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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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bestand – schließlich muss man vom Rauchen husten, genau wie von der Schwindsucht. Wer weiß? Vielleicht taten ihnen die Kranken auch einfach nur leid.«
    Caxton starrte ihn an. »Ich habe heute Abend keine Geschichtsstunde erwartet«, sagte sie. Er erwiderte nichts darauf. »Sie haben behauptet, ich läge völlig daneben. Wo also noch?«
    »Arabella Furnace wurde in den Fünfzigern geschlossen, es steht aber nicht leer. Hier gibt es noch immer Patienten. Nun, eine letzte Patientin.«
    Wie üblich erhielt sie keine weiteren Informationen. Sie musste sich also selbst überlegen, welche Art Sanatorium für eine einzige Patientin geöffnet bleiben würde.
    Sie traten durch den Haupteingang, vor dem ein einzelner Wachmann in einer marineblauen Uniform wartete, ein M4-Gewehr über die Stuhllehne gehängt. Seinen Abzeichen nach handelte es sich um einen Beamten der Strafvollzugsbehörde. Er sah gelangweilt aus. Anscheinend kannte er Arkeley, auch wenn er keine Anstalten machte, den Marshal zu begrüßen.
    »Ich habe noch nie von diesem Ort gehört«, sagte sie.
    »Sie machen keine Werbung.«
    Sie gingen durch eine Eingangshalle mit schmalen Wendeltreppen in jeder Ecke, die sowohl nach oben wie nach unten führten. Hier und da hatte man Torbögen mit Ziegeln zugemauert und dann mit schmalen Türen versehen, die alle aufwendige Schlösser aufwiesen. An den Wänden hingen dicke Bündel aus Strom- und Ethernetkabeln; teilweise erstreckten sie sich auch quer durch den Raum, von Stahlhaken an der Decke gehalten.
    Caxton berührte den dunklen Stein einer Wand und fühlte seine massive Kälte und Standhaftigkeit. Neben der Stelle, wo ihre Hand auflag, hatte jemand seine Initialen in die Wand geritzt, ein kompliziertes Akronym aus einer Zeit klar definierter Namen: G.F.X.MCC., A.D.1912.
    Arkeley ließ ihr keine Zeit, die Atmosphäre in sich aufzunehmen. Er schritt eilig aus, seine quietschenden Schritte hallten in dem hohen Raum, und die Echos folgten ihr, als sie sich bemühte, mit ihm mitzuhalten. Sie passierten eine Stahltür, und sie sah, dass im Laufe der Zeit zahllose Hände die Farbe vom Türknauf gerieben hatten. Sie gingen durch einen weißen Korridor mit Rigipswänden, von dem Dutzende weiterer Türen abgingen, alle von Spinnenweben verhangen. Am anderen Ende verbarg sich hinter einer Plastikplane ein türloser Durchgang. Arkeley hob den Vorhang für sie zur Seite, eine seltsam tröstliche Geste, und Caxton trat ein.
    Die dahinter befindliche Abteilung war in ein blaues Glühen getaucht, das von einer gewaltigen Lampenleiste an der Decke ausging. Die Glühbirnen waren lackiert worden, sodass alles Rote in dem Raum schwarz erschien. Das Mobiliar war sehr unterschiedlich und irgendwie ungewöhnlich. Es gab Reihen veralteter medizinischer Gerätschaften, emailleüberzogene Stahlschränke mit Bakelitgriffen, die vermutlich aus der Zeit stammten, als die Kurklinik noch in Betrieb war. Es gab Laptops und etwas, das wie ein Miniatur MRT-Scanner aussah. In der Mitte des Raums stand ein Holzsarg mit Messinggriffen, dessen Inneres verschwenderisch gepolstert war. Über dem Sarg hingen Kameras, Mikrofone und andere Sensoren, die Caxton nicht identifizieren konnte, an dicken, ineinander verschlungenen Kabeln, damit man den Sarg ständig und umfassend überwachen konnte.
    Neben der Tür stand ein Kabelkasten, auf dem ein einziger Knopf montiert war. Arkeley drückte den Knopf, und tief im Inneren des Sanatoriums ertönte ein Summer. »Sie haben meinen Bericht gelesen. Sie wissen, dass ich auf dem Boot in Pittsburgh alle Vampire angezündet habe.«
    Caxton nickte. Sie konnte sich denken, was jetzt kam.
    »Sie werden sich auch erinnern, dass Lares nur genug Blut hatte, um drei seiner Vorfahren wiederzubeleben. Aber da war noch ein Vierter, der keine Nahrung bekam. Merkwürdigerweise brannten nur die mit Haut und Fleisch richtig gut. Der ohne wurde lediglich angesengt. Er hat das Feuer überlebt.«
    »Aber in Amerika sind Vampire ausgestorben«, protestierte sie hilflos.
    »In freier Wildbahn«, korrigierte er.
    Auf der anderen Seite des Raums wurde eine Plastikabsperrung zur Seite gehoben und ein Rollstuhl in den Sargraum gerollt. Der Mann, der ihn schob, trug einen weißen Laborkittel, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt waren. Er war ziemlich dürr – sonst war an ihm nichts weiter bemerkenswert. Andererseits konnte er im Vergleich mit seinem Schützling auch nur unscheinbar wirken. Die Frau im Rollstuhl trug ein

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