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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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reicht jetzt, Max!« Nachdem Kyle herausgefunden hatte, dass Max eine hinterlistige Art an sich hatte und darüber hinaus auch noch die Angewohnheit besaß, sich in Details bei den Aufnahmen einzumischen, wurde sein Unmut noch gesteigert, als er diese idiotischen Anweisungen bekam, wie er das alte Quartier der Sekte zu filmen habe. Seine Irritation verwandelte sich in deutliche Abneigung. Dagegen ließ sich kaum etwas tun.
    Sie hatten acht Stunden mit der Fähre von Portsmouth zum Festland gebraucht und in der Nacht so gut wie gar nicht geschlafen, weil Bruder Gabriel endlos vor sich hin monologisierte, während sie auf den Bänken an Deck wie festgenagelt zuhören mussten. Nachdem sie die Fähre verlassen hatten, kam Kyle völlig durcheinander und war regelrecht verstört, weil er den ganzen Weg von Le Havre nach Mortain das Gefühl hatte, auf der falschen Straßenseite zu fahren, da er es aus England nun mal anders gewöhnt war.
    »Was ist denn?«, fragte Dan, nicht nur, weil er wissen wollte, was in Kyles SMS stand, sondern auch, um Bruder Gabriels selbstgefälligem Geschwafel zu entgehen.
    Kyle steckte das Handy zurück in die Halterung. »Max! Schon wieder! Heilige Scheiße! Wir wissen doch, wie man einen Film macht. Aber er muss sich ständig einmischen.« Als er in den Rückspiegel schaute, bemerkte er Bruder Gabriels amüsierten Gesichtsausdruck hinter der Sonnenbrille, deren Gläser mit Haarschuppen und Fingerabdrücken verschmutzt waren. Wie kann der dadurch überhaupt was sehen? Bruder Gabriel schien sich über Kyles Ärger zu freuen.
    »Es ist ihm halt sehr wichtig, Alter«, sagte Dan und blickte dabei aus dem Beifahrerfenster, weniger weil er sich für die Landschaft interessierte, sondern vor allem, um Bruder Gabriels nach Schwefel stinkendem Atem zu entgehen, der immer wieder nach vorn wehte, wenn sein Gesicht zwischen den beiden Vordersitzen erschien. Die Gegend dort draußen wurde vor allem von drei Farben dominiert: grün, kreideweiß und steingrau. Die Felder und Höfe wirkten sehr eintönig. Wenn Kyle sich nicht so darüber aufgeregt hätte, dass er auf der falschen Straßenseite fahren musste, hätte er das bleiche Licht unter der tief hängenden Wolkendecke womöglich als tröstlich empfunden.
    Er unterdrückte ein hämisches Lachen, das wahrscheinlich hysterisch geklungen hätte, und entschied, dass es bestimmt keinen anderen Menschen auf der Welt gab, der mehr überflüssiges Zeug erzählte, als dieser Bruder Gabriel. Der Mann war außerdem der dünnste Mensch, den Kyle jemals gesehen hatte. Neben Dans massigem Körper wirkte er wie eine klapprige Marionette, deren Schädel von einer Mähne gekräuselter grauer Haare umgeben war. Sein Kopf ruckte immer hin und her wie bei einem Kind. Sein Gesicht war mindestens fünf Zentimeter schmaler als seine Sonnenbrille mit Schildpattbesatz, die von kleinen, an getrocknete Aprikosen erinnernde Ohren festgehalten wurde.
    Sie hatten Bruder Gabriel in Wood Green abgeholt, wo er als Frührentner in einer Sozialwohnung im Erdgeschoss hauste. Kyle und Dan verspürten, kaum waren sie in die muffige Wohnung getreten, das dringende Bedürfnis, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Außerdem wurde ihnen sofort klar, dass Bruder Gabriel mit anderen Menschen nur kommunizieren konnte, wenn er mit ihnen auf engstem Raum zusammengepfercht war. In dem Augenblick, als er die Wohnungstür öffnete, fing er an zu reden und hatte seitdem nicht mehr damit aufgehört. Der kleine Mund hinter dem zotteligen Bart plapperte ohne Unterlass. Sein Caban-Mantel war mindestens drei Nummern zu weit für seinen ausgemergelten Körper, obwohl es sich womöglich um eine Kindergröße handelte. Auf dem dunklen, verknitterten Stoff klebten viele weiße Tierhaare, aber in seiner düsteren Zwei-Zimmer-Wohnung hatten sie nichts von einem Hund oder einer Katze bemerkt. Allerdings hatte Bruder Gabriel noch etwas von einer älteren Frau von neunzig Jahren gemurmelt, seine Mutter vielleicht, die dort ebenfalls hauste und um die er sich kümmern musste. Kyle war es kalt den Rücken heruntergelaufen.
    »Meinen Sie, Ihre Mutter kommt allein zurecht?«, hatte Dan den schmächtigen Mann gefragt, als er sich gerade damit abmühte, seinen uralten Koffer mit den Messingecken zu schließen. »Wir sind übrigens in zwei Tagen wieder zurück. Sie müssen also nicht unbedingt das ganze Zeug da mitschleppen«, hatte er hinzugefügt. Der Koffer war randvoll mit Klamotten. Zwischen den mit Haaren

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