Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Fahrt mit Kommilitonen an die Kanalküste, im Sommer 1984, hatte das Getriebe dann nach längerem Kampf seinen Geist aufgegeben. LaBréa und seine drei Studienfreunde ließen den Wagen stehen und setzten ihre Reise per Anhalter fort. Irgendwann holte ein Verschrottungsdienst den 2 CV vom Rand einer Allee zwischen zwei Dörfern auf dem platten Land der Normandie ab, und LaBréa musste für die Entsorgung siebenhundert Francs berappen.
Seit dieser Zeit hatte er nie wieder einen eigenen Wagen besessen. In Marseille hatte seine Frau Anne im Lauf der Jahre verschiedene Modelle von Renault gefahren, angefangen vom alten R4 bis zum neuesten Clio. Da LaBréa von Berufs wegen jederzeit ein Dienstwagen zur Verfügung stand, hatte sich die Frage nach der Anschaffung eines privaten PKW für ihn nie mehr gestellt.
Und so war er jetzt, im Unterschied zu Franck und Jean-Marc, auch keineswegs beeindruckt, als er und seine Mitarbeiter die Verkaufsräume des Autohauses Frolet betraten. Beim Anblick eines zitronengelben, nagelneuen Ferrari California und eines nachtblauen Lamborghini LP 560 Spider mit safranfarbenen Lederpolstern pfiff Franck voller Anerkennung durch die Zähne. Jean-Marc beugte sich durchs offene Fahrerfenster des Ferrari und warf einen Blick aufs Armaturenbrett.
»Mein lieber Mann«, sagte er zu Franck. »Sieht aus wie das Cockpit eines Airbus.«
Franck sah auf das Preisschild an der Windschutzscheibe und lachte kurz auf.
»Tja. Auch der Preis kommt dem eines Airbus nahe.«
LaBréa ging zügig durch den Showroom in den hinteren Teil der Halle, wo sich hinter einer Glastrennwand Büroräume befanden. Ein junger Mann, gediegen gekleidet in Anzug und Krawatte, erspähte die Beamten und kam ihnen mit einem gewinnenden Lächeln und beschwingten Schritts entgegen.
»Guten Tag, meine Herren. Was kann ich für Sie tun?«
LaBréa zückte seinen Polizeiausweis und stellte sich und seine Mitarbeiter vor. Aus dem Gesicht des Mannes wich das Erwartungsvolle tiefem Misstrauen. »Polizei?«, meinte er gedehnt und räusperte sich. »Um was geht es denn?«
»Sind Sie hier der Inhaber, Monsieur?«
»Ja. Ich bin der Juniorchef. Gestatten? Silvain Frolet.«
»Wir ermitteln in einem Mordfall. In der Wohnung des Ermordeten wurde Ihre Telefonnummer auf einem Zettel gefunden. Kannten Sie einen Mann namens Patrice Montana?« LaBréa gab dem Mann eine Beschreibung Montanas und erwähnte dessen Beruf.
Silvain Frolet schüttelte energisch den Kopf.
»Der Name sagt mir nichts, und so, wie Sie ihn beschreiben, kenne ich den Mann nicht.«
Jean-Marc hatte sich vom Informationscounter in der Mitte des Raums einige Prospekte gegriffen. Er gab sie LaBréa. Sie waren identisch mit denen, die sich am Vormittag in der Wohnung des Ermordeten befunden hatten. LaBréa zeigte sie dem Autohändler.
»Genau solche Prospekte waren wenige Stunden vor dem Tod des Opfers noch in dessen Wohnung.«
»Ja und?« Silvain Frolet blickte ihn fragend an. »Trotzdem kenne ich den Mann nicht.«
»Wer sind denn Ihre Kunden?«, wollte Franck wissen.
»In letzter Zeit läuft das Geschäft ziemlich flau.« Frolet klang resigniert. »Die Krise, Sie wissen schon. Wir haben dreißig Prozent weniger Verkäufe als noch im vergangenen Jahr.«
»Und in letzter Zeit? In den letzten Tagen?«
Der Autohändler überlegte einen Moment.
»Gestern kam ein Anruf wegen des neuen Ferrari California. Ein saudischer Prinz interessiert sich für eine spezielle Luxusausstattung. Er kommt am Freitag vorbei. Hoffentlich, kann ich nur sagen! Wenn das Geschäft klappt, haben wir fürs ganze Jahr ausgesorgt.«
»Und sonst?«
»Sonst leider nichts Konkretes. Nur heute Mittag, da rief ein Mann an. Er interessiert sich für einen gebrauchten
Ferrari, Modell 360 Modena. Er hatte unsere Anzeige im Figaro vom letzten Sonnabend gelesen.«
»Nannte der Mann seinen Namen?«, fragte Jean-Marc und zückte Notizbuch und Kugelschreiber.
»Nein. Aber als ich ihm sagte, der Wagen sei noch zu haben, wollte er vorbeikommen, um eine Probefahrt zu machen.«
»Wann?« LaBréa spürte eine plötzliche Anspannung. Sein Jagdinstinkt war erwacht.
»Noch heute. Doch ob er tatsächlich kommt...« Skeptisch wiegte er seinen Kopf. »Was meinen Sie, wie viele Leute hier anrufen und eine Probefahrt vereinbaren. Aber wenn sie dann nochmal über den Preis nachdenken, machen sie in neunzig Prozent der Fälle einen Rückzieher.«
»Wie teuer ist denn dieser Ferrari?«, wollte LaBréa
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