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Der letzte Weynfeldt (German Edition)

Der letzte Weynfeldt (German Edition)

Titel: Der letzte Weynfeldt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Nase reibst. Das, wovon mein ganzes Leben abhängt, wäre für dich ein Pappenstiel gewesen. Danke, Adrian! Danke, Adrian!«
    Der Kellner brachte das Essen. Drei Scheiben dunkle Waadtländer Saucisson als Unterlage für drei helle Stücke Bacalao, garniert mit Frühlingszwiebeln und schwarzen Linsen. Sie fingen an zu essen, beide ohne großen Appetit.
    »Du weißt gar nicht, was für eine Befreiung es ist, dir nicht mehr ständig dankbar sein zu müssen.«
    »Ich wusste nicht, dass du das so empfindest. Verzeih.«
    »Verzeih, verzeih. Hör endlich auf mit deiner verdammten Höflichkeit. Auch das ist nur eine Form deiner unerträglichen Überheblichkeit.«
    Weynfeldt sagte lange nichts. Dann: »Wolltest du mich sehen, um mit mir zu streiten?«
    »Genau deshalb«, bellte Strasser. »Die großen Veränderungen im Leben gehen nicht ohne Streit über die Bühne. Da prallen Ansichten aufeinander, Gefühle, Welten! Streite endlich! Leb endlich!«
    Die Aufmerksamkeit einiger Nebentische war jetzt auf sie gerichtet. Weynfeldt fragte sich, wie sie den Zuschauern wohl vorkamen. Am ehesten wie ein schwules Paar auf dem Höhepunkt einer Beziehungskrise.
    Er beging den Fehler, dies Strasser zu sagen. Manchmal wirkte ein Witz in einer solchen Situation bei ihm wie eine Ohrfeige bei jemandem mit einem hysterischen Anfall.
    Aber diesmal besaß Strasser keinen Sinn für Humor. Er stand auf, leerte sein Glas, knallte die Serviette auf den Tisch, zischte »Arschloch« und verließ das Lokal.
    Weynfeldt sah durch das vorhanglose Fenster, wie er sich mit wehender schwarzer Krawatte eilig durch die schlendernden Passanten schlängelte. Er blickte ihm nach, bis er ihn aus den Augen verlor.
    Verlassenwerden als Strafe, das kannte er auch von frü-her. Seine Mutter hatte sie angewendet. »Jetzt gehe ich und komme nie wieder« war ein Satz, mit dem sie ihn bis ins Erwachsenenalter hatte gefügig machen können. Erst als er Daphne traf, verlor dieser seine Wirkung. Aber seine Mutter musste sehr alt werden, bis er zum ersten Mal dachte, nicht sagte, aber wenigstens dachte: So tu es doch endlich.
    Er hatte nicht geahnt, dass Rolf Strasser einen solchen Hass auf ihn in sich trug. Er hatte stets geglaubt, Rolf sei einfach ein Choleriker. Und weil er dazu noch ein frustrierter Künstler war, komme diese Seite deutlicher zum Vorschein. Er hatte seine Gifteleien und Rüpelhaftigkeiten nicht persönlich genommen. Adrian neigte überhaupt dazu, die Dinge nicht persönlich zu nehmen. Vielleicht war das ein Fehler. Vielleicht war vieles persönlicher gemeint, als er es nahm.
    Es kam ihm vor, als gingen die Passanten vor dem Fenster noch eine Spur langsamer. Und mit der gleichen Langsamkeit aß er seinen Teller leer, bestellte sogar noch eine Kombination aus Crema Catalana und gebrannter Creme nach Zuger Art und einen Zweier vom Ceps Nous, von dem Strasser nichts übriggelassen hatte.
    Als er die Rechnung bestellte, brachte sie nicht der Kellner, sondern eine große schlanke Frau. »Boa tarde«, sagte er überrascht, »como esta?«
    »Tudo bem, obrigada«, antwortete Frau Almeida.
    »Sie arbeiten jetzt hier?«
    »Dreimal die Woche, danach mehr. Herr Baier baut mich langsam ab.«
    »Stimmt, er zieht an den Comersee.« Adrian bezahlte die Rechnung.
    »Herr Strasser hatte es plötzlich sehr eilig«, bemerkte Frau Almeida, als sie ihm das Wechselgeld herausgab.
    »Er hatte einen wichtigen Termin vergessen«, antwortete Weynfeldt und ließ ein großes Trinkgeld auf dem Wechselgeldteller zurück. Dann stand er auf und verabschiedete sich bis zum nächsten Mal.
    Auf halbem Weg blieb er stehen und kam zurück zum Tisch. Sie war dabei, die Teller abzuräumen. »Woher kennen Sie Herrn Strasser eigentlich?«
    »Er ist doch Kunstmaler. Er kam eine Zeitlang jeden Tag zu Herrn Baier. Malen.«
    »Haben wir einen Vallotton in der Auktion?«, fragte Véronique.
    Es war fast drei Uhr, als Weynfeldt im Büro eintraf. Er hatte ihr seine Verspätung nicht angekündigt und dafür eine Schachtel assortierter Luxemburgerli aus seiner Lieblingsconfiserie mitgebracht, Vanille, Champagner, Mocca, Pistache. Sie nahm sie ohne viel Aufhebens entgegen, als den ihr zustehenden Tribut für seine Verspätung.
    »Da hat nämlich einer angerufen und sich nach dem Vallotton in der Frühlingsauktion erkundigt. Ich habe gesagt, wir hätten keinen, aber er hat darauf bestanden. ›Fragen Sie Ihren Chef!‹, hat er gesagt.«
    »Wie hieß er?«
    » Gauguin. Wie der Maler. Er klang

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