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Der letzte Weynfeldt (German Edition)

Der letzte Weynfeldt (German Edition)

Titel: Der letzte Weynfeldt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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gerückt. Ja, das war es: Sie hatte die Distanz verloren, die sie bisher sorgfältig, berechnend und mühelos gehalten hatte.
    Zwei Dinge hatte er getan: Er hatte ihr seine Unbescholtenheit geopfert. Das hatte noch nie einer. Nicht nur, weil sie wenige gekannt hatte, die eine solche besaßen. Und: Er hatte sie gefickt wie schon lange keiner mehr.
    Auspacken? Einpacken?
    Um einzupacken, müsste sie sowieso erst auspacken. Der Inhalt der Schachteln und Koffer war durchwühlt, sie konnte da nichts draufpacken. Sie musste alles leeren. Das Chaos vergrößern, um daraus eine neue Grundordnung herzustellen.
    Sie begann, den Inhalt der ersten Umzugsschachtel auszuleeren.
    Um Viertel nach sieben hatte er sie aus dem Bett geworfen. Geputzt und gestriegelt und in einem seiner Maßanzüge war er neben dem Bett gestanden und hatte das Federbett zurückgeschlagen und sie mit einem Blick gemustert, den sie jetzt, zwei Stunden später, als fachmännisch bezeichnen würde. Als begutachte er eines seiner Aktbilder. Dann hatte er gesagt: »Ich habe heute einen schrecklichen Tag. Ich warte, bis du so weit bist, und bestelle dir ein Taxi.«
    Er hatte sie tatsächlich im Frühstückszimmer erwartet, auch mit kaum verhohlener Ungeduld abgewartet, bis sie ihren Orangensaft und Espresso getrunken und ihr Croissant gegessen hatte und sie dann in ein Taxi verfrachtet.
    Lorena hatte ihm ihre Handynummer geben wollen. Er hatte gesagt: »You call us, we don’t call you.«
    Der Morgen mit Adrian war gewesen wie die Morgen mit fast allen Männern. Vielleicht hatte sie das Besondere an ihm kaputtgemacht.
    Und sich dabei verknallt.
    Konnte sie sich nur in Männer verlieben, die sie schlecht behandelten?
    Quatsch.
    Lorena nahm sich die nächste Schachtel vor. Und die nächste. Und die nächste. Bald stand sie erhitzt und verheult inmitten von Kleidern und Büchern und CD s und Geschirr und dem ganzen Gerümpel, aus dem ihr Besitz bestand.
    Und plötzlich, knietief in dem Chaos, aus dem ihre neue Ordnung auferstehen sollte, wusste sie, wie es weitergehen sollte. Sie würde verreisen. Den ganzen Ramsch abholen und einlagern lassen. Und verreisen. Nach Abzug der Miete und der Unkosten blieben ihr noch etwas über neunzigtausend. Es gab Orte, wo das viel Geld war. Asien, Afrika, Südamerika. Damit konnte man dort ein neues Leben anfangen. Brasilien. Sie kannte eine Brasilianerin, Iracema oder so. Irgendwo hatte sie ihre Adresse.
    Hier hielt sie nichts. Adrian hatte sie sich versaut. Und Pedroni? Sie brauchte keine weiteren Pedronis in ihrem Leben. Genau: Pedroni gehörte auch zu den Aufräumarbeiten.
    Sie suchte nach ihrem Handy, fand es unter den Klamotten auf dem Bett, wählte seine Nummer und verabredete sich mit ihm in der Piadina-Bar, in der er seine Lunchpausen verbrachte.
    Das Lokal war fast leer, nur ein paar Verkäuferinnen, die wie Pedroni ihre Mittagspausen nicht in der Mittagszeit nehmen konnten, saßen weit verstreut an kleinen Tischchen. Pedroni aß ein Piadino mit Käse und Parmaschinken und entschuldigte sich, dass er schon bestellt habe, er müsse gleich wieder zurück in den Laden.
    »Es dauert nicht lange, ich wollte mich nur verabschieden«, sagte Lorena leichthin.
    Pedroni schluckte seinen Bissen runter. »Wohin gehst du?«
    »Brasilien.«
    »Und Weynfeldt?«
    »Bleibt hier, nehme ich an.«
    »Ich dachte, du wolltest noch ein wenig…« Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander.
    »Da ist ausgedingst«, sie imitierte die Geste.
    »Wieso?« Pedroni legte den Piadino zurück, den er wieder zum Mund geführt hatte.
    »Es ist vorbei. Wir haben uns getrennt. Er hat keinen Grund mehr, mir aus der Patsche zu helfen.«
    Pedroni grinste. »Aber sich. Sich selbst wird er doch wohl noch aus der Patsche helfen wollen.«
    »Aus welcher Patsche denn?«
    »Der mit dem gefälschten Bild.«
    »Ach das. Vergiss es. Die haben mich auf den Arm genommen, Weynfeldt und der Kunstmaler. Das Bild war echt.«
    »Ach«, sagte Pedroni mit hochgezogenen Brauen. »Seltsamer Sinn für Humor. Für einen leitenden Mitarbeiter eines berühmten Auktionshauses, meine ich.«
    »Fand ich auch«, pflichtete Lorena bei.
    »Und ich dachte, da könnte man mal richtig ernsthaft Geld abholen.«
    »Dachte ich auch. Pech gehabt.«
    »Schade.«
    »Jammerschade.«
    Kurze Zeit später verabschiedeten sie sich. Ein Abschied, dem man ansah, dass er beiden leichtfiel. Pedroni ging zurück ins Spotlight, Lorena nach Hause, um weiter Ordnung in ihr Leben zu bringen.
    Aber als sie

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