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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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waren und beide Harvard besuchten,
hatten sie in der Tat wahrscheinlich mehr miteinander gemeinsam als alle
anderen im Zimmer.
    Nahe der Tür stand Foxy; Ed Venderose nahm ihre
Kartenbestellungen und Anweisungen entgegen.
    Wetzon fragte sich, wo JoJo war.
    »Schnapp dir einen Stuhl, Leslie«, sagte Mort.
»Mach daraus keine Probleme. Nancy und ich verstehen uns, was, Nancy?«
    Nancy, in jeder Hand eine Tasse und Untertasse,
kam gerade ins Zimmer und zuckte zusammen. JoJo folgte ihr mit drei Dosen Cola.
Eine gab er Smith, eine Foxy, die dritte behielt er für sich.
    Nancy und JoJo, dachte Wetzon. Warum nicht? Wie
immer war JoJo großzügig. Bei Hotshot hatte er seine Freigebigkeit
keiner anderen als Poppy Hornberg zuteil werden lassen.
    Carlos und Wetzon nahmen den Kaffee, der wie
Kerosin roch und schmeckte. Hatte Nancy es fertiggebracht, versehentlich etwas
von Morts Fernet Branca hineinzuschütten?
    »So, okay. Räumen wir noch die allerletzten
Hindernisse aus dem Weg«, begann Mort, nachdem Nancy ihm sein Glas mit der
dunklen, klebrigen Flüssigkeit gebracht hatte. »Warum stehst du da herum?« fuhr
er sie an. »Mach die Tür zu, damit wir anfangen können.«
    Nancys Kinn zitterte, während sie sich auf den
leeren Stuhl neben Wetzon setzte. Sie schlug das schwarze Notizbuch auf und
begann zu schreiben.
    Carlos sagte: »Als erstes müssen wir darüber
reden, daß Ed und ich die Ortsgruppe wegen eines Zugeständnisses bei der Anzahl
der Musiker aufgesucht haben. Sie haben uns die kalte Schulter gezeigt. Sie
behaupten, es sei wegen der Fernsehproduktion, aber ich glaube, es wäre auch
sonst nicht gegangen.«
    »Na ja, das ist keine Überraschung, obwohl ich
sagen muß, daß sie nicht mehr so unnachgiebig wie früher sind. Sitzen wir also
auf drei Statisten fest?«
    »So ist es.«
    »Statisten?«
    »Das sind nichtspielende Musiker auf der
Lohnliste, weil der Vertrag mit der Gewerkschaft in einem bestimmten Haus eine
bestimmte Anzahl Musiker verlangt«, erklärte Ed. »Früher kamen sie wenigstens
noch ins Theater und trugen sich ein, heute brauchen sie nicht einmal mehr
aufzukreuzen.«
    »Und sie werden trotzdem bezahlt?« Smith sah
Wetzon mit dem besonderen Blick an, der besagt, Siehst du, das Theater
braucht mich.
    »Allerdings«, entgegnete Mort.
    »Und unser anderes Problem«, fuhr Ed fort, »ist
Bonnie McHughs Friseur. Er will nicht verhandeln, und er will außer ihr keinen
frisieren.«
    »Dann nehmen wir ihn überhaupt nicht«, meinte
Foxy.
    Ed antwortete: »Ohne ihn tritt sie nicht in der
Show auf. Offensichtlich macht er es ihr besonders gut.«
    »Ich enttäusche dich äußerst ungern, Ed«,
verkündete Carlos mit kaum verhohlener Schadenfreude, »aber zu deiner
Information — Bonnie ist lesbisch.«
    »Auch das noch«, sagte Smith.
    Tja, dachte Wetzon. Und wieso wußte ich nichts
davon? Andererseits neigte Carlos dazu, jeden auf der Welt für homosexuell zu
halten.
    Ed sagte: »Du meinst, alle sind schwul oder
lesbisch.«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Carlos, indem er
Wetzons Blick auswich. »Xenia ist es nicht, Medora auch nicht, und dich hätten
wir sonst ja auch nicht dabei.«
    »Das reicht«, sagte Mort. »Ihr alle kennt
inzwischen Xenia, nicht wahr?« Er strahlte Smith an. »Wie ihr wahrscheinlich
wißt, produzieren Xenia und ich zusammen mit Joel Kidde die Fernsehversion. Wir
machen es als Dokumentation. Jemand wird während der Proben und anschließend
während und nach der Vorstellung hinter den Kulissen mit einem Mikrophon und
einer tragbaren Kamera herumgehen. Es war mein Einfall. Ist das nicht toll?«
    Toll, dachte Wetzon. Sogar sie mußte zugeben,
daß es eine gute Idee war, aber schließlich stammte sie auch nicht von Mort.
Vor einigen Jahren war mit der konzertanten Fassung von Follies genau
das gleiche gemacht worden, um die Übertragung von der großen Bühne auf den
kleinen Bildschirm zu erleichtern.
    »Mir fällt gerade ein«, sagte JoJo, »wenn wir
diese Musiker bezahlen müssen, kann ich sie auch verwenden. Wir vergrößern das
Orchester. Dann wird’s im Fernseher auch besser klingen.«
    »Guter Kerl«, sagte Mort.
    »Und du kannst es Show Biz Shares in Rechnung stellen«,
sagte Wetzon, »damit mehr Geld für uns alle bleibt.«
    Mort musterte sie argwöhnisch. Sie merkte, daß
er nicht wußte, ob sie es sarkastisch meinte oder nicht.
    »Irgendwie«, warf Medora zaghaft ein, »hört sich
das nicht richtig an.«
    »Danke«, sagte Carlos. »Ich glaube, wir haben
alle vergessen, daß dies ein

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