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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Aus Eingeständnis dem Leben gegenüber dachte ich an meine Jahre als Anti-Vampir-Aktivist zurück, ging die Erinnerungen an hochrangige Blutsauger durch, die ich vielleicht verärgert hatte. Etwas richtig Überzeugendes fiel mir nicht ein. Beim Haus Mangiardi klingelte nichts bei mir, und ich war mir vollkommen sicher, dass ich die jüngst enthauptete Laura und ihren jungen Begleiter noch nie gesehen hatte.
    Ich trank meinen Scotch aus, legte die Füße hoch, schloss die Augen. War ja auch scheißegal, was die Vampire wollten. Unter Grainers Befehl (Gott, Ironie und all das) würde die Jagdgesellschaft mich schützen. Ich hatte in etwas über einer Woche eine selbstmörderische Verabredung mit dem obersten Werwolfkillergenie der WOKOP , und diesen Termin wollte ich einhalten, Vampire hin oder her.

17 .
    Wenn ich mich anstrenge, spiele ich recht überzeugend eine Frau, doch für meine Verabredung mit Harley in London bekam ich zusätzlich professionelle Hilfe.
    »Sind Sie sicher, dass das nötig ist?«, fragte ich. »Ich meine, kann ich nicht einfach Hosen tragen? Auch Frauen tragen Hosen.«
    »In einer Hose bewegen Sie sich wie ein Mann. Die Körpersprache wird Sie verraten«, antwortete Todd Curtis, ein Freund von Harley, und wachste mir die Beine vom Knie an abwärts ein. Mir war aufgetragen worden, die Beine vor dem Auschecken im Zetter zu rasieren. Das Wachs war nur eine zusätzliche und – wie mir schien – überflüssige Vorsichtsmaßnahme.
    »Hören Sie, wenn die so nah an mich rankommen, werden mich wohl nicht die Beine –
autsch
! Herrgott nochmal!«
    »Drei Mal noch, dann sind Sie fertig.«
    Todd, gutaussehend, muskulös, ohne es zu übertreiben, dunkles, lockiges, kurz geschnittenes Haar und ein schmales Gesicht von sanfter Mafiosograusamkeit, war die Art von Homosexueller, den nur wenige Heterosexuelle als solchen erkannten – spätestens bei seinem Beruf würden sie ins Grübeln kommen. Sein Team und er sind auf erstklassigen Transvestismus spezialisiert. Für Film, Bühne und Fernsehen, aber auch für Privatkundschaft und Drag-Queen-Wettbewerbe. Sein Umsatz betrug im vergangenen Jahr knapp eine Million Euro, wie er mir sagte.
    »Das Wetter ist von Vorteil«, sagte er und wählte einen dreiviertellangen Mantel aus falschem Chinchilla von dem Kleiderständer, den seine Assistentin hereingerollt hatte. »Der Mantel wird einen Großteil der Arbeit erledigen. Wie sind die Schuhe?« Wir befanden uns in einer Massagekabine in einem Health & Beauty Spa in Knightsbridge. Es war beengt, und die Klimaanlage war auf Nacktheit eingestellt. Die Perücke juckte nicht (»meine Perücken jucken nie«, hatte Todd in aller Gemütsruhe verkündet), doch das Make-up löste leichte Klaustrophobie aus. Ich war vom Zetter aus verfolgt worden, konnte die beiden Agenten aber in Covent Garden abschütteln. Die WOKOP hat sich in einen Großteil der Überwachungskameras der Stadt eingeklinkt, aber Harley kennt die toten Winkel. Dazu noch vier Taxiwechsel, und ich konnte mir sicher sein, unbemerkt zu dem Beauty Spa gelangt zu sein. Doch faktische Sicherheit hin oder her, Harleys Leben stand auf dem Spiel. Deshalb Todd, deshalb mein neues Ich.
    »Wow«, sagte ich und schaute in den Ganzkörperspiegel. »Vielleicht schleppe ich mich einfach selbst ab.«
    »Ja, Sie sind eine Wucht«, sagte Todd ohne jedes Gefühl. Er hatte die Verwandlung in einer Art distanzierter Konzentration durchgeführt, und nun hatte ich den klaren Eindruck, dass er noch weitere Termine hatte, um andere Männer in Frauen zu verwandeln. »Gehen Sie mal ein paarmal auf und ab, damit Sie sich an die Absätze gewöhnen.«
    Die Verkleidung entsprach meiner natürlichen dunkleren Hautfarbe. Ich sah aus wie eine gewöhnliche grobknochige Frau, die sich größtmöglicher kosmetischer Unterstützung bediente, an der aber etwas unheimlich Unnahbares blieb. Ein gewisser sexueller Reiz war allerdings nicht zu leugnen. Vor allem die Strumpfhose bot eine heimliche erregende Enge. Eine halbherzige Erektion drohte. Du wirst erfreut sein, mein lieber Harley, dass …
    Todds Assistentin steckte den Kopf herein. »Der Wagen ist da«, verkündete sie.
    Der Angriff der Vampire in Cornwall hatte die WOKOP aufgeschreckt, doch bislang hatte Harleys Schnüffeln nichts erbracht. Anrufe waren zwischen dem Londoner Hauptquartier und den meisten der Fünfzig Familien hin und her gegangen, doch die obersten Clans, darunter auch die Mangiardi, gaben sich unwissend oder waren es

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