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Der letzte Tag der Unschuld

Der letzte Tag der Unschuld

Titel: Der letzte Tag der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edney Silvestre
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war schlammig und glanzlos. An den Ufern und rings um den See war nur aschfarbene, hartgebackene, kahle Erde übrig. Er trat ein paar Schritte aus dem Bambushain heraus. Der vom Boden aufsteigende Brandgeruch wurde mit jedem Schritt schlimmer. Moskitos umschwirrten ihn. Das also war das Paradies, von dem sie ihm so viel erzählt hatten, dachte er traurig. Ein einfacher See inmitten einer trostlosen Einöde. Der gleichgültige Schauplatz des Endes eines Waisenmädchens, das nie über sein eigenes Schicksal hatte entscheiden können.
    Ein ferner Vogelruf, das raue Krächzen eines Anis, durchbrach die Stille. Ubiratan bemerkte, dass Eduardo ihn aufmerksam musterte.
    »Wo war es?«, fragte er den Jungen.
    »Ungefähr da drüben«, zeigte Eduardo. »Mehr bei den Mangobäumen. Da haben wir die Leiche gefunden.«
    Paulo zupfte ihn am Jackettärmel.
    »Kommen Sie mit, ich zeig’s Ihnen.«
    Sie gingen in die angezeigte Richtung, Paulo vorneweg, Eduardo immer noch verärgert, dass er aus seinem geliebten Alltagstrott gerissen worden war.
    »Warum sind wir hergekommen? Es ist alles abgebrannt. Ich habe Hunger. Meine Mutter wird schrecklich wütend sein. Sie hat das Mittagessen für mich gemacht, und ich treibe mich draußen rum. Ihr seht doch, dass alles zerstört ist. Was kann man hier schon noch finden? Ich glaube nicht, dass wir hier noch was entdecken werden.«
    »Wer hat gesagt, dass wir etwas finden wollen?«
    »Ach, Ubiratan«, schaltete sich Paulo ein. »Jetzt fangen Sie schon wieder mit dieser komischen Masche an, Fragen mit anderen Fragen zu beantworten!«
    »Warum wollten Sie herkommen? Was für eine Spur suchen Sie?«
    »Das weiß ich erst, wenn ich sie gefunden habe.«
    »Das heißt, Sie wissen nicht, was Sie suchen?«
    »Suchen wir vielleicht nach dem Messer, Ubiratan?«
    »Glaub-ich-nicht«, sagte Eduardo, jede einzelne Silbe betonend. »Da müsste der Mörder schön blöd sein, die Tatwaffe genau da liegen zu lassen, wo die Polizei sucht. Und außerdem ist alles verbrannt, man sieht doch sofort, dass hier keine Spur zu finden ist.«
    Paulo widersprach heftig.
    »Also ich denke, es kann schon sein, dass er das Messer fallen gelassen hat. Als er vor uns weggelaufen ist. Als er gemerkt hat, dass wir in der Nähe waren.«
    »Aber wir waren ja gar nicht am See, Paulo! Er hat die Tat eine oder zwei Stunden vor unserer Ankunft begangen. Als sie ermordet wurde, waren wir bestimmt noch im Unterricht.«
    »Wer weiß das schon?«
    »War das Blut nicht schon halb geronnen?«
    »Doch, ziemlich.«
    »Na bitte. Das ist doch ein Anzeichen dafür, dass ..«
    Ubiratan blieb so plötzlich stehen, dass Eduardo ihm beinahe den Kopf in den Rücken gerammt hätte.
    »Es ist weiter vorn«, sagte Paulo und zupfte ihn wieder am Ärmel. »Mehr da drüben …«
    Ubiratan betrachtete eine hinter Gestrüpp verborgene Lichtung zwischen den Mangobäumen, die man nur von der Stelle aus sehen konnte, an der sie standen.
    »Was ist das?«
    »Da ist ein anderer Zugang zum See.«
    »Der fängt hinter dem Weg an, über den wir gekommen sind«, erklärte Eduardo. »Aber der Weg von hier nach dort ist voller Schlaglöcher.«
    »Da kommt man nur mit dem Auto durch«, ergänzte Paulo.
    »Soll das heißen, dass man hier mit dem Auto hinfahren kann?«
    »Das kann man schon«, bestätigte Eduardo. »Aber von da, wo wir herkommen, ist es leichter.«
    »Es geht schneller, wenn man das Auto an der Landstraße stehen lässt und zu Fuß durch den Bambushain geht. So machen das alle Autofahrer im Sommer.«
    »Es sei denn, man will nicht gesehen werden«, überlegte Ubiratan laut.
    »Wer?«, fragte Paulo.
    »Ist das die Spur, die Sie gesucht haben?«
    »Derjenige, der Anita hierhergebracht hat?«
    »Aparecida. Nein, ein versteckter Wagen ist keine Spur. Aber er beweist, dass sie und er ungesehen hierhergelangt sind.«
    »Wer ist er?«
    »Sind sie hergekommen, um zu knutschen?«
    »Ich weiß es nicht, Eduardo. Zeigt mir mal, wo ihr die Leiche gefunden habt.«
    Paulo lief zu der Stelle, wo er sieben Tage zuvor über die Leiche der blonden, blutüberströmten, zu diesem Zeitpunkt noch namenlosen Frau gestolpert war, die sich anschließend als Anita de Andrade Gomes und noch später als Aparecida dos Santos entpuppt hatte.
    »Hier! Genau hier!«
    Ubiratan rührte sich nicht vom Fleck. Er schätzte die Entfernung zwischen der Lichtung im Mangohain und dem Punkt ab, an dem die beiden Jungen jetzt beisammenstanden und ihn aufmerksam ansahen.
    »War um sie herum alles

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