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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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sollte.
    Einen Moment lang nagte die Erschöpfung an ihr, und sie musste blinzeln, um den Kopf klar zu bekommen. Sie war nicht müde, jedenfalls nicht richtig – sie hatte den ganzen Tag geschlafen. Doch das Gefühl kehrte zurück, eine Woge der Trägheit, die ihre Arme so schwer werden ließ, dass sie neben ihr herunter sanken. Ihr Nacken schmerzte, weil er ihren Kopf halten musste.
    Es war Reyes, erkannte sie. Der Vampir spielte mit ihrem Verstand herum. Vielleicht wollte er nur mit der Macht angeben, die er über sie hatte – oder er wollte aus irgendeinem Grund tatsächlich, dass sie schlief.
    Ihr fiel der Halbtote ein, den sie auf dem Boden ihres Schlafzimmers gefoltert und getötet hatte. Er hatte ihr von dem hechizo erzählt, den sie benutzt hatten, damit Deanna das Fenster zerbrach. So etwas funktioniere nur bei Träumenden, hatte er behauptet. Träume. Man musste schlafen, um träumen zu können. Was auch immer der Vampir von ihr wollte, er würde Magie benutzen, um es zu bekommen, und seine Magie war nur wirksam, wenn sie nicht klar genug bei Verstand war, um dagegen anzukämpfen. Sie starrte ihn stirnrunzelnd an. »Ich bin nicht im Mindesten schläfrig. Wirklich, ich könnte bis zur Morgendämmerung wach bleiben«, sagte sie zu ihm, »und zusehen, wie du dich in eine matschige Pfütze verwandelst.«
    Seine Reaktion gab ihr das Gefühl, dass sich die Schwerkraft verdoppelt hatte. Ihre Gliedmaßen zogen sie in das Polster, ihr Körper krümmte sich zusammen, ihre Augen schlossen sich krampfhaft. Sie kämpfte dagegen an, hatte gerade genug Willenskraft, um es wegzustoßen, um bei Bewusstsein zu bleiben. Das kostete sie ihre ganze Kraft. Beim nächsten Versuch, das wusste sie, würde sie nicht widerstehen können.
    Er hatte noch immer kein Wort gesprochen. Piter Lares hatte seinerzeit auch nicht mit Arkeley gesprochen, als er ihn in seinen Schlupfwinkel zerrte. Caxton hätte zu gern gewusst, was das zu bedeuten hatte. Sie hätte zu gern gewusst, was zum Teufel hier eigentlich vorging.
    Reyes sah sie nicht an. Stattdessen kniete er nieder und schob eine Hand tief in die Flammen. Schmerz schoss in ihm empor, und Caxtons Körper krümmte sich als Antwort zusammen. Sie fühlte nur einen Bruchteil von dem, was er fühlen musste, aber es reichte aus, dass ihr ein gequältes Stöhnen entfuhr.
    Als er die Hand aus dem Feuer zog, war sie rußgeschwärzt. An den Fingern war Fleisch verbrannt und enthüllte schmale Knochen. Das Fleisch wuchs innerhalb weniger Sekunden nach, aber der Ruß blieb. Reyes stampfte heran und fuhr ihr mit den Fingern über Stirn und Wangen. Sie wollte das Gesicht abwenden, aber seine Stärke war übermenschlich. Er konnte sie perfekt ruhig halten, so ruhig, dass sie sich nicht einmal wie ein Wurm winden konnte.
    Seine Hände rochen nach Holzrauch und verbranntem Fleisch. Sie spürte seine Ungeduld, als er mit dem Ruß unter den Fingernägeln komplizierte Symbole auf ihr Gesicht malte. Sie begriff, dass er ein Wort schrieb, ein einzelnes Wort:
    SUEÑO
    Sueño, ein luzider Traum. Es hätte nicht so schwer sein dürfen, sie dazu zu bringen, dass sie den Fluch akzeptierte. In seinem Fall hatte ein Blick ausgereicht, eine zufällige Begegnung der Augen. Sie wehrte sich zu heftig, und es dauerte zu lange.
    »Welchen Fluch?«, fragte sie.
    Reyes riss die Augen auf. Anscheinend hätte sie nicht so viele seiner Gedanken mitbekommen dürfen. Er runzelte die Stirn und packte ihren Kopf mit beiden Händen. Sie versuchte, die Augen zu schließen, aber er drückte sie mit den Daumen auf.
    Sein roter Blick grub sich in ihre Augen hinein wie ein Bohrer in weiches Holz. Er riss ihr Bewusstsein weg, als würde er ihr die Kleider vom Leib fetzen. Sie konnte sich nicht wehren. Sie konnte kaum kläglich protestieren, zischte ein leises »Nein …«
    Im nächsten Moment war sie eingeschlafen.

38.
    Dunkelheit umfing sie, eine Dunkelheit, die viel tiefer war als alles, was sie in dem Sarg erlebt hatte. Da gab es keinen Boden unter ihr, auch nicht neben ihr oder über ihr. Sie lag reglos da. Dann veränderte sich etwas.
    Wo zuvor kein Licht gewesen war, gab es plötzlich welches. Ein matter, orangeroter Funken, der zusammen mit ihr in der Dunkelheit gestrandet war. Er pulsierte und flammte kurz gelb auf, als hätte sie einen brennenden Holzscheit angehaucht, aber dann kühlte er wieder zu einem dumpfen Orange ab. Sie griff danach, versuchte ihn am Leben zu halten, weil sie wusste, dass er verlöschen würde, wenn

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