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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Gas zu geben, um nicht die Fahrbahn zu blockieren. Der Range Rover hing direkt hinter ihnen, Bremsen quietschten und Fernlicht blitzte im Rückspiegel auf.
    Das war der Moment, in dem Paddy von blankem Entsetzen ergriffen kapierte, weshalb Terry Hewitt hier nicht hatte leben wollen: Seine Eltern waren bei einem Autounfall gestorben, als er siebzehn Jahre alt war, und es war irgendwo auf dieser Straße passiert, an einer der Kurven mit den vertrockneten Blumen. Er hatte ihr vor vielen Jahren davon erzählt, so wie sie ihm von Patrick Meehan erzählt hatte. Er hatte ihr zugehört, aber sie hatte nicht begriffen, was er ihr hatte sagen wollen. In ihrer Familie besaß niemand einen Wagen, und der Unfall war ihr damals irgendwie glamourös vorgekommen. So etwas passierte sonst nur Leuten wie Jayne Mansfield. Und sie hatte ihn um seine Freiheit beneidet.
    Merki hob die Hand, um den Fahrer des Range Rover zu besänftigen, und fuhr weiter, beschleunigte langsam auf fünfundfünfzig. Ihre Zigarette war zu Boden gefallen, aber sie hatte zu viel Angst, um den Türgriff loszulassen und nach unten zu greifen. Sie erreichten einen geraden Streckenabschnitt und der Geländewagen rauschte, eine Lücke im entgegenkommenden Verkehr ausnutzend, an ihnen vorbei. Der Fahrer hupte wütend während des Überholvorgangs. Merki winkte zurück. »Danke«, sagte er. »Scheiße, wir fahren in die falsche Richtung.«
    »Versuch bloß nicht, auf dieser Straße zu wenden.«
    »Ich fahr einfach bis zum nächsten Kreisverkehr«, sagte er unbekümmert.
    Sie hob die Zigarette vom schmutzigen Boden auf und nahm einen tiefen, langersehnten Zug. Hinter ihnen stauten sich schon wieder die Wagen, andere überholten und rauschten an ihnen vorbei, nur um etwas weiter vorne, vor dem nächsten Kreisverkehr abbremsen zu müssen. An einer Tankstelle jenseits des Kreisverkehrs standen schwere Laster.
    »Die Straße ist ein Albtraum«, sagte sie.
    Merki sah wieder auf die Uhr.
    »Was hast du bloß mit deiner Uhr, Merki?« Er lächelte, und sie verpasste ihm einen Klaps auf den Arm. »Und wieso lächelst du andauernd?«
    »Meine Cousine kriegt gerade ein Baby«, rief er und wirkte aus unerfindlichem Grund genervt. Er rieb sich den Arm an der Stelle, an der sie ihn berührt hatte. »Hab gehört, Bunty hat dich heute Morgen rundgemacht.«
    »Ach ja, er hat mir die Polizei auf den Hals gehetzt. Hast du das auch schon gehört?«
    Er lächelte. »Hat er dich verhaften lassen, ja? Weil du Callum Ogilvy besucht hast, oder warum? Mich hat er neulich auch verhaften lassen. Hab getrunken, obwohl ich ganz alleine die Verantwortung für seinen Tacker hatte.«
    Sie waren Journalisten und hätten sich mühelos stundenlang anlügen können, aber sie wollte es wirklich wissen. »Komm schon, wieso sind wir hier? Wieso guckst du auf die Uhr?«
    Er sah noch mal hin, lächelte die Windschutzscheibe an und ging vom Gas, da sie sich dem Kreisverkehr näherten. »Okay.« Er blies seufzend Luft durch die Nasenlöcher. »Ogilvy ist draußen.«
    »Aus dem Gefängnis raus?«, fragte sie gespielt überrascht.
    »Ja. Entlassen. Hinz und Kunz werden bei Fahrer Sean vor dem Haus sitzen und ich habe mir gedacht, na ja, dass ich da lieber nicht hingehe. Die sollen jemand anderen schicken. Wenn da eine Story zu holen ist, dann nicht, indem man sich mit dem Mann vom Standard und dem von Records die Beine in den Bauch steht. Du hast ihn neulich besucht, oder? Deshalb hat dich Bunty angeschrien, stimmt’s? Stimmt’s?« Er lächelte sie an und sah dabei weg von der Straße.
    »Fahr mal an die Tankstelle. Ich muss telefonieren.«
    »Wenn du in der Redaktion anrufst, sag denen nicht, dass du bei mir bist, ja?«
    »Ich ruf nicht in der Redaktion an«, sagte sie, kurbelte das Fenster herunter und warf die Zigarette raus, beobachtete im Seitenspiegel, wie sie über die Straße geweht wurde und unter dem Fahrgestell eines Reisebusses verschwand.
    Die Telefonzelle befand sich direkt neben den Toiletten, trotzdem stank sie nach Urin. Sie tippte schnell die Nummer der Ogilvys in die Tasten, als könnte sie einer bakteriellen Infektion nur durch erhöhte Geschwindigkeit entgehen.
    Niemand ging ans Telefon, und Paddy wunderte sich nicht darüber. Als der Anrufbeantworter ansprang, sprach sie extra laut, denn sie wusste, dass die Kinder im Hintergrund herumschreien würden. Sie machten ständig Krach.
    »Sean, hier ist Paddy, heb ab, ich muss mit dir …«
    Das Telefon knackte und Elaine seufzte in den Hörer,

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