Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
wissen.
»Zweiunddreißigtausend Euro. Inklusive Mehrwertsteuer.«
Erneut stieß Franck einen Pfiff aus.
»Das ist ja ein echtes Schnäppchen!«
»Ein Notverkauf«, fügte Silvain Frolet hinzu. »Der Wagen hat sechzigtausend Kilometer auf dem Buckel, und der Besitzer braucht Geld.«
»Wer ist der Besitzer?«
»Der Boss einer großen Werbeagentur. France Publicité. Er hat den Wagen vor vier Jahren bei mir gekauft.
Brandneu. Aber seine Agentur hat Insolvenz beantragt. Ich habe ihm geraten, den Wagen nicht zu verschleudern. Aber ihm steht das Wasser wohl bis zum Hals.«
Er nannte Jean-Marc den Namen des Mannes, und der Paradiesvogel notierte ihn.
»Hat dieser Kaufinteressent am Telefon noch mehr gesagt? Wo er wohnt, um wie viel Uhr genau er vorbeikommen wollte?«
»Wo er wohnt? Hat er nicht gesagt. Und eine Telefonnummer hat er auch nicht hinterlassen. Er meinte, er käme so gegen achtzehn Uhr. Ich sagte ihm, dass ich das Geschäft um sieben Uhr schließen würde. Und ich sagte ihm auch, dass wir Gebrauchtwagen nur gegen Barzahlung verkaufen. Also keine Finanzierung, kein Ratenkauf. Er meinte, das sei kein Problem.«
LaBréa blickte auf seine Uhr. Es war kurz nach vier.
»Und sonst? Hat sich sonst noch jemand für einen Ihrer Wagen interessiert, Monsieur?«
»Nein, leider nicht. Ich sagte ja bereits, im Moment herrscht eine ziemliche Flaute.«
LaBréa nickte und überlegte. Sein Gefühl sagte ihm, dass er hier am Ball bleiben sollte. Er hatte einen Plan.
»Hören Sie, Monsieur Frolet. Sie tun jetzt bitte genau das, was ich Ihnen sage. Wir besprechen das am besten in Ihrem Büro.«
Franck warf noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf die beiden Luxuswagen und folgte dann den anderen ins Büro des Autohändlers.
Nachdem er Silvain Frolet genaue Instruktionen erteilt hatte, ging LaBréa mit seinen Mitarbeitern in ein nahe gelegenes Bistro, um eine Kleinigkeit zu essen. Seit dem hastig im Taxi verschlungenen, lauwarmen Stück Entenbrust am Mittag hatte LaBréa nichts mehr gegessen und war entsprechend hungrig. Jean-Marc und Franck ging es ähnlich, wobei Franck ohnehin jemand war, dessen Appetit unersättlich schien. Zwischendurch aß er oft mehrere Packungen Kekse, eine Tafel Schokolade, dick belegte Sandwiches.
Um diese spätnachmittägliche Zeit herrschte in dem Bistro gähnende Leere. Normalerweise servierte man hier erst ab achtzehn Uhr wieder warmes Essen. Doch die Wirtin, eine blasse, magersüchtig aussehende Mittdreißigerin, ließ sich zu einer Ausnahme bewegen. Alle drei bestellten ein Minutensteak mit Pommes frites, dazu Mineralwasser. Gegen halb sechs verließen sie das Bistro und gingen zurück zum Autohaus Frolet. Unterwegs meldete sich Claudine und teilte LaBréa mit, dass der Bordellbesitzer Marcel Villiers »sauber« sei. Kein Vorstrafenregister, keine sonstigen Auffälligkeiten. Außerdem stand das Kaliber der Waffe fest, mit der Patrice Montana erschossen worden war.
»Neun-Millimeter-Parabellum, Chef.«
»Das hatte Franck schon vermutet. Der Waffentyp?«
»Eine Smith & Wesson 5904. Die Ballistiker haben mikroskopisch kleine Schrammen an der linken Seite der Geschosshülse entdeckt.«
»Dann war die Waffe tatsächlich mit einem Schalldämpfer versehen«, stellte LaBréa fest.
»Ja. Wenn wir die Tatwaffe finden, müssten diese Schrammen eins zu eins auch im Pistolenlauf nachzuweisen sein.«
»Richtig. Danke, Claudine.« Er steckte sein Handy in die Tasche und blickte erneut auf die Uhr. Einen Moment lang kamen ihm Zweifel, ob er und seine Leute in Erwartung eines unbekannten Käufers, der sich für schnelle und teure Autos interessierte, hier nicht ihre Zeit vergeudeten. Doch dann schob er diesen Gedanken beiseite. Die Ermittlungen traten in eine entscheidende Phase, das spürte er. Einen Beweis dafür gab es nicht, doch LaBréa verließ sich auch dieses Mal auf seine Intuition. Es konnte kein Zufall sein, dass irgendjemand im Umfeld von Patrice Montana sich für schnelle Autos interessierte und am Tag der Ermordung des Geschäftsführers einen Probefahrttermin bei dem Autohaus verabredet hatte, dessen Telefonnummer am Tatort gefunden worden war.
Die Gebrauchtwagen des Autohauses Frolet befanden sich auf dem Parkplatz der Firma. Drei Ferrari-Modelle,
ein schwarzer Aston Martin DB9 Volante, zwei ältere Lamborghini und ein Maserati-Viertürer waren vor der Front eines Nebengebäudes akkurat nebeneinander geparkt. Ringsum trennten hohe Mauern den Parkplatz von den
Weitere Kostenlose Bücher