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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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südlich.
    »Schwein gehabt«, sagte Charles aufatmend. »Jetzt kann’s nicht mehr weit sein.«
    In dem Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Steve glaubte vor ihnen ein Aufblitzen wahrzunehmen, das wie Mündungsfeuer aussah. Den Bruchteil eines Augenblicks später hörte er ein helles schmetterndes Ping und links in seinem Gesichtsfeld trübte sich das Glas der Kanzel um einen daumennagelgroßen Einschuss, gleichzeitig färbte sich das von links in die Kanzel einfallende Licht purpurn, und das Rot wurde in Sekundenschnelle intensiver.
    Steve riss instinktiv die Maschine nach rechts in extreme Schräglage und zog sie knapp über den Baumwipfeln fast auf der Stelle um 180 Grad herum.
    »Was ist los?«, fragte er erschrocken, als er das Steuer wieder fest in der Hand hatte, und warf einen Blick nach links, weil Charles nicht antwortete. Da sah er, dass die linke Hälfte der Kanzel über und über mit Blut beschmiert war. Charles war mit weit geöffneten Augen in seinen Gurten nach vorn gesunken, und aus seinem Hals schoss ein diffuser Blutschwall wie roter Rauch, der das Glas der Kanzel mit Millionen funkelnder roter Tropfen bedeckte.
    Steve schrie auf und verlor fast die Gewalt über die Maschine, schloss einen Moment lang die Augen und sah, wie Charles am dürren Gras seine Arme und Hände hastig von Ziegenblut säuberte. Er setzte den Helikopter halsbrecherisch auf und stellte den Motor ab, kletterte aus der Kanzel, stolperte ein paar Schritte weit, krümmte sich zusammen und übergab sich. Ein paar Minuten lang hockte er reglos da, wagte nicht, die Augen zu öffnen und sich umzublicken. Aus westlicher Richtung war Gewehrfeuer zu hören.
    Dann stand er auf und ging zur Maschine zurück, löste Charles aus den Gurten, hob ihn aus dem Sitz, trug ihn ein paar Meter weit weg und bettete ihn auf den Boden. Der schreckliche Quell unter seinem linken Ohr war versiegt.
    Steve riss ein paar Äste ab und tarnte die Maschine behelfsmäßig. Dann nahm er seine MP und pirschte sich Richtung Westen vor. Das Meer war nicht mehr weit, er konnte die Kühle riechen. Nach etwa zweihundert Metern stieß er auf einen toten Knirps, es war einer von Blizzards Stamm. Gleich darauf sah er den Gleiter. Er hatte bei der Landung ein paar Bäume abrasiert und war ziemlich schwer beschädigt worden, doch er war offen, und das Fahrzeug war herausgefahren worden.
    Steve sah einen Händlersöldner geduckt über die Lichtung rennen. Im gleichen Moment hämmerte eine MP, und der Mann brach getroffen zusammen.
    An einen Baumstamm gepresst, versuchte Steve die Lage zu sondieren. Die Schüsse mussten von rechts gekommen sein, dort mussten sich die Ankömmlinge oder Leute von der Festung verschanzt haben. Von Deckung zu Deckung arbeitete er sich weiter, bis er den Rand einer weiteren Lichtung erreichte. Da sah er den Jeep. Er war umgestürzt und lag auf der rechten Seite. Die Windschutzscheibe war zerschossen und halb aus dem Fahrersitz geschleudert hing eine leblose Gestalt. Keine fünf Schritte von dem Fahrzeug entfernt lag ein weiterer Toter, beide von der Landegruppe. Der Ausrüstung nach musste es eine Vierergruppe sein. Wo waren die beiden anderen? Steve duckte sich und versuchte, sich im Schutz des niedrigen Buschwerks weiter vorzuarbeiten.
    »Deckung, Mann!«, schrie eine Stimme, und wie um den Worten Nachdruck zu verleihen, spürte Steve einen Schlag an der Schulter, wurde herumgewirbelt und flach in die Büsche gefegt. Er kam neben einer Gestalt im Kampfanzug zu liegen, die ihn am Gürtel packte und mit einem Ruck noch tiefer ins Buschwerk zog. Ein dreckverschmiertes Gesicht wandte sich ihm zu.
    »Bailey«, sagte das Gesicht, »Rick Bailey«, verzog dabei den Mund zu einem breiten Rechteck und entblößte ein bemerkenswertes Gebiss. »Lassen Sie mal sehen.«
    Erst jetzt bemerkte Steve, dass ein brennender Schmerz in seiner linken Schulter aufgeflammt war. Er griff ungeschickt danach.
    »Finger weg!«, kommandierte Bailey, der die Wunde untersuchte. »Nur ein Kratzer. Das war der Bursche da drüben auf dem Baum. Mit der MP können wir ihn nicht erreichen, dazu bräuchte ich einen Karabiner.«
    Steve rollte sich auf den Bauch und biss die Zähne zusammen.
    »Was sind das für Leute hier?«, wollte Bailey wissen.
    »Sie sind scharf auf Ihre Ladung. Vor allem auf die Munition.«
    »Denke ich mir. Aber was sind das? Russen oder was?«
    Steve schüttelte den Kopf. »Das würde jetzt zu weit führen, wenn ich Ihnen das erklären wollte. Aber

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