Der letzte Vorhang
Minuten.«
Ihre Hände begannen sich von allein zu regen.
Sie streckte sich. »Du meine Güte«, sagte sie.
»Wie fühlen Sie sich?«
Sie lächelte ihn an. »Als ob ich gerade aus dem
besten Schlaf, den ich jemals gehabt habe, aufgewacht wäre.«
»Möchten Sie mich irgendwas fragen?«
»Lassen Sie mir einen Moment Zeit.« Sie streckte
sich noch einmal. »Das ist ein herrlicher Sessel.«
Er lächelte. »Wie lange haben Sie darauf
gesessen?«
»Eine Minute, zwei... ich weiß nicht.«
»Es waren vierzig Minuten, Leslie.«
Sie war verblüfft. »Nicht zu glauben.«
»Sagen Sie mir, wie Sie sich fühlen, woran Sie
sich erinnerten, als Sie im Zimmer saßen und den Film ablaufen ließen. Du
kannst dich jetzt zu uns setzen, wenn du willst, Silvestri.«
Silvestri legte seine Hand auf ihren Scheitel,
dann setzte er sich auf den anderen Ledersessel.
»Berichten Sie, Leslie«, sagte McLean. »Es wird
Ihnen alles wieder einfallen.«
Sie schloß die Augen, sah alles, öffnete sie.
»Es war so deutlich zu erkennen«, begann sie. »Wie konnte mir das nur
entgehen?«
MEMORANDUM
An: Carlos,
Leslie, Medora, Foxy, JoJo, Ensemble
Von: Edward Venderose,
Generalintendant
Datum: 8. Dezember 1994
Betr.: Combinations in concert
Streicht bitte den
Probetermin am Donnerstag (22.) rot an. Aufgrund der Überlegung, daß wir eine
Kostümprobe von 10 bis 13 Uhr haben, setze ich nur vier Stunden für die
Garderobe an. Wenn wir die Garderobendienste über diese Zeit hinaus brauchen,
müßtet Ihr das vielleicht auf einen vollen Acht-Stunden-Einsatz ausdehnen, ABER
— das kostet zusätzlich.
44. Kapitel
»Hallo, Nancy? Hier ist Leslie. Dieser
vierstündige Garderobentermin. Brauchen wir wirklich soviel Zeit? Treten wir
nicht alle in Stretchtrikots von DKNY auf?«
»Peg Button wird mit einer Truhe voller Accessoires
dabeisein. Sie sagt, sie braucht die Zeit. Übrigens hat sie eine schwarze Weste
mit Pailletten für dich.«
»Pailletten? Um Himmels willen, die springen ab
und geraten mir während meiner ganzen Nummer unter die Füße. Frag sie, ob sie keinen
anderen Vorschlag hat. Zum Beispiel Glasperlen.«
»Was hältst du davon, Silvestri?« fragte Tom
McLean. »Ich bin davon überzeugt, daß wir es haben.«
»Ja«, stimmte Silvestri zu. Er stand auf der
anderen Seite des Raums und sprach leise mit McLean. Wetzon konnte ihn kaum
hören.
»Wie fühlst du dich, Les?« Er reichte ihr die
Hand und zog sie vom Sessel hoch.
Beinahe widerstrebend stand sie auf.
»Ausgezeichnet.« Sie strahlte Tom McLean an und
hielt Silvestris Hand fest. »So entspannt hast du mich garantiert noch nie
erlebt. Dieser Mann ist ein Hexenmeister. Er hat mich verzaubert.«
»Haben Sie zu der ganzen Sache eine Frage?«
wollte McLean wissen.
»Eine große. Könnte die Erinnerung täuschen?«
fragte Wetzon. »Warum habe ich mich nicht früher daran erinnert? War es wegen
Medora und weil ich dachte, es wäre nicht richtig, was da passierte, so daß ich
es verdrängte?«
»Das ist möglich«, sagte McLean. »Was haben Sie
gemeint, als Sie sagten, es passiert aufs neue?«
»Das habe ich gesagt?«
»Ja.«
»Ich weiß nicht.«
»Leslie, manchmal kommt nach einer Hypnose die
Erinnerung erst später zurück — nach Stunden, Tagen, sogar Wochen.«
»Sie meinen zum Beispiel, was Terri vom Boden
aufhob?«
»Das und andere Dinge.«
Silvestri sagte: »Ich werde mich noch einmal mit
Medora Battle unterhalten und es dann am Montag mit einem Mitarbeiter der
Staatsanwaltschaft besprechen.«
Sie gingen zu Fuß zurück, weil sie Lust dazu
hatte. Es war kalt. Winterluft. Aber sie fühlte sich federleicht und frei. Nur
seine Hand um die ihre hielt sie auf der Erde.
»Wäre es nicht herrlich«, sagte sie, »wenn ich
dieses Gefühl für die Show bewahren könnte?«
Er fand es lustig. »Ich könnte Tom bitten,
vorbeizukommen und dir einen Schuß zu setzen, bevor du auftrittst.«
Sie blieb stehen. »Silvestri, mir ist gerade
etwas eingefallen. Ich lade ihn ein. Was meinst du? Wäre das unpassend?«
»Nein.«
»Ich frage ihn, an welchem Abend, Donnerstag
oder Freitag, er Zeit hat. Ich habe für jeden Abend vier Karten bestellt. Wobei
mir einfällt — an welchem Abend möchtest du kommen?«
»An beiden.«
»Beide? Wirklich?«
»Möchtest du mich nicht dabeihaben? Oder hast du
den Platz einem anderen Mann versprochen?«
»Ich möchte dich dabeihaben, und es gibt keinen
anderen Mann, wie du genau weißt. Du hast mich nie auf der Bühne
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