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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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zu schießen, und
er hatte Smith ins Gesicht geschlagen.
    Sirenen begannen zu schrillen, und kurz darauf
kamen zwei Feuerwehrautos in Sicht, die auf der 86. Straße nach Osten rasten.
Rauchwolken drangen durch die vernagelten Fenster eines Mietshauses an der Ecke
der Columbus, das gerade renoviert wurde. Feuerwehrmänner stiegen aus, und zwei
rannten rufend nach oben.
    Eine kleine Menge Schaulustiger versammelte
sich, aber Wetzon ging weiter. Keine Minute warte ich hier, dachte sie. Mein
Urteil über Hartmann war in keiner Hinsicht falsch. Ich wußte vom ersten
Augenblick an, als ich ihn kennenlernte, daß er ein Miststück ist.
    Vielleicht hatte sie bei Frauen ein schlechteres
Urteilsvermögen. Vielleicht neigte sie dazu, Frauen mehr zu vertrauen als
Männern.
    Mit dieser Offenbarung gelangte sie zum Eingang
ihres Hauses, wo Rafael mitten auf dem Bürgersteig stand, um die
Feuerwehrmänner zu beobachten. Er wünschte ihr einen schönen Feiertag und hielt
ihr die Tür auf. Auf einem Tisch in der Mitte der Halle stand ein elektrischer
siebenarmiger Leuchter für die jüdischen Hausbewohner, einschaltbereit, denn am
kommenden Montag bei Sonnenuntergang würde Chanukka beginnen. Früh in diesem
Jahr.
    Ihr Gesicht prickelte durch den plötzlichen
Temperaturwechsel. »Ist Mr. Silvestri schon hinaufgegangen?« fragte sie den
Portier.
    »Ich habe ihn nicht gesehen, und ich bin schon
den ganzen Nachmittag im Dienst.«
    Als sie die Tür öffnete, gab es keine
überschwengliche Begrüßung von Izz. Keine Izz, die sie mit bedingungsloser
Liebe überschüttete. Und Izz’ Leine war fort, nicht jedoch ihr gestrickter
Pullover, in dem sie, wie Silvestri behauptete, wie eine Katze aussah.
    So, meinen Hund nimmt er mit zu seiner Mutter,
und mich nicht, dachte sie. Dann ermahnte sie sich selbst. Jetzt spinnst du
wirklich, Leslie Wetzon. Du bist eifersüchtig auf einen kleinen Hund.
    Sie schaltete sämtliche Lampen an. Ihr
Anrufbeantworter zeigte eine Nachricht an, und sie ließ das Band zurücklaufen.
    »Leslie.« Es war Peter Koenigs klangvolle
Stimme. »Ich habe heute zwei Shows. Können wir uns morgen irgendwann
unterhalten? An der ganzen Geschichte beunruhigt mich etwas.« Er gab seine
Nummer an.
    Wetzon schlüpfte aus ihrer Partykleidung und zog
Leggings und ein Sweatshirt an. Silvestri würde bei der
Schauspielergewerkschaft oder sonstwo die Blutgruppen von Peter, Mort und der
gesamten ursprünglichen Truppe überprüfen. Vielleicht war sogar Davey Lewin
vorhanden, weil auch er früher Tänzer gewesen war. Und wenn die Gewerkschaft
sie nicht hatte oder nicht herausgeben durfte, saßen sie fest. Bis auf die
Geschichte mit April Battle.
    Aber morgen würde ohnehin niemand im
Gewerkschaftsbüro sein, es würde also alles bis Montag warten müssen.
    Sie stellte den Jazzsender aus Newark ein und
trainierte ungefähr zwanzig Minuten zu den Klängen des Modern Jazz Quartet, ein
Oldie, aber gut. Dann schaltete sie das Radio aus und legte Combinations in den CD-Spieler. Sie ließ es durchlaufen und improvisierte dazu. Als ihre
Nummer an die Reihe kam, tanzte sie mit Rücksicht auf die Nachbarn einen Stock
tiefer in Socken. Ah, die Freuden des Wohnens im Mehrfamilienhaus.
    Plötzlich erschöpft, schaltete Wetzon alles aus.
Sie tappte ins Schlafzimmer, legte sich aufs Bett und zog die Steppdecke über
sich.
     
    Sie konnte L’Air du Temps riechen. Es war dunkel,
aber Leslie wußte, daß Terri in ihrem Zimmer war, auf dem anderen Bett mit dem
Rücken zu ihr. Terri telefonierte mit aufgeregtem Geflüster. Das war es, was
Leslie geweckt hatte, die Erregung in Terris Stimme. Es ist nicht richtig zu
lauschen, sagte sie sich und verschloß die Ohren.
    Aber, dummes Ding, sagte ihr anderes Ich, das neben ihr stand, wenn
du lauschst, könntest du erfahren, wer der Mörder ist.
    Warum auch, sagte Leslie. Wenn es Rog war, was nutzt es, das zu wissen? Rog
ist tot.
     
    Das Telefon läutete weit weg. Wetzon rollte
herum und barg das Gesicht im Kissen. Gerade als das Läuten endlich aufhörte,
krabbelte Izz über Wetzons Rücken, kratzte am Kissen und stieß ihre kalte,
nasse Nase an Wetzons warmen Hals.
    »Geh weg, böser Hund«, murmelte sie.
    »Les?« Silvestri warf sich auf die Steppdecke
und legte einen Arm über sie.
    »Du hast Kälte mitgebracht«, klagte sie, ohne
sich zu rühren.
    »Wen kümmert das?« flüsterte er.
    »Genau das ist es in Kurzfassung«, sagte sie zu
ihrem Kissen.
    »Stimmt nicht.«
    »Du hältst mich auf Abstand, während

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