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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Geschichte reinziehen. Aber ich habe keine Lust darauf. Ich bin hierhergekommen, um dir einen Gefallen zu tun. Ich hatte von Anfang an keine Lust dazu.«
    Kyle war wütend. Dan hatte weder die Produktionsnotizen gelesen, noch überhaupt einen Blick in das Buch von Levine geworfen. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal auf Google nachgeschaut, um was es in ihrem Film überhaupt ging, über was sie Recherchen anstellten, was sie ausgraben würden. Weil Dan das nicht tun musste. Er musste nur die Kamera und die ganze Ausrüstung
bedienen, Junkfood und Bier in sich reinwürgen und schnarchen wie ein Walross, während Kyle die ganze Zeit wach bleiben musste und fahren und denken und planen. Wie konnte er das alles nur als normalen Job abtun? Er tat ihm nur einen Gefallen? Wie konnte er denn so gleichgültig sein?
    »Ich lasse mich reinziehen? Hast du gesagt reinziehen?«
    Dan warf Kyle einen ängstlichen Blick zu und sah dann weg. Schließlich schaute er ihn misstrauisch an. »Du weißt, was ich damit meine.«
    »Nein, weiß ich nicht.«
    »Das alles spukt dir im Kopf rum. Ich hab das Gefühl, dass du langsam durchdrehst, wenn du es genau wissen willst. Ich dachte mir schon, dass es so kommen würde. Ich wusste es. Nur dachte ich, es würde mich umhauen.«
    »Wundert dich das etwa?«
    Dan setzte sich und nahm einen Schluck aus seiner Bierdose, die in seiner riesigen Pranke ziemlich mickrig wirkte, dann blickte er wieder zu Boden. »Es hätte ja nicht so kommen müssen. Wir hätten es ja abblasen können. Ich hab’s dir gesagt. Aber du lässt dir ja nie von jemandem reinreden, stimmt’s?«
    Kyle hörte nicht mehr zu. Er lauschte den Gedanken in seinem Kopf. »Du hast diese Dinger auf dem Dachboden gesehen. Frankreich, London, überall das Gleiche. An meiner Küchenwand. Dir geht’s gut, aber mir nicht. Es geht um mich! Ich bin im Arsch. Ich bin total im Arsch.«
    Dan schaute Kyle reumütig, aber auch vorwurfsvoll an, als würde sein Freund sich in aller Öffentlichkeit lächerlich machen, nachdem er zu viel getrunken hatte.
    Kyle stand auf und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. »Was tue ich bloß?«, fragte er. »Was zum Teufel tue ich eigentlich hier?«
    »He, Alter, entspann dich. Bleib cool. Fang jetzt nicht mit diesem Scheiß an. Du hast mich überredet mitzumachen. Alles klar?
Vergiss das nicht. Und ich will, dass du durchhältst, bis wir zu Hause sind.«
    Kyle drehte sich zu Dan. »Es ist alles anders jetzt. Wir stecken mit drin. Das hat eine ganz neue Dimension angenommen. Ich kann nicht cool bleiben. Verdammt!« Er trat auf Dan zu und blickte in das breite, rötliche Gesicht seines Freundes: »Wir sind reingelegt worden. Man hat uns belogen. Womöglich stecken wir richtig tief in der Scheiße. Vielleicht ist es wirklich so schlimm, wie Martha gesagt hat.« Diese Leute, hätte er gern hinzugefügt, diese Leute, deren Handlungen wir zu verstehen versuchen, die hätten uns umgebracht, ohne mit der Wimper zu zucken. Das waren Menschen, die jede Kontrolle verloren hatten. Konnte dieser sadistische Wahn immer noch weiterexistieren, obwohl die Menschen verschwunden waren? Auf diese Frage hätte er gern eine Antwort gefunden. Konnte ein derartig intensives pathologisches Streben nach totaler Macht und Kontrolle wieder vergehen, wie die Tinte auf den Seiten eines Polizeireports oder eines vergriffenen True-Crime-Klassikers?
    »Ja, aber du musst dich trotzdem beruhigen.« Dan sah jetzt aus, als würde er zu lächeln versuchen, was Kyles Frustration nur noch mehr anheizte und in einen Bereich trieb, wo er die Kontrolle über das verlor, was er sagte und tat. »Scheiße! Scheiße!« Er lief hektisch im Zimmer hin und her, holte aus und schlug gegen die Wand. Stellte sich vor, es sei Max’ rotes Gesicht mit den dünnen Puppenhaaren. Er trat zurück, rieb sich die Hand und versuchte, seines Gefühlsausbruchs Herr zu werden. Der vernünftige Teil von ihm warnte ihn, dass er etwas Wertvolles zerstören könnte. Und ihm fielen die Mobiltelefone ein, die er mal in seiner Wohnung gegen die Wand geschmettert hatte, und der Laptop, den er mit der Kehrschaufel zerschlagen hatte. »Scheiße!«
    Ihm war schlecht, schwindelig, er konnte nicht mehr deutlich sehen. Er hatte den Whisky auf nüchternen Magen getrunken. Er
war besoffen. Er hatte ewig nicht geschlafen, seit … wann eigentlich? Seit er in Amerika war, höchstens ein oder zwei Stunden. Er hatte sich nicht ausgeruht, seit sie aus der Normandie zurückgekehrt waren. Wie

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