Der letzte Weynfeldt (German Edition)
Leute herein. Mehrmals musste der Auktionator um Ruhe bitten, um die Versteigerung der letzten Lose vor dem Salamander ordentlich abwickeln zu können.
Als zwei der eleganten Helfer endlich das Bild brachten und es vor dem Podest dem Publikum zeigten, schwoll das Gemurmel noch einmal an. Aber sobald der Hammer des Auktionators ertönte, wurde es mäuschenstill im Saal.
Der Auktionator rief das Bild für eins Komma zwei-fünf Millionen aus. Mehrere Hände stiegen in die Höhe, und in wenigen Schritten war der Preis bei eins Komma sieben, acht, neun angelangt. Lorena sah, dass acht Leute mitboten, darunter Weynfeldt und seine Kollegen am Telefontisch.
Bei zwei Millionen trat ein kurzes Zögern ein, dann stiegen die Gebote wieder im flotten Tempo. Zwei Bieter waren beim Überschreiten der Zweimillionengrenze ausgestiegen.
Lorena merkte, dass sie den Atem angehalten hatte. Sie holte tief Luft. Die Gebote hatten die Zwei-Komma-fünf-Millionengrenze überschritten. Jetzt waren es nur noch fünf Bieter. Der junge Mann hatte beide Hörer ostentativ aufgelegt und die Arme verschränkt. Véronique bot nur noch mit einem Telefonbieter mit der Nummer siebzehn, die sie immer wieder in die Höhe hielt. Weynfeldt hatte noch mit zwei zu tun, aber beide schienen im Moment nicht in das Geschehen einzugreifen.
Bei drei Millionen stiegen zwei der Saalbieter aus. Es blieb nur noch einer der englisch aussehenden Herren zurück, mit denen sich Adrian bei Lorenas Ankunft unterhalten hatte.
Als Nächstes stieg Nummer siebzehn aus. Véronique legte auf und verschränkte ebenfalls die Arme.
Bei etwa drei Komma zwei Millionen entstand die seltsame Situation, dass Weynfeldts Telefonbieter Nummer achtundzwanzig gegen Weynfeldts Nummer dreiunddreißig bot, während der Engländer sich zurückhielt.
Nach einem kurzen Gemetzel bis dreieinhalb Millionen stieg Weynfeldts Nummer achtundzwanzig aus.
Der Engländer stieg wieder ein. Ging auf drei Komma sechs, drei Komma acht, hob seine Hand auch noch bei vier.
Ein Raunen ging durch den Saal.
Alle Blicke richteten sich auf Weynfeldt, der schnell und konzentriert in die Muschel sprach.
Er nickte. Und hielt die Nummer dreiunddreißig in die Höhe.
Der Auktionator deutete fragend auf den Engländer.
Dieser schüttelte den Kopf.
Beim Zuschlag für vier Komma eins Millionen Schweizer Franken an die Nummer dreiunddreißig stieg ein ehrfürchtiger Applaus, in den Lorena begeistert einfiel.
Ein großer Teil des Publikums verließ den Saal. Lorena blieb noch bis zu Adrians Mutter. Sie ging für hundertachtzigtausend.
32
Es hatte wieder entgegen allen Prognosen geschneit, wenig zwar nur und in großen nassen Flocken. Aber hier, auf den Hecken und in den Vorgärten des Villenviertels, war der Schnee als hellgrauer Schleier liegengeblieben.
Auf dem Plattenweg zum Hauseingang kamen ihm die Abdrücke kleiner Frauenschuhe mit Bleistiftabsätzen entgegen. Jemand war in der letzten Stunde gegangen, niemand gekommen.
Weynfeldt hatte den Taxifahrer gebeten zu warten. Er war ein vertrauenerweckender junger Mann in einem sauberen neuen Mercedes. Adrian kannte ihn von früheren Fahrten und hatte bei der Zentrale eigens ihn bestellt. Er hatte wissen wollen, wem er sich und seine wertvolle Fracht anvertraute. Bei der Hin-und bei der Rückfahrt.
Das Bild war gut verpackt in eine dicke Schicht Bubble-Folie und mit einer Packschnur zugebunden, an der Weynfeldt einen altmodischen hölzernen Tragegriff befestigt hatte.
Er erreichte die Tür, klingelte und konnte es noch immer nicht glauben, dass er tat, was er zu tun im Begriff war.
Baier musste das Taxi gehört haben. Kaum hatte Weynfeldt geklingelt, surrte auch schon der Türöffner. Adrian trat ein.
In der Diele standen ein paar fertiggepackte und zugeklebte Umzugsschachteln und ein Stapel noch zusammengefalteter.
»Hier!«, rief Baiers Stimme.
Adrian ging in die Richtung, aus der die Musik kam. Count Basie, wie fast immer. Die Tür zum Salon stand halboffen, und das Licht, das herausdrang, brachte einen feinen Vorhang aus Zigarrenrauch zum Leuchten.
»Hier!«, rief noch einmal Baiers Stimme.
Er saß auf seinem Lieblingsstuhl, auf der einen Lehne das Glas Port, auf der anderen den Aschenbecher, aus dem sich ein bläulicher Rauchfaden zur Decke hin kräuselte.
Auch im Salon standen ein paar Umzugsschachteln, aber das Mobiliar war noch vollständig. Auch die Staffelei war noch dort, wo sie das letzte Mal gestanden hatte.
»Pack es ruhig schon einmal
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