Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
ihre Wangen und vergrub die Fingernägel im Fleisch, weil ihr Tränen in die Augen schossen. Sie wandte sich zur Straße, um ihr Gesicht zu verbergen.
Burns sah sie eine Weile an, seine Hand ruhte auf seiner Hüfte. Dann packte er sie fest am Handgelenk, zog sie ins Haus, wo sie die Nachbarn nicht sehen konnten.
Im Wohnzimmer standen zwei weiße Ledersofas und ein gläserner Beistelltisch. Vor dem kleinen Panoramafenster hatte Sandra gelbe Tulpen in einer hässlichen Kristallvase arrangiert. Burns schob Paddy auf eines der Sofas und setzte sich selbst auf das andere, sah ruhig zu, wie sie weinte, und streichelte ihr einmal sogar zärtlich übers Knie.
Sie nahm eine Zigarette aus ihrer Handtasche und sah ihn um Erlaubnis bittend an. Er nickte, und sie zündete sie zitternd an, ihre Lungen sträubten sich gegen die tiefen Züge.
»Was ist los?«, fragte Burns.
»Terry Hewitt wurde ermordet, wahrscheinlich hast du davon gehört.«
»Hab ich, ja.«
»Er hatte mich als nächste Angehörige eingetragen. Samstagnacht musste ich die Leiche identifizieren.«
Burns dachte an Sonntag zurück. »Davon hast du gar nichts erzählt.«
Sie nickte in Richtung Küche und Pete. »Na ja, so oder so, vielleicht bin ich ein bisschen durchgedreht und ich weiß, dass ich übertrieben ängstlich bin, aber Callum Ogilvy wurde aus dem Gefängnis entlassen und jetzt ist er verschwunden. Ich möchte Pete einfach nicht zu Hause oder in der Schule haben. Das kommt mir nicht sicher vor.«
»Wie ist das mit Terry passiert?«
»Kopfschuss.« Sie führte ihre Zigarette zum Mund, brachte es aber nicht über sich, daran zu ziehen, und ließ die Hand wieder sinken. »Erinnerst du dich an Kevin Hatcher?«
»Nein.«
»Ein Fotograf. Er hat mit Terry an einem Buch gearbeitet.« Sie schüttelte fassungslos den Kopf. »Ein bescheuertes Buch, ein Bildband. Hübsche Bilder, sonst nichts. Egal, ich habe durch seinen Briefschlitz gespäht …«
»Das sieht dir ähnlich.«
Sie schloss die brennenden Augen. »George, bitte.«
»War nur Spaß. Wollte dich nur ärgern.« Er berührte sie wieder am Knie und bedeutete ihr fortzufahren.
»Kevin lag am Boden. Er hatte sehr viel Kokain geschluckt und einen Schlaganfall erlitten, dabei würde er so was niemals machen. Jetzt ist er tot und spurlos verschwunden, er ist in keinem der Krankenhäuser der Stadt registriert, die Polizei hat mich verwarnt und das Material für das Buch ist nicht mehr vollständig.«
Er unterbrach sie. »Jetzt redest du wirres Zeug.«
Sie versuchte ihre Gedanken zu sortieren, gab es aber auf. »Früher konnte mir so was nichts anhaben, ich hatte keine Angst. Weißt du noch, Kate Burnett? Weißt du noch, Callum Ogilvy? Damals hab ich mich vielleicht mal gefürchtet, aber nicht so, hab nie gezittert, mir in die Hosen gemacht oder ständig rumgeflennt.« Sie nahm einen Zug von der Zigarette und sah zu Boden. Ein weißer Teppich. Wie bescheuert musste man sein, um sich in einem Haushalt mit Kind einen weißen Teppich anzuschaffen? Sie sah sich nach einem Aschenbecher um, doch in dem Raum war nichts außer dem leeren Beistelltisch. »Seit es Pete gibt, ist es nicht mehr egal, ob ich lebe oder sterbe, weißt du?«
»Hast du deshalb wieder angefangen zu rauchen?«
Ihr gelang ein unsicheres Lächeln. Sie starrte die Kippe an. »Gibt es überhaupt irgendwas Widerlicheres als diese Regal-Zigaretten?« Nach drei Zügen waren sie aufgeraucht. Vorzugsweise Frauen beim Bingoabend und aufsässige Teenager kauften sie, weil sie billig waren. Sie tastete in ihrer Handtasche und fand ein altes Papiertaschentuch. Burns sah zu, wie sie aus dem zerknüllten Zellstoff eine Kuhle formte, hineinspuckte und die Glut ihrer Zigarette hineinstupste, die nun zischend verging.
»Wenn ich sehe, wie du in ein schmutziges Papiertaschentuch spuckst, ist das so sexy, dass es mir echt schwerfällt, nicht über dich herzufallen.«
»Fick dich, Burns.«
Er lächelte. »So kenne ich mein Mädchen. Ich würde dir ja einen Aschenbecher holen, aber dann mache ich mich mitschuldig und kriege alles ab, wenn Sandy den Qualm riecht.«
»Ich möchte bezweifeln, dass du irgendwas abkriegst, George.«
Langsam schüttelte er den Kopf. »Du hast keine Ahnung, was hier los ist, Pad. Sieh dir diesen Raum an, diesen weißen, kargen Raum. Hier könnte man Operationen durchführen.« Er ließ einen Bühnenseufzer vom Stapel, wie sie ihn schon oft gehört hatte. »Sie hat … Probleme.«
Sie nickte und versuchte nicht zu
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