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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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auf dem Sargrand lag.
    »Sie wissen doch, dass sie nicht sprechen kann. Ihre Luftröhre ist vor Jahren verfault. Das ist die einzige Möglichkeit für sie, sich auszudrücken.« Hazlitt rieb sich mit dem Daumen den Nasenrücken. Er lächelte seinem Schützling zu, während sie Kraft sammelte, um mit ihrem krallenähnlichen Finger auf eine Taste zu tippen. »Sie sollten geduldiger sein, Arkeley«, sagte der Arzt. »Dann könnten Sie etwas von jemandem lernen, der so viel älter und klüger ist.«
    Als sie fertig war, faltete sie die Hände im Schoß und schaute bebend zu ihnen hoch. Hazlitt drehte den Laptop herum, damit alle den Bildschirm sehen konnten. Malvern hatte in sechsunddreißig Punkt großer Kursivschrift geschrieben:
    meine Brut
wird euch alle verschlingen
    Arkeley kicherte. Dann stand er auf und verließ den Raum. »Ich komme wieder, um euch beide zu überprüfen«, sagte er zu Hazlitt. »Bald.«
    Caxton folgte ihm nach draußen.
    Im weißen Licht des Korridors musste sie blinzeln und rieb sich die Augen. Sie ging Arkeley hinterher ins Innere des Gebäudes. Dort saß an einem Schreibtisch ein Corrections Officer, ein Strafvollzugsbeamter, mit den Abzeichen eines Sergeants; er starrte in einen kleinen Fernseher, vielleicht lief eine Sitcom. Der Empfang war so schlecht, dass das eingespielte Gelächter nicht vom Rauschen der Statik zu unterscheiden war.
    »Was kann ich für Sie tun, Marshal?« Der CO nahm langsam die Füße vom Tisch und griff nach seiner Tastatur.
    »Guten Abend, Tucker. Ich brauche ein paar Informationen über das Personal hier. Genau genommen brauche ich die Namen und Adressen von jedem, der hier in den, sagen wir, vergangenen zwei Jahren gearbeitet hat. Ich muss wissen, wer noch immer hier arbeitet, wer gegangen ist und warum. Können Sie mir diese Informationen beschaffen?«
    »Kein Problem.« Tucker fummelte mit der Maus herum und drückte eine Taste. Ein Stück weiter spuckte ein Laserdrucker drei Seiten aus.
    Arkeley lächelte, ein wärmeres und menschlicheres Lächeln, als er je für Caxton übrig gehabt hatte. »Man muss diese moderne Welt einfach lieben. Früher hat es Tage gebraucht, bis man so einen Bericht bekam. Sagen Sie, Tucker, wie ist hier so der Personalumschlag?«
    Der Wächter zuckte mit den Schultern. »Scheiße, nachts wird es unheimlich. Manche Leute kommen damit nicht klar. Andere, so wie ich, haben genug Mumm; die bleiben. Ich würde sagen, die Hälfte der Gesichter, die ich hier gesehen habe, hält keine Woche durch. Vielleicht zehn Leute im vergangenen Jahr. Dann gibt es da noch das Reinigungspersonal, die Wartung, Bauarbeiter, Sicherheitsinspektoren und dergleichen mehr. Die sind so kurze Zeit hier, dass sie sich nicht einmal vorstellen.«
    Arkeley nickte. »Das hatte ich befürchtet.« Er wandte sich Caxton zu. »Jeder dieser Menschen kann Kontakt mit Malvern gehabt haben.«
    »Was bedeutet, dass jeder von ihnen jetzt unser Vampir sein könnte«, erwiderte Caxton.
    Arkeley nickte. Sie hatte etwas begriffen. Caxton fühlte sich zugleich peinlich berührt und bestätigt. Arkeley nahm die Blätter aus dem Drucker. »Hazlitt soll sie isolieren, aber Sie haben ihn ja gesehen. Er tut alles, was sie verlangt.« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Jeder Arzt, den wir hier reinbringen, verliebt sich in sie.«
    »Hypnotisiert sie die Ärzte?« Caxton erinnerte sich an diesen Teil des Berichts.
    »Sie hat ihnen viel mehr zu bieten als nur ihren durchdringenden Blick«, erwiderte Arkeley und überflog die Blätter.
    »Warum holen Sie ihn nicht auf der Stelle dort raus und ersetzen ihn?«, wollte Caxton wissen. »Sie haben ein paar komische Vorstellungen von Polizeiarbeit.«
    Arkeley nickte bedächtig. »Passen Sie auf«, sagte er, »wenn jemand Ihr Feind sein will, dann müssen Sie eines tun: Sie geben ihm genau das, was er will. Das verwirrt ihn, und er fragt sich, was Sie vorhaben. Würde ich Hazlitt heute Abend feuern, würde er anfangen darüber nachzudenken, wie er Malvern hier herausholen kann. Wenn ich ihn aber bei ihr lasse, weiß ich wenigstens, wo ich beide finden kann.« Er schob die Seiten zusammen. »Gut. Jetzt fahren wir nach Hause und ruhen uns aus. Morgen früh fangen wir an, diese Namen zu überprüfen. Es ist immer besser, bei Tageslicht Vampire zu jagen.«
    Das klang vernünftig, fand Caxton. Sie gingen zurück zum Wagen, dessen Motorhaube und Fenster von Tau bedeckt waren. Caxton startete den Motor und fuhr auf den nächsten Highway zu, Route 322,

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