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Der letzte Tiger

Der letzte Tiger

Titel: Der letzte Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Luttmer
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passende Formulierung einfiel, hob der Parteikommissar seinen Kopf und sah Ly durch seine dicken Brillengläser an, hinter denen seine Augen verschwammen. Er hatte also doch nicht geschlafen. »War’s das?«, fragte er in scharfem Tonfall. »Sie wissen also nicht, wer hinter dem Ganzen steht?«
    »Doch«, widersprach Ly schnell und nannte einfach nur den Namen des Mannes, den er aus seinem Versteck unter der Treppe gehört zu haben meinte.
    Der Parteikommissar räusperte sich, die geballte Hand vor den Mund haltend. »Wer bitte?«
    Ly wiederholte den Namen: »Doktor Song.«
    Einen Moment lang herrschte peinliches Schweigen, bis Lan die Stille brach.
    »Er ist Arzt für traditionelle Medizin«, sagte sie. »Er praktiziert in der Lan-Ong-Gasse.«
    »Ich weiß, wer das ist.« Der Parteikommissar hustete, wobei er rot anlief. »Er ist mein Arzt.«
    »Oh«, sagte Lan nur.
    Ly schluckte. »Es tut mir leid«, sagte er und ärgerte sich sofort, dass er das gesagt hatte. Nichts tat ihm leid. Nicht in Bezug auf Doktor Song. Der Mann hatte seine Frau fast umgebracht und einen seiner besten Freunde hinterhältig mit einem Stromschlag töten lassen.
    »Haben Sie ihn schon vernommen?«, fragte der Parteikommissar.
    »Nein. Wir wollen ihn überführen, wenn er diese Tierlieferung annimmt, von der ich Ihnen eben erzählt habe. Der Kollege von der Umweltpolizei ist bereits an ihm dran«, sagte Ly. »Und für die Festnahme der Baronin in Na Cai brauchen wir noch Ihre Vollmacht und die Unterstützung der lokalen Polizei. Diese Mittelsfrau Jacky sollten wir dann auch gleich …«
    »Stopp. Das reicht!« Der Parteikommissar hob die Hand. »Ich habe schon Doktor Songs Vater gekannt. Ein ehrenwerter Mann.«
    Ja, dachte Ly. Doktor Songs Vater war derjenige, von dem Bang ihm gestern auf dem Hausboot erzählt hatte, er habe die Baronin damals in Hanoi aufgenommen. Ly hatte Doktor Hung auch noch gekannt. Er hatte ihn geschätzt,aber was hieß das schon? Er hatte auch Doktor Song geschätzt.
    Der Parteikommissar schüttelte den Kopf. »Nein. Solche Geschäfte hat Doktor Song doch überhaupt nicht nötig.«
    Was sollte Ly darauf sagen? Er verstand es ja selbst nicht. Hilfesuchend sah er zu Lan hinüber, die schon die ganze Zeit mit einem Zettel herumspielte, den sie in den Händen hielt. Es machte ihn ganz nervös.
    »Nun, es kommt wohl auf den Lebensstil an«, sagte Lan, »ob man etwas nötig hat oder nicht.« Wieder zupfte sie an ihrem Rock. Diesmal meinte Ly, schob sie ihn höher statt runter. Um ihre Mundwinkel zuckte es. Er fragte sich, worüber sie sich so amüsierte.
    »Doktor Songs Lebensstil wäre wohl mit seiner Ein-Mann-Praxis in der Altstadt kaum zu finanzieren gewesen«, fügte Lan an, strich das Blatt in ihrer Hand glatt und las vor, was sie über den Arzt herausgefunden hatte. Als sie fertig war, faltete sie den Zettel fein säuberlich zusammen, legte ihre Hände in den Schoß und sah mit einem Lächeln zwischen den beiden hin und her.
    Ly war sprachlos.
    Der Parteikommissar gab ein Ächzen von sich und stemmte sich hoch, ging zu seinem Schreibtisch und ließ sich schwerfällig auf seinen Stuhl sinken. Er sagte kein Wort. Mit einer Handbewegung, als wolle er Fliegen verscheuchen, bedeutete er ihnen, sie sollten den Raum verlassen.
    *
    Ly verfluchte den Parteikommissar. Er hätte es sich eigentlich denken können, dass er mal wieder keinen Finger krumm machen würde. »Wir ziehen den Einsatz gegen Doktor Song durch, mit oder ohne sein Einverständnis«, sagte Ly, sobald Lan die Tür hinter ihnen zugezogen hatte. Er hoffte nur, der Parteikommissar würde Doktor Song nicht warnen.
    »Wir haben aber nicht genug Leute«, sagte Lan. An ihrer schrillen Stimmlage erkannte er, wie wütend auch sie war.
    »Ich frage Ngoc. Die sind bei der Sitte doch sowieso überbesetzt.«
    Lan lachte auf. »Du glaubst doch nicht, dass dir dein Schwager helfen wird.«
    Natürlich war auch Lan längst zu Ohren gekommen, dass er Ngoc geschlagen hatte. Seine Schwester Tam schien die Einzige zu sein, bei der der Tratsch nicht angekommen war. Zumindest hatte sie sich ihm gegenüber nichts anmerken lassen.
    »Dann machen wir es eben alleine«, sagte Ly. »Wir haben ja noch Tu.«
    »Klar«, sagte Lan. »Das Problem ist nur, seine Leute jagen sonst tote Tiere in Kühltruhen. Die sind nicht mal bewaffnet.«
    »Was willst du? Den Mann, der Thuy und meinem Freund das angetan hat, entkommen lassen?«, fuhr Ly sie an. Ihr dauernder Widerspruch ärgerte ihn.
    In Lans

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