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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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professionellen Motor am Laufen. Ein zu vernachlässigender Rest war verwirrt, ob sich dieses Werwolfzeugs nicht als eine Art geistiges Problem entpuppen würde.
    »Natürlich schlief ich ein«, fuhr ich fort. »Als ich aufwachte, war die Wunde fast verheilt, und in den folgenden vier Tagen unserer Exkursion lebte ich in der Furcht, ob ich nicht im besten Falle unter einer Art massiver Halluzination litt oder im schlimmsten Falle den Verstand verlor. Jedes Mal, wenn ich daran dachte, jemandem davon zu erzählen – erst Charles, dann nach der Heimkehr Arabella –, stieg dieses üble Schuldgefühl in mir hoch, und ich behielt alles für mich.« Madeline, die geschult war, kleinste Veränderungen wahrzunehmen, berührte meinen Schwanz vorsichtig mit den Fingernägeln. »Diese Geheimniskrämerei gegenüber Arabella war an sich schon ein Martyrium. Meine Frau suchte in meinen Augen nach der alten Erkenntnis, stieß dort aber auf eine Veränderung, die weniger albtraumhaft gewirkt hätte, wenn sie nicht so winzig gewesen wäre.«
    »He«, flüsterte Madeline, »was haben wir denn da?«
    »Ich hatte Schlafprobleme, sprang zwischen Euphorie und Verzweiflung hin und her, hatte zwei oder drei Mal ein unerklärliches Fieber und litt, je weiter der Monat nach dem Angriff fortschritt, unter einer neuen, gewalttätigen Kraft des Verlangens.« Madeline drehte sich um, lockte professionell mit ihrem Hinterteil und führte ihren Fund in die Spalte. »Am Tag plagten mich Phantasien, nachts war ich meinen Träumen ausgeliefert. Arabella … was sollte sie denn anderes tun, als mich mit Liebe zu überschütten? Liebe war, was sie geben konnte. Sie prasselte auf mich herab wie Sonne auf verbrannte Haut.«
    Aus den Bewegungen von Madelines Schulter schloss ich, dass sie eilig in der Handtasche am Boden wühlte. Kurze Pause. Das Rascheln einer Folienverpackung. Alles durch die dünnen Muskeln ihrer Hand, Arm und Schultern für mich spürbar. Mein Herz pochte gegen ihren Rücken. Madeline wartete auf den passenden Augenblick. Ich konnte die kleine Schwierigkeit spüren, die sie noch immer dabei hatte, jenen Teil von sich zu unterdrücken, der nicht Prostituierte sein wollte. Meine eigene Schwellung erinnerte mich daran, wie sehr wohl die Hand des jungen Mannes gepocht haben mochte.
    »Arabella war mir niemals begehrenswerter erschienen«, sagte ich, »und doch hielt mich jedes Mal, wenn ich mich ihr näherte, etwas davon ab. Nicht Impotenz. Mit meinen Erektionen hätte ich Steine spalten können. Eher so eine Art Drang zu warten, zu warten …«
    Madeline rollte das Kondom ab und griff vorsichtig nach meinem Schwanz. Gemeinsam zogen wir schnell das Gummi über. Ein weiterer Griff in ihre Handtasche, und sie zog ein Gleitmittel hervor, das sie abmaß und mit dem ersten und zweiten Finger der linken Hand auftrug. Ich erhob mich so vorsichtig vom Bett, als ob irgendetwas – ein Knarzen der Matratze – diesen Augenblick zunichtemachen könnte. Madeline rutschte auf allen vieren rückwärts auf mich zu, hielt an der Bettkante an, drückte die Knie zusammen, hob den Hintern in natürlicher Unterwerfung. Welches Interesse sie an meiner Geschichte auch gehabt haben mochte, nun war es rein professioneller Natur, diente nur als Aphrodisiakum. Das erforderte weises Handeln, wie sie wusste; so etwas konnte auch schiefgehen. Sie griff ein weiteres Mal hinter sich und strich sich mit dem Gleitmittel den Anus ein. »Und was war dann?«, flüsterte sie.
    Arabella mühte sich rücklings über das Bett hinweg, nackt, machte ein Gesicht, wie ich es noch nie gesehen hatte. Ich spiegelte mich in dem vergoldeten Ankleidespiegel, den Charles uns zur Hochzeit geschenkt hatte, sah die phantastisch absurde, prosaische Realität meiner verwandelten Gestalt.
    Ich schob meinen Schwanz in Madelines Hintern, und das Bild wandelte sich zu einem von ihr, wie sie keck auf der King’s Road shoppen ging. Sie machte ein kleines Geräusch im Hals, heuchelte Einverständnis.
Von uns wird nichts übrig bleiben
. »Den Teil der Geschichte behalte ich für mich«, erklärte ich.
    Das ist der tiefere Grund, warum ich nur Sex mit Frauen habe, die ich nicht leiden kann.

7 .
    Die Nacht wurde noch lang, nachdem Madeline gegen drei Uhr eingeschlafen war und mich zu früher Morgenstunde allein ließ, in der immer so viele große Dinge im Herzen bewegt werden. Eine Weile lag ich im Dunkeln auf dem Badezimmerboden. Ich rauchte. Ich ging auf die Dachterrasse der Suite hinaus, wo der

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