Der letzte Vorhang
ich zu spät.« Foxys Stimme
war rauchig. Sie sah auf die Uhr — eine Movado mit schwarzem Zifferblatt und
kleinen Diamanten — und ließ die Finger leicht über die Tasten wandern, als
könnte sie nicht an einem Klavier sitzen, ohne es zu berühren. »Ich habe eine
Besprechung.«
»Schade«, sagte Wetzon, »und ich dachte schon,
du würdest mit uns proben.« Sie schüttelte die Stepschuhe aus dem Beutel und
schnickte ihre Turnschuhe fort.
Foxy lächelte, und all die vielen Falten
bewegten sich harmonisch. »Carlos und ich haben uns über den Verkauf ans Fernsehen
unterhalten.«
Wetzon schob die Füße in die Stepschuhe und
schnallte die Riemchen am Spann zu. »Wir waren überrascht, daß wir vor
vollendete Tatsachen gestellt wurden.« Sie hob den Blick zu Foxy, die immer
noch auf der Klavierbank saß und über die Tasten strich, und sah eine Spur von
— Verlegenheit? Abwehrhaltung? — ganz kurz in den dunklen Augen aufleuchten und
verschwinden.
»Das Angebot war gut, und das Geld können wir
alle brauchen. Außerdem bekommt Show Biz Shares einen hübschen Brocken davon.«
»Aber niemand sollte doch Gewinn damit machen.«
»Nach allem, was ich höre, bist du dem
Geldverdienen nicht abgeneigt.«
»Hoppla«, sagte Carlos. Er stand graziös auf und
beugte sich dann aus der Hüfte, um seinen Kaffeebecher aufzuheben.
»Das ist wahr, Foxy.« Auch Wetzon stand auf,
während ihre Augen Pfeile auf Carlos schossen. »Aber nicht, wenn ich meine Zeit
und Energie einer Sache widme, die ich für ein wohltätiges Unternehmen gehalten
habe.« Sie lehnte sich wieder an die Barre, bog die Zehen und tippte die Füße
auf, klick, klick, klick.
»Oh, bitte, Leslie. Glaub mir, auf diese Weise
verdient jeder. Ich verspreche dir, daß auch Show Biz Shares zufrieden sein
wird.« Foxy lächelte wieder, schlüpfte in die Ärmel der Cashmerejacke und
schlang einen schwarzweißen Seidenschal um den Hals. Ihre weichen schwarzen
Slipper machten so gut wie kein Geräusch auf dem Fußboden.
»Häschen«, riet Carlos, »gib auf. Das hier
verlieren wir.«
Wetzon seufzte. »Foxy, warte...«
Foxys Schuhe kamen mit einem komischen
Quietschen zum Stehen. Sie machte kehrt.
»Also gut, Waffenstillstand«, sagte Wetzon. Sie
wollte sich Foxy nicht zur Feindin machen. Das Leben war zu kurz. Außerdem
bestand eine wenn auch geringe Chance, daß Foxy sich an etwas Wichtiges im
Zusammenhang mit Terri erinnern könnte. »Ich wollte dich etwas fragen.«
Foxy lächelte, und die Falten verknitterten
sich.
»Terri Matthews«, sagte Wetzon.
»Was ist mit ihr?«
»Du erinnerst dich an sie?«
»Natürlich. Sie sang wie ein Engel.«
»Ja. Du wirst gehört haben, daß wir sie nicht ausfindig
machen konnten.«
»Wahrscheinlich führt sie irgendwo ein
gutbürgerliches, normales Leben, mit einem Mann, der jeden Freitagabend zum
Bowling geht, und zweieinhalb Kindern.« Ihr Ton war spöttisch.
»Du konntest sie nicht leiden?«
»Wie kannst du das behaupten?«
Carlos legte einen Arm um Wetzons Schultern.
»Immer mit der Ruhe, Mädchen.«
»Ich kann es aus deiner Stimme heraushören. Wenn
ihr nun etwas Furchtbares zugestoßen wäre?«
Foxys Augen verschwanden fast zwischen den
Falten. »So geht es solchen Mädchen manchmal.« Sie war ein Eisbrocken, nein,
ein ganzer Gletscher.
»Welchen Mädchen, Foxy?«
»Häschen...« Carlos drückte ihre Schulter.
Wetzon schüttelte ihn mit einem Ruck ab. »Nein,
Carlos. Ich will es kapieren, was Foxy meint.«
Foxys Augen funkelten. »Und ich möchte, daß du
es kapierst, Leslie. Schlimme Dinge stoßen Mädchen wie Terri zu, die ihre
Finger nicht von Dingen lassen, die ihnen nicht gehören.«
DIE MAGIE DER GOLDENEN JAHRE AM BROADWAY
NEUINSZENIERUNG
Mort Hornberg, Carlos Prince, Leslie Wetzon
Show Biz Shares
in Verbindung mit der Nederlander Organization
präsentieren
die Original-Broadwaybesetzung.
Tommy Brown
Joan Fisher
Vicki Howard
Kenny Klein
Bonnie McHugh
Margie Nicholson
Carlos Prince
Bob Rosen
Steve Sedlet
Leslie Wetzon
Regie:
Mort Hornberg und Carlos Prince
Choreographie:
Carlos Prince
Musik und Songtexte:
Phyllis Reynard
Buch:
Roger und Medora Battle
Orchestrierung:
Howard Haines
Musikalische Leitung:
JoJo Diamond
Originalaufnahme
Eggplant Records
Der Vorverkauf beginnt am Montag, 28. November,
12 Uhr.
Telefonische Bestellung: (212)555-6200 oder an
der Kasse des Richard Rodgers Theatre
Karten: $ 250, $150, $ 90
Nur zwei Vorstellungen:
Donnerstag, 22. Dez., und
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