Der letzte Vorhang
Zuckerstück. Mort hat mich eingeladen. Joel ist noch nicht auf der
Höhe, und es sind so viele Dinge hinsichtlich der Verfilmung fürs Fernsehen zu
besprechen, besonders im technischen Bereich. Natürlich bin ich der Neuling,
weil Mort das früher schon gemacht hat, aber dieser reizende Edward Venderose
ist sehr hilfsbereit gewesen.« Smith stand auf und öffnete die Tür.
»Personalbesprechung für alle«, verkündete sie, als hätten sie zehn
Mitarbeiter.
»Mit anderen Worten, Ed ist für die
Fernsehproduktion zuständig.« Kein Wunder, daß Mort ihn dazugenommen hatte,
aber warum sollte die Bühnenproduktion sein Gehalt übernehmen? Falls die
TV-Produktion ihn bezahlte, würde unterm Strich mehr Geld für Show Biz Shares
herauskommen. Verdammt, sie wollte das bei Mort zur Sprache bringen.
Wetzon überließ Darlene ihren Stuhl und setzte
sich auf den Schreibtisch, während Max seinen Stuhl aus dem Empfangsbereich
hereinrollte. Die Telefone blieben unnatürlich stumm. Wetzon hoffte, daß dies
kein weiteres Omen für das Klima an der Wall Street war. Die Märkte warteten
nervös auf die neuesten Arbeitslosenzahlen und sorgten sich um den nächsten
Schritt der Bundesbank.
»Die Versammlung wird um Ruhe gebeten«, sagte
Smith, obwohl niemand sprach. »Ich bitte euch alle, beim Entwurf eines
Arbeitsplans für das neue Jahr, das vor der Tür steht, mit persönlichen
Zielsetzungen mitzuwirken. Zwischen jetzt und Jahresbeginn wird sehr wenig
abgeschlossen. Das wissen wir aus Erfahrung, nicht wahr, Wetzon?«
»Stimmt. Von heute bis zum zweiten Januar ist
die geselligste Zeit des Jahres in New York. Fast jeden Abend finden Partys
statt. Weihnachtspartys, Abendeinladungen, Cocktailpartys, Bürofeiern —
übrigens, haltet den zwanzigsten für unsere frei — , Brunchs, Mittagessen und
Tage der offenen Tür.«
Max fragte: »Heißt das, daß keiner geschäftliche
Verabredungen trifft?«
Darlene kratzte an ihrem Nagellack und sagte
gelangweilt: »Natürlich nicht.« Wetzon fragte sich, wohin die so unsicheren
Verhaltensweisen, die sie anfangs gezeigt hatte, gekommen waren. Alles nur
gespielt?
»Die meisten Firmen fahren die Geschäfte
zurück«, erklärte Smith, an Max gewandt. »An der Wall Street sind die großen
Verkäufe zur Abgleichung von Verlusten weitgehend abgeschlossen. Die Kunden
beginnen, sich um die Steuern zu sorgen. Das Geschäft läuft träge.«
»Aber wenn du den richtigen Zeitpunkt
erwischst«, sagte Wetzon, »lassen sie sich auf Gespräche ein.«
Darlene schlug die Beine übereinander. Sie trug
Strümpfe mit Fischgrätenmuster und Zehn-Zentimeter-Absätze. Ihr kurzer Rock
rutschte den halben Oberschenkel hoch. »Ich habe vier Vorstellungsgespräche
vereinbart«, sagte sie.
»Gute Arbeit«, lobte Wetzon. »Sie sollten
wissen, daß Keegen einen Rückzieher gemacht hat. Keine Unterlassungsurteile mehr.
Das Gericht hat die Sache fallengelassen. Und Keegen leugnet den Anschlag auf
Sie.«
»Und Sie glauben ihm?« fragte Darlene verletzt.
»Nicht unbedingt. Ich sage nur, daß er, falls er
für diesen hinterhältigen Schuß verantwortlich war, gewarnt ist. Detective
Metzger glaubt nicht, daß Sie etwas zu befürchten haben.«
Darlene sah Wetzon mit einem triumphierenden
Lächeln an, dann wandte sie sich an Smith. »Dann kann ich also jeden anrufen,
den ich von früher kenne?«
Smith nickte. »Ja, aber ich meine, Sie sollten
im weiteren Umkreis tätig werden. Was meinst du, Wetzon? Wetzon kann New York,
New Jersey, Connecticut und Pennsylvania behalten, und Sie können den Rest des
Landes haben, Darlene.«
»Hört sich gut an«, bemerkte Wetzon. So wie sich
das Geschäft entwickelte, könnte Darlene bald das ganze verdammte Land haben.
»Was ist mit mir?« fragte Max, während er leger
sein Jackett öffnete, damit sie auch bestimmt seine Hosenträger mit dem Bullen
und dem Bär zur Kenntnis nehmen konnten.
»Bester Max«, sagte Smith überschwenglich. »Du
bist der beste Kundenwerber, den wir jemals hatten. Wir geben dir einen neuen
Titel. Was meinst du, Wetzon?«
Wetzon schloß ein Auge und lächelte Max an. Sie
und Smith wußten, daß ein Phantasietitel Türen öffnete. George Abbott, der
verstorbene legendäre Broadwayregisseur und -produzent, hatte es am besten
ausgedrückt; »Druck ihre Namen groß auf die Plakate«, sagte er. »Das ist ihnen
immer wichtiger als Geld.«
Wetzon sagte: »Was hältst du von
Stellvertretender Vizepräsident für Telemarketing?«
»Oh«, sagte Max aufgeregt
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