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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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hinaus. Ein schlanker junger Mann mit langen, welligen Haaren, hoher Stirn, schlanken Handgelenken und Knöcheln. Sie hatten ihm die Hände gefesselt und ihn geknebelt. Er trug zwar noch ein Hemd, aber bis auf eine dunkle Socke war er ansonsten nackt. Er lag auf der Seite, war noch bei Bewusstsein, war aber derart verprügelt worden, dass selbst das Anziehen der Knie – der Reflex zum Schutz der Weichteile – schon fast zu viel für ihn war.
    »Na los«, zischte die Wache. »Bald geht die Sonne auf.«
    »Erst jammert er über die Dunkelheit«, meinte Terry, »jetzt meckert er übers Tageslicht.«
    »Halt die Schnauze, Georgie, verdammt«, fauchte Dez. Er nahm einen Schluck aus der Flasche Haig und reichte sie dann Terry. Terry trank, goss dem Opfer etwas über den Kopf und trat ihm dann ins Gesicht. Dez fing sofort an, dem jungen Mann mindestens ein halbes Dutzend Mal in Bauch und Rippen zu treten, so als habe Terrys Aktion einen Schalter bei ihm umgelegt. Typisch Dez: Trank Terry ein Pint, trank Dez sechs und war am Ende doch nicht Terry.
    Der Mann am Boden gab ein undeutlich tierhaftes Geräusch von sich, kein Flehen, kein Protest, nur das Nebelhorn der Verzweiflung. Dez spuckte ihn an. Er stieg ihm halbherzig ein paar Sekunden auf das Gesicht, balancierte, rutschte ab. Terry griff in die Tasche und zog ein fünfzehn Zentimeter langes Messer mit Wellenschliff hervor. »Also«, meinte er mit der Stimme eines Familienvaters am Ende eines ordentlichen Sonntagsessens, »wir wissen ja, wo’s ihm am besten gefällt, nicht wahr?«
    Nennen Sie es Ästhetik. Vollendetem Sadismus wohnt zugegebenermaßen eine gewisse Schönheit inne, doch dieser Wirrwarr an Grausamkeit war eine Beleidigung. Dez und Georgie liefen vor sentimentalen Gefühlen schier über: Kumpelhaftigkeit; die Queen; Familie; Mama; harte Arbeit; diese gesegnete Insel. An Spieltagen standen diese beiden Engländer wohl grölend auf der Tribüne, mit offenen Armen und Tränen in den Augen. Im Gegensatz dazu hatte Terry Tiefe, doch fehlte es ihm an Mut und Weitsicht, die ihn in die Welt der anderen hätten hinaustragen können. Seine Vorstellungskraft war für immer auf sich selbst konzentriert. Ich hatte ein bizarres kleines Bild von ihm vor meinem geistigen Auge, wie er mit vor lauter Grübelei über die eigenen wirren Schachzüge schlaffem Gesicht auf dem Klo hockte – dann setzte ich mich in Bewegung.
    Schnell. Lachhaft schnell für sie. Georgie war tot, bevor die anderen beiden überhaupt etwas bemerkten. Ich hatte ihm die Kehle herausgerissen (was überflüssig war, da ich ihm bereits das Genick gebrochen hatte), und ich hatte noch einen Großteil der blutnassen Röhre in der linken Hand, als ich mich Terry und Dez näherte. Es gab nichts zu sagen. Für mich war es einfach nur die Erleichterung, aus einem schlechten Theaterstück hinauszuspazieren. Dez versuchte wegzulaufen. Terry plumpste mit offenem Mund wie in Zeitlupe auf die Knie und versuchte dann, sich auf weiche Beine zu stellen. Ich biss Dez ein Stück aus der Taille, als das Leben aus ihm wich, schluckte, sah kurz die Ecke einer Pflasterstraße vor mir, dazu das feuchte, gerunzelte Gesicht einer gewöhnlich wirkenden Blondine – fraß dann aber nicht weiter. Ich war bereits übervoll. Ein Leben zu verschlingen macht satt, das können Sie mir glauben. Terry beobachtete das alles wie jemand, der das mit der Überraschungsparty noch immer nicht ganz geschnallt hat, obwohl doch schon alle aufgesprungen und »Überraschung!« gerufen hatten. Als ich über ihm stand und mir die warmen Würste von Dez’ Eingeweiden aus dem Maul baumelten, sagte er noch: »Bitte.
Bitte

    Harley, ihr Opfer, hatte sich ein paar Meter weiter geschleppt und war dort liegen geblieben. Ich kauerte mich neben ihn. Er war so von Angst erfüllt, dass es wie Ruhe wirkte. Ich zog ihm ganz vorsichtig den Knebel aus dem Mund, drückte ihm meinen Hybridfinger an die Lippen. Er nickte oder zitterte vor Ekel, zumindest gab er keinen Mucks von sich. Ich fand seine Hose im Eingang zum Grab, brachte sie ihm. Sein Gesicht war eine Anhäufung glänzender Schwellungen. Das linke Auge war pflaumendick zugeschwollen. Mit dem rechten Auge versuchte er mich anzusehen. Bei meinen Händen dauerte es eine Weile, ihm die Fesseln abzunehmen. Seine drei gebrochenen Finger machten das Anziehen der Hose zu einer träumerisch langsamen Mühsal. Ich wagte nicht, ihm dabei zu helfen. Er war ganz kurz davor, endgültig zusammenzubrechen. Ich kauerte

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