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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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mächtigen Keulen des Leitbullen stand Blizzard, hielt sich mit einer Hand an dem kurzen Schwanz des Ungeheuers fest und trieb das verängstigte Tier an, indem er ihm den Speer in den After stieß. Blizzards weißes Fell war zerzaust; er hatte die Zähne gefletscht, warf den Kopf ekstatisch hin und her und stieß schrille jauchzende Schreie aus. An den nachfolgenden Tieren hingen seine und Goodlucks Männer wie die Kletten und trieben sie gleich einer Herde Dämonen vor sich her.
    Als der Spuk vorüber war, liefen Steve und Bailey zum Jeep hinüber, aber für die beiden Männer kam jede Hilfe zu spät.
    Von den Händlersöldnern war keine Spur mehr zu sehen. Sie hatten sechs Tote zurückgelassen; vier hatte Bailey erschossen, zwei hatten sich nicht mehr rechtzeitig absetzen können und waren von den Paraceratherien zermalmt worden.
    Sie entluden den Jeep und richteten ihn mit vereinten Kräften wieder auf, banden die Toten auf dem Anhänger fest und fuhren zum Helikopter. Minuten später tauchte Ruiz mit Goodluck im Jeep auf.
    Steve berichtete, was vorgefallen war. Ruiz war aschgrau im Gesicht, als er Murchinsons Leiche sah.
    »Diese Hunde!«, schluchzte er und bearbeitete in ohnmächtiger Wut mit den Stiefelspitzen den Vorderreifen seines Jeeps.
    »Nimm den Helikopter und flieg Miss Brookwood zur Festung«, sagte Steve zu ihm. »Ich nehme den Jeep.«
    Der Mexikaner schüttelte wortlos den Kopf, trug den Toten zu seinem Fahrzeug und bettete den Kopf seines Freundes in den Schoß. Er blickte starr geradeaus und weinte trockenen Auges. Die anderen standen minutenlang schweigend. Alle waren sie erschöpft und deprimiert. Steve raufte einen Arm voll Gras aus und begann das Cockpit des Hubschraubers zu säubern. Bailey half ihm dabei. Er befeuchtete das trockene Gras mit Wasser aus einer Feldflasche und wischte das zu Klumpen geronnene Blut notdürftig von den Scheiben und dem Plastikbezug der Sitze.
    »Er war sein Freund?«, fragte er.
    »Das sind wir eigentlich alle hier«, sagte Steve. »Sie sind vor zwölf Jahren miteinander angekommen, aus der gleichen Zukunft.«
    »Ich bleibe fünf Jahre hier, keinen Tag länger. Es war keine Rede davon, dass wir hier den Kopf hinhalten müssen.«
    Steve blickte den Neuankömmling fest an und sagte:
    »Es wird Ihnen wie uns allen nichts anderes übrig bleiben, als etwas länger auszuharren. Man hat uns nämlich hereingelegt.«
    Baileys lebhafte dunkelbraune Augen musterten ihn prüfend. »Was sagen Sie da?«
    Steve erklärte ihm die Situation. Baileys Kiefermuskeln zuckten. Er schüttelte leicht den Kopf, als sei er etwas benommen, er setzte sich auf die Landekufe des Helikopters und starrte seine blutverschmierten Hände an, dann stieß er sich den Stahlhelm vom Kopf und rieb sich die Stirn und den kurzgeschorenen Schädel mit dem Unterarm.
    »Ist Ihnen nicht gut, Bailey?«
    »Ich versuche aufzuwachen, Mann. Aufzuwachen! «
    »Das ist leider kein Traum, Mr. Bailey.«
    Blizzard tauchte von Süden her auf, mit etwa zwanzig von seinen und Goodlucks Kriegern. Sie hatten die Händlersöldner auseinander getrieben und ein paar von ihren Reitkamelen erbeutet, waren in Siegesstimmung und blickten erstaunt, als sie die todernsten Gesichter bemerkten.
    »Charles ist tot«, sagte Goodluck.
    Blizzard, das sonst schneeweiße Fell verdreckt und mit Blut beschmiert, schob seine Männer beiseite und drängte sich nach vorn. In seinen dunklen Augen glomm ein gefährliches Feuer, er war noch stark erregt von der Jagd, und sein stattlicher Penis war erigiert. Er ging auf den Jeep zu, in dem Ruiz saß und blickte den Toten an, hob die Hände und betastete Charles’ Stirn und Wangen wie ein Blinder, der sich ein Gesicht einprägen will. Darauf wandte er sich um, richtete sich zu voller Größe auf und hob die Fäuste, als wolle er sich gegen die Brust schlagen, ließ sich dann nach vorn auf seine geballten Fäuste sinken und stieß ein gequältes Knurren aus, das tief aus seiner Brust zu kommen schien.
    »Wir müssen hier weg, bevor das Feuer uns den Weg abschneidet«, mahnte Steve.
    »Flieg mit dem Weibchen«, sagte Goodluck. »Wir bringen die Fahrzeuge nach Hause. Und die Toten.«
    Bailey starrte ihn verdutzt an.
    »He!«, sagte er. »Führt er hier das Kommando? Hol mich der Teufel, aber …« Er verstummte, als Goodluck ihn fragend anblickte, mit geschickter Bewegung das leer geschossene Magazin aus seiner MP stieß und ein neues einsetzte.
    »Kommen Sie, Miss Brookwood«, sagte Steve. »Ich bring

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