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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Feuerstelle gewesen, aber da brannte kein Feuer. Mein Vater war ja da und sah es mit eigenen Augen. Die Polizei hat es nicht gesehen, woher wollte sie also wissen, dass der Rauch von einem
Feuer kam? Mein Vater ging nicht näher an die Mine heran, wegen dieses Nebels und weil die Luft sich in Wellen bewegte. Er blieb oben auf der Straße.
    Das Gleiche passierte in der Nacht der Morde. Das war das vierte Mal, dass meine Eltern miterlebten, wie die Hunde drüben in der Mine durchdrehten. Und unsere Pferde hier wurden auch unruhig. Mein Vater ging auf einen der Hügel hinter unserem Hof und sagte, er könne in der Ferne wieder den Nebel sehen. Mitten in der Wüste in dem Tal, in dem die Mine war. Und als er von dort oben hinüberschaute, hörte er das Gewehrfeuer. Hunde bellten, und Menschen schossen herum. Das war schon unheimlich. Also kam er wieder ins Haus und rief die Polizei in Yuma an. Und er sagte ihnen, dass sie möglichst schnell jemanden herschicken sollten, weil irgendwas Übles auf dem Tempelgelände vor sich ging. Das war ungefähr um dreiundzwanzig Uhr. In der Mine werde geschossen, sagte er ihnen, und dass er den Eindruck habe, das Gelände würde brennen, und dort wären auch Kinder. Er sagte alles, was ihm in den Sinn kam, um die Polizei zum Herkommen zu bewegen. Er wusste ja nicht, was dort vor sich ging, aber er ahnte, dass es richtig schlimm war.
    Mein Vater ging dann wieder auf den Hügel und wartete, bis er den Streifenwagen sah, der zur Mine fuhr. Er sagte, der gelbe Nebel hätte sich verflüchtigt, als die Polizei kam. Sie trafen ungefähr eine Stunde nach seinem Anruf ein. Zu diesem Zeitpunkt wurde dort nicht mehr geschossen. Aber … aber er konnte immer noch die Hunde hören. Sie winselten. So als wären sie richtig verängstigt. Und mein Vater sagte, die Hunde seien oben im Himmel gewesen und würden sich von der Mine fortbewegen. Das hat er gesagt.
    Als die Zeitungsleute kamen und mit meinem Vater sprachen, schrieben sie dann alle, er hätte ein Ufo gesehen. Das hat er nie gesagt. Aber so kam die Ufo-Geschichte in Umlauf. Und die Polizei hat meinen Vater dann schlechtgemacht. Sie warfen ihm
vor, er würde ihre Arbeit erschweren, indem er der Presse solche Geschichten erzähle. Das Gleiche passierte dann im Zusammenhang mit dem Buch Die Letzten Tage und dem Film, der darüber gedreht wurde. Alle behaupteten, mein Vater hätte ein Ufo gesehen. Deshalb hat er dann nie mehr mit jemandem über diese Sekte gesprochen, nur noch mit seiner Familie, bis zu seinem Tod. Wenn er heute noch lebte, würde er bestimmt nicht mit Ihnen über seine Erlebnisse in dieser Nacht sprechen. Ganz bestimmt nicht. Mein Vater war sehr verletzt, weil alle Lügen verbreiteten und ihn lächerlich machten. Deshalb rede ich überhaupt mit Ihnen. Weil ich will, dass das richtiggestellt wird. Wegen meines Vaters. Er war ein guter Mensch.«
     
    Kyle wankte zum Bett. Legte sich halb hin, die Füße noch auf dem Boden. Rieb sich die Augen. Er musste dringend schlafen. Die Zimmerlampen waren an. Die Badezimmerlichter auch. Der Scheinwerfer von Max leuchtete grell wie ein Nuklearreaktor neben dem Bett. Der Fernsehschirm flimmerte. Er hatte alle Lichtquellen eingeschaltet, wie ein ängstliches Kind, und kam sich lächerlich dabei vor – bis er sich wieder an Details aus seinen Träumen erinnerte.
    Egal wie erschöpft er war, er wollte auf keinen Fall schlafen. Vielleicht ein ganz kurzes Nickerchen? Dann wäre er morgen für den nächsten Aufnahmetermin wieder fit, er konnte ja die Lichter anlassen … Dan ist im Zimmer nebenan … das waren doch nur … Träume … kein Grund zur Sorge …
     
    Halb verfallene Hütten in der staubigen Wüste. Die Mine. In einiger Entfernung erstreckte sich ein Zaun aus Holz und Stacheldraht über die ausgebleichte Ebene, über der ein eigenartiger Nebel waberte. Von irgendwoher aus dem staubigen Dunst drangen Vogelschreie zu ihm, einsam und verloren hing das Kreischen in der Luft.
    Er drehte sich um und rannte auf die Hunde zu, die ihn anbellten. Er fand sie nicht, konnte nun aber die gedämpften Rufe von Kindern hören, die den Schreien der Vögel antworteten. Irritiert stolperte er in ihre Richtung, auf eine große Holzscheune zu, wo die Kinder in kleinen Bettchen lagen. Er kam nie bei ihnen an. Konnte sich auf seinen tauben Füßen nicht zwischen diesen rostigen, halb vermoderten Gebäuden hindurch bewegen. Die Mine und die Farm, eine einzige Ödnis.
    Als er ein lautes, grässliches

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