen blitzschnell mit dem Handrücken ins Gesicht. »Viel Tod«, knurrte er und seufzte. Es war, als hätte ihn plötzlich unsägliche Traurigkeit überkommen, als sei er mit einem Mal mutlos geworden und alle Heiterkeit verflogen.
    Goodluck fuhr langsam weiter Richtung Osten. Sie umrundeten bewaldete Vorberge, dann bogen sie Richtung Norden ab und erreichten ein Gewirr von Schluchten, deren Hänge steil abfielen. Unter ihnen rauschte Wildwasser. Zwischen den dicht wachsenden Bäumen führte ein ausgeholzter Fahrweg hindurch, auf dem Spuren von Reifen und Kettenfahrzeugen zu sehen waren. Von Zeit zu Zeit hielt Goodluck an, stellte den Motor ab und stieß einen dieser seltsamen Rufe aus, die regelmäßig beantwortet wurden. Doch keiner der Rufer ließ sich sehen. Sie waren stets über ihnen, versteckt in hohen Baumwipfeln oder auf Felsvorsprüngen.
    »Wachposten«, erklärte Goodluck. Die Söldnerarmee der Navy schien bestens zu funktionieren.
    »Das muss das Schluchtengewirr unterhalb des Porto Pino im Golf von Palmas sein«, sagte Jerome. »Wir sind da.«
    Erst jetzt bemerkte Steve, dass das enge Tal vor ihnen künstlich überdacht war. In die Felswände beiderseits waren Gesimse gesprengt worden, auf denen Pipelinerohre in Schichten übereinander dicht an dicht lagen wie ein Schilfdach. Darüber war zur Tarnung Erdreich aufgehäuft, waren Büsche und Bäume gepflanzt.
    Sie fuhren in den dunklen Schlund und befanden sich in einer geräumigen Höhle, in deren Mitte ein Bach schäumte. Überall stand schweres Gerät herum: Planierraupen, Bagger, Kranwagen, Zugmaschinen und Tieflader. Baracken und Blockhütten waren beiderseits des Fahrwegs zu sehen, dazwischen Treibstofftanks aus Plastik, aber keine Menschenseele.
    Plötzlich brach Sonnenlicht von oben hindurch, ein Stück des Tals war unüberdacht geblieben. Hier war der Boden wieder grün bewachsen, dann folgte erneut ein Stück Dach, eine Sandsackbarriere, ein bewaffneter Posten: zwei ältere Männer in Khakishorts, der eine mit nacktem Oberkörper, tief gebräunt, der andere mit einem löchrigen T-Shirt und einem breitkrempigen Hut. Sie saßen auf dem Wrack eines Fahrzeugs, das früher eine Katze gewesen sein mochte, und spielten Karten. Der eine hob grüßend die Hand und winkte sie lässig durch.
    »Zu den Ersten scheinen wir wahrhaftig nicht zu gehören«, sagte Jerome missmutig. Auch Steve kam sich vor, als erschiene er zu einer Theatervorstellung und die Bühnenarbeiter seien längst dabei, die Kulissen abzuräumen. Dann hielten sie vor einer Baracke, die seit Jahren einen Anstrich nötig hatte, und Goodluck brachte sie zum Kommandanten.
     
    »Willkommen in der Festung Future One«, sagte der Kommandant. »Wir nennen den Ort hier Maledetta. So wird hier einst eine Nuraghe bezeichnenderweise genannt werden … Howard Harness«, stellte er sich vor und reichte ihnen die Hand. Er war ein breitschultriger, etwa 65 Jahre alter Mann mit energischen dunklen Augen und lichtem

Weitere Kostenlose Bücher