Der letzte Vampir
Stöhnen vom Wagen ab und stellte sich vor sie. Er streckte die Hand aus, aber sie nahm sie nicht.
»Nein«, sagte sie.
»Bitte?«
»Nein. Ich steige nicht noch einmal da runter. Ich weiß nicht, wie ich diesen Fluch loswerden soll, aber ich weiß, dass alles noch schlimmer wird, wenn ich da runtergehe. Suchen Sie mir eine andere Aufgabe, irgendetwas, womit ich Ihnen helfen kann, und ich spiele mit. Aber nicht, wenn ich dafür noch einmal in diese Schreckenskammer steigen muss. Nie wieder.«
46.
»Himmel, es ist noch nicht einmal Thanksgiving, aber sehen Sie sich das an«, meinte Caxton und deutete auf den Himmel. Außerhalb des Wagens war Winter. Dicke weiße Schneeflocken wirbelten umher und sammelten sich an den Fensterrändern des Wagens. Der Himmel hatte sich zu einem wässrigen Grau verfärbt, das von Wolkenriffen durchsetzt war. Der Asphalt verdunkelte sich und schimmerte eisig, und Clara musste das Tempo verringern, um den kleinen Wagen auf der Straße zu halten. Caxton auf dem Rücksitz hatte das Gefühl, nicht mehr warm werden zu können. Die Heizung war zwar aufgedreht, aber das reichte nicht. Caxton hatte die Arme eng an den Körper gelegt, damit sie nicht mit dem kalten Glas der Scheiben in Kontakt kamen, und zitterte. Sie war eine von ihnen. Eine Art Vampir in der Ausbildung. Sie dachte an die Kälte, die sie bei den Vampiren gespürt hatte – vor allem bei Malvern, als sie neben dem vertrockneten Monster in seinem Rollstuhl gestanden hatte.
Sie musste eine Weile von all dem Tod und Schrecken weg. Sie musste nach Hause, mit den Hunden spielen und eine lange Zeit an nichts denken. Doch zuvor musste sie noch ein paar Zwischenstopps einlegen.
Sie setzten Arkeley am Polizeirevier ab. Caxton stieg kurz aus, um auf seinen Platz zu rutschen, damit sie vorn neben Clara und in Nähe der Heizung sitzen konnte. Mit vor der Brust verschränkten Armen versuchte sie Blickkontakt mit dem Fed aufzunehmen, aber er schaute nicht zurück, sondern stolzierte zu seinem Wagen und stieg ein.
Caxton warf sich in den Volkswagen und knallte die Tür zu. Die Kälte verursachte ihr Krämpfe, ihr Körper zitterte unkontrolliert, ihre Zähne klapperten so laut, dass sie kaum hören konnte, wie sich Clara nach ihrem Befinden erkundigte.
»Ich weiß, dass das eine blöde Frage ist«, sagte Clara, als sie nicht antwortete. Die kleinere Frau starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe. Die Scheibenwischer schwenkten hin und her, ein Pendel, das die verstreichende Zeit markierte.
»Hören Sie«, sagte Clara schließlich. »Warum schlafen Sie heute Nacht nicht bei mir?«
Caxton schüttelte den Kopf. Ihr ganzer Körper bebte. »Sie … du weißt, dass das nicht geht.«
»Nein, ich meine nicht das, wir würden nicht zusammen schlafen. Ich meine, du könntest in meinem Bett schlafen. Mit mir, weil ich weder ein Gästezimmer noch eine vernünftige Couch habe. Aber wir würden die Klamotten anbehalten. Ich halte es bloß nicht für eine gute Idee, dass du heute Nacht allein bist.«
»Du hast keine Ahnung, wie allein ich im Augenblick bin.« Es klang bitter, und sie wollte sich bei ihr entschuldigen. Sie setzte dazu an, aber der Ausdruck auf Claras Gesicht ließ sie innehalten. Die Verletzung war ihr trotz aller gegenteiligen Bemühungen zu deutlich anzusehen – wenn sie bestätigt hätte, was gerade passiert war, hätte das Clara nur noch mehr verletzt.
Clara startete den Motor und bog auf den Highway nach Westen ein, in Richtung Harrisburg. Caxton musste Deanna sehen, bevor sie etwas anderes tun konnte. Sie musste Dees Hand halten und darüber nachdenken, wie ihr nächster Schritt aussehen sollte.
Sie machten das Radio an und fuhren schweigend. Caxton sah zu, wie der Schnee immer dichter wurde, je weiter sie kamen, und wünschte sich, sie könnten sich einfach auf magische Weise an ihr Ziel versetzen. Sie war überzeugt, dass es im Krankenhaus wärmer sein würde. Bei ihrer Ankunft gab es vor dem Seidle Hospital jedoch keinen Parkplatz, und sie mussten ein paar Mal um den Block fahren, bis sie einen fanden.
»Du musst nicht mit reinkommen«, sagte Caxton. Sie hatte nur nett sein wollen, aber Clara zuckte zusammen, als hätte man sie geschlagen. »Ich meine, es würde mir wirklich helfen, wenn du es tust, aber du musst das nicht machen.«
»Jetzt bin ich schon so weit mitgekommen«, sagte Clara beinahe aggressiv, aber da lag ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht.
Caxton hätte alles getan, um die entspannte
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