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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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aber dann ist sie doch nicht erschienen. Ich war wirklich müde und
blieb nach dem Essen nicht lange. Ich ging zurück aufs Zimmer.«
    »Ist Terri im Zimmer, als Sie zurückkommen?«
    »Nein. Sie ist nicht da.«
    »Ist das nicht komisch?«
    »Nein. Eigentlich nicht. Sie ist immer wieder
mal verschwunden, seit wir hier sind. Sie hat mir gesagt, daß sie hier Freunde
hat.«
    »Sie haben geschlafen, Leslie. Hat Sie etwas
geweckt?«
    »Der Regen.« Sie seufzte. »Er dringt durchs
Fenster, und ich friere... aber ich glaube nicht, daß mich das geweckt hat.«
    »Was ist es dann, Leslie? Was weckt Sie?«
    »Zigaretten. Ich rieche den Rauch. Vielleicht
weckt mich das.«
    »Sind Sie allein im Zimmer?«
    »Nein.«
    »Was passiert dann? Wer ist dort bei Ihnen?
Terri?«
    »Ich friere. Ich habe nur ein T-Shirt an.«
    »Hören Sie etwas?«
    »Ja. Es ist Terri. Ihr ist übel. Sie stöhnt.«
    »Was machen Sie?«
    »Ich will etwas sagen... aber...«
    »Was, Leslie? Etwas hindert Sie daran, Terri
anzusprechen. Langsam. Halten Sie das Bild an.«
    »Sie ist nicht allein.«
    »Wer ist bei ihr?«
    »Ich weiß nicht. Ich will es nicht wissen. Mein
Gott, es passiert aufs neue.«
    »Was passiert aufs neue?«
    »Wenn sie jemand aufgelesen hätte — wie den
Würger von Boston. Was wäre... Nein.«
    »Hat Terri das schon häufiger getan?«
    »Nein.«
    »Was machen Sie?«
    »Nichts.«
    »Warum?«
    »Ich glaube, ich weiß, wer bei ihr ist.«
    »Wer ist es, Leslie?«
    »Da ist so ein komisches Licht, das von der
Straßenlaterne durch den Regen sickert. Es streift mich und schimmert auf dem Boden.
Schwarze Slipper mit Troddeln. Ich sehe sie.«
    »Sind es Terris Schuhe?«
    »Nein. Es regnet stark. Herein auf mich.«
    »Wer ist bei Terri, Leslie?«
    »Ich will nicht hören, wie sie es tun. Warum muß
ich daran teilhaben? Es ist — so intim. Ich bin nicht so. Es ist nicht fair von
ihr, ihn in unser Zimmer zu bringen.«
    »Sie wissen, wer es ist, Leslie, nicht wahr?«
    »Er hat eine Frau und zwei kleine Kinder...«
    »Verstehen Sie etwas von dem, was sie reden?«
    »Nein. Ich will nichts hören.«
    »Was machen Sie, Leslie?«
    »Ich lege mich zurück, ziehe die Decke über den
Kopf und halte mir die Ohren zu, wie ich es immer getan habe. Irgendwann
schlafe ich ein.«
    »Was passiert am Morgen?«
    »Die Sonne scheint. So hell, daß sie mich
weckt.«
    »Ist noch jemand im Zimmer?«
    »Nein. Ich habe alles nur geträumt. Terri kommt,
in ein Badetuch gehüllt, aus der Dusche. Sie sagt: >Aufgewacht,
Faulpelz!< Sie ist so fröhlich.«
    »Sagen Sie etwas wegen der vergangenen Nacht?«
    »Ich sage: >Terri, hast du gestern nacht
jemand mit herauf-gebracht?<«
    »Sie schaut mich an, als ob ich verrückt wäre.
Ich bin nicht sicher, ob alles ein Traum war. Sie sagt: > Beeil dich
lieber. Wir sind um halb zehn dran.<«
    »Was machen Sie?«
    »Ich stehe auf. Ich habe Hunger. Ich rieche
Toast mit Butter und Kaffee. Dann bitte ich sie zu warten und dusche schnell.
Terri zieht eine schwarze Strumpfhose an, dann ein schillerndes Trikot mit
einer Laufmasche. Sie hebt etwas vom Boden auf und streift es über das
Handgelenk. Etwas, das ich noch nicht gesehen habe... oder vielleicht...«
    »Beschreiben Sie es, Leslie.«
    »Ich... ich versuche es... ich kann es nicht
deutlich sehen.«
    »Dann erzählen Sie weiter. Was machen Sie
danach?«
    »Ich gehe unter die Dusche.«
    »Leslie, ist noch etwas anderes in jener Nacht in
dem Zimmer passiert, worüber Sie berichten wollen?«
    »Nein.«
    »Schön, Leslie. Sie haben es sehr gut gemacht.
Wir hören jetzt auf. In wenigen Minuten werde ich Sie auffordern, aufzuwachen.
Ich werde sagen: >Eins, zwei, drei, vier<, und bei >vier< werden Sie
völlig frisch aufwachen. Sie werden sich wie nach einem sehr entspannenden
Schlaf fühlen, und die Erinnerung an das, was in dem Hotelzimmer geschehen ist,
wird deutlich sein. Schalten Sie jetzt den Fernseher aus, schließen Sie die
Augen und lassen Sie Ihren Körper schweben. Sie sind sehr entspannt, sehr
ruhig.«
    Sie schaltete das Bild ab, lehnte sich zurück
und schwebte.
    »Jetzt werde ich in einer Minute >Eins, zwei,
drei, vier< zählen, und bei >vier< werde ich Sie auffordern
aufzuwachen. Sie werden sich vollkommen erfrischt fühlen. Eins... zwei...
drei... Wachen Sie auf, Leslie.«
    Blinzelnd öffnete sie die Augen. Sie fühlte sich
desorientiert und konnte sich nicht bewegen.
    »Bleiben Sie still sitzen, Leslie«, sagte Tom
McLean. »Ganz locker. Erzwingen Sie nichts. Es dauert ein paar

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