Der letzte Tag: Roman (German Edition)
ein Sprenger einen unglaublich grünen Rasen, der genauso akkurat geschnitten war wie die Haare des ehemaligen Polizisten, als er noch eine Uniform trug. Zahllose Blumen rund um das Haus leuchteten rot, rosa und violett. Zwei Autos, ein
Lexus und ein schwarzer Geländewagen parkten in der Einfahrt, die mit blass-rosa Steinplatten ausgelegt war. Kyle hatte den Mietwagen auf der Straße vor dem Anwesen geparkt.
Irgendwo in diesem weitläufigen Haus im Ranch-Stil brabbelte ein Fernsehapparat vor sich hin. Draußen, ein Stück weiter hinten, war das kobaltblaue Leuchten eines Swimmingpools zu sehen. Sweeneys Frau hatte eine imposante Frisur, trug einen pinkfarbenen Hosenanzug und sah aus wie eine Großmutter aus dem Bilderbuch. Sie brachte eine Platte mit Sandwichs, mit denen man eine Armee satt bekommen hätte. Ein Krug mit selbst gemachter Limonade vervollständigte den Snack.
»Wir sind bereit, Sir«, sagte Kyle. Er stand links von Dan vor Sweeneys Schreibtisch. Dan grinste frech hinter der Kamera, als er Kyle das Wort »Sir« sagen hörte.
Hank Sweeney räusperte sich, starrte durchdringend ins Objektiv, und Kyle schätzte sich glücklich, dass er nie vor diesem Mann im Vernehmungszimmer gesessen hatte, als er noch Detective gewesen war.
»Unter meiner Leitung arbeiteten drei hochrangige Kriminalbeamte an der Aufklärung der Morde in der Kupfermine. Obwohl es insgesamt zehn Polizisten waren, die sich in den ersten drei Monaten mit diesem Fall beschäftigten, waren vor allem die Detectives Hernandez, Riley und Salazar direkt nach den Vorfällen und auch später mit den Ermittlungen betraut.
Und wir waren gründlich. Sie sollten gar nicht erst andeuten oder versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass wir nur eine Horde von Schwachköpfen waren, die die ganzen Ermittlungen versaut haben.«
Dan musste ein Lachen unterdrücken, und Kyle warf ihm einen strafenden Blick zu.
»Das haben viele in der Vergangenheit behauptet. Und es wäre absolut unangebracht, das Gleiche noch mal zu wiederholen.« Sweeney hob seinen dicht beharrten Arm, um Kyle, der
etwas einwerfen wollte, zum Schweigen zu bringen. »Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich mit dieser Tempel-Geschichte abgeschlossen hätte. Ich habe fast allen Leuten, die mich wegen dieses Falls ausgequetscht haben, so ziemlich das Gleiche erzählt. Aber ich bin Max noch was schuldig. Er ist 1975 hergekommen und hat uns ein ziemlich genaues Bild vom Innenleben dieser Sekte vermittelt. Er hat diesen gottverdammten Quatsch in England angezettelt, und seine Aussagen waren für uns bei den Ermittlungen sehr wertvoll.«
Kyle warf Dan einen erstaunten Blick zu, den dieser erwiderte. Anschließend kämpfte er den Ärger darüber nieder, dass Max ihnen nichts von seiner Verstrickung in die polizeilichen Ermittlungen erzählt hatte. Offenbar war diese Mitarbeit sehr diskret behandelt worden, denn nicht einmal Irvine Levine hatte etwas davon erfahren. Eine derartige Heimlichtuerei war unentschuldbar.
»Sir, ich kann Ihnen versichern, dass ich keine Absicht habe Ihre Schilderungen zu verfälschen, es geht mir im Gegenteil darum, Ihre Sichtweise, so wie Sie sie darlegen, einzufangen. Ich habe keine weitergehenden Absichten.«
»Das mag ja sein. Aber wenn solche Interviews dann geschnitten werden und Gott weiß was damit angestellt wird, dann können solche Filmemacher wie Sie sogar den allmächtigen Jesus Christus dumm dastehen lassen. Ich bin also darauf angewiesen, Ihnen zu vertrauen, weil ich Max noch einen Gefallen schuldig bin. Ich möchte, dass Sie in Ihrem Film noch einige spezielle Dinge berücksichtigen.« Sweeney klatschte in die Hände, um sein Anliegen zu bekräftigen. »Der erste Bericht über die Untersuchungen in diesem Mordfall war sechsundsechzig Seiten dick. Bei den Manson-LaBianca-Morden in Los Angeles waren es gerade mal halb so viel gewesen, und die Jungs da unten, die das 1969 bearbeitet haben, waren ziemlich gut. Und wir kamen allesamt aus der Abteilung hier in Phoenix. Alles Veteranen. Wir hatten Erfahrung. Wir wussten, auf was es ankam.«
Sweeney hielt inne und fasste an den Rand seiner Brille. »Riley und ich blieben am 10. Juli die ganze Nacht da. Wir haben Decken über die Leichen gelegt, die wir im Tempel fanden, nachdem der Untersuchungsrichter uns die Genehmigung gegeben hatte. Wir steckten von Anfang an tief drin in den Ermittlungen.
Als die Spezialisten von der Spurensicherung ankamen – das war um drei Uhr morgens, und bis dahin war das alles
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