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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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Zeitschriften einen runterholte …«
    Ein Fuß bewegte sich nach hinten, hob sich vom Boden. Er schwang von ihr weg. Und kam zurück. Er trat sie in den Leib, und sie war nicht darauf vorbereitet. Es fühlte sich an, als würden sich ihre Eingeweide verflüssigen und ihr die Kehle hochsteigen, gegen ihr Rektum drücken. Sie biss fest die Zähne zusammen und schaffte es irgendwie, alles zusammenzuhalten.
    »Du hattest nichts. Du warst ein Niemand«, stieß sie hervor. »Jetzt bist du noch weniger. Du bist etwas Unnatürliches. Das Licht der Sonne verwandelt dich in Schleim, du …«
    Er holte zum nächsten Tritt aus. Sie schrie auf, und er hielt inne, die Füße breitbeinig auf den Zement gesetzt, würde wieder zutreten, wenn sie nicht das sagte, was er hören wollte. Sie hätte gern etwas gesagt, egal was, leider hatte sie keine Ahnung, wie die richtigen Worte lauteten. »Wie spät ist es?«, fragte sie, bloß um Zeit zu schinden.
    Der Fuß schwang zurück und traf sie erneut. Es war, als würde man von einem fahrenden Auto gestreift. Sie fühlte, wie Knochen in ihrer Brust nachgaben. Der Schmerz schoss ihr bis ins Gehirn, und ohne Vorwarnung …
    … riss sie die Augen auf und sah schwarzen Qualm über die Decke treiben. Sie schaute nach unten, und da war wieder das rote Glühen des brennenden Metalls. Sie war zurück in ihrem Traum.
    In den paar Augenblicken, in denen sie wach gewesen war, war ihr Traum selbst fleißig gewesen. Caxton hatte den brennenden Schmerz in ihren Händen ignoriert und war die Kette hochgeklettert; sie hing drei Meter über der Oberfläche des geschmolzenen Metalls. Arme und Beine um die Kette geschlungen, war sie im Moment in Sicherheit, aber sie hatte nicht viele Möglichkeiten. Der Boden war nicht mehr zu sehen – das flüssige Eisen hatte die Halle geflutet, bis die Gussformen und Werkzeuge und alles bis auf den Rand der Roheisenpfanne mit brennendem, rauchendem Metall bedeckt waren. Die Gussform, auf der sie zuvor gestanden hatte, war geschmolzen und nur noch ein schwarzer Fleck auf der roten Oberfläche der brodelnden See. Das Feuermeer stieg immer weiter an – sie beobachtete, wie es die Fenster erreichte, und eine dicke Schicht dunkel funkelnder Schlacke breitete sich über die Ziegelwände aus, als weiterhin geschmolzener Stahl aus der Roheisenpfanne quoll.
    Es blieb nur der Weg in die Höhe, und über ihr war nur noch wenig freier Raum.
    Sie versuchte aufzuwachen. Sie versuchte es mit Kneifen, packte eine Hautfalte am Bauch und drehte sie um. Kräftig. Der Schmerz schoss durch ihren Bauch, aber nichts passierte. Sie zog einen Handschuh aus und ließ ihn in die brodelnde Flüssigkeit unter ihr fallen. Er traf auf die Oberfläche und flammte zischend auf, dann verschwand er für immer. Sie packte die empfindliche Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger mit den Zähnen und biss fest zu. Noch fester. So fest, dass es blutete.
    Der Schmerz weckte sie nicht. Voller Verzweiflung schloss sie die Augen und versuchte alles fortzudenken, versuchte durch reine Willenskraft den Rückweg in die reale Welt zu finden. Wieder scheiterte sie.
    Sie dachte an das kalte Stahlwerk, das seit langem stillgelegte Werk in der Realität, wo die Halbtoten darauf warteten, sie weiter zu verspotten, wo Reyes immer noch damit beschäftigt war, ihr die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Wollte sie wirklich dorthin zurück? War das so viel besser als das brennende Stahlwerk ihrer Träume?
    Verzweifelt, allein, wegen des Rauchs kaum in der Lage zu sehen oder zu atmen, klammerte sie sich an die heiße Kette und schluchzte. Sie konnte es nicht mehr ertragen. Die Traumwelt war eine Hölle aus Feuer. Die Realität war Schmerz und Folter. Es gab eine dritte Alternative, das wusste sie.
    Sie konnte einfach loslassen.
    Sie versuchte den Gedanken zur Seite zu schieben, ihn zu ignorieren, aber er kam immer wieder. Er verfolgte sie. Sie konnte einfach loslassen. Loslassen und stürzen. In alle Ewigkeit stürzen.

39.
    Als sie erwachte, schien ihr Mondlicht ins Gesicht. Sie blinzelte die silbrige Helligkeit weg und setzte sich auf. Durch eine zerbrochene Scheibe in den hohen Werksfenstern leuchtete der Mond und malte einen breiten Streifen auf den Boden.
    Caxton versuchte aufzustehen. Das war nicht einfach. Ihr Leib protestiere bei jeder Bewegung in einem ziehenden Schmerz, als würde sie jemand in Stücke reißen. Ihre Beine schmerzten, wo die Halbtoten sie am Vortag geschnitten hatten. Ihr Kopf war voller

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