Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
lächeln. Seitdem sie sich kennengelernt hatten, belästigte George Burns sie mit seinen Beziehungsproblemen und seither hatte er sieben verschiedene Frauen gehabt. Es war eine bittere Lektion gewesen, sie war oft genug darauf hereingefallen, aber über die Jahre hatte sie begriffen, dass George gar kein tröstendes Gespräch suchte, oder sich über seine Gefühle klarwerden wollte; oft ging es ihm nicht einmal um besinnungslosen Sex mit ihr. George Burns lechzte vielmehr danach, widerspenstige Frauen für sich zu gewinnen. Hauptsache es war eine vorübergehende Affäre. Im ganzen Universum gab es keine einzige Frau, die ihm genug gewesen wäre. Obwohl sie sich über ihn lustig machten, und er ein untreues Arschloch war, wirkte sein feiger Wunsch, von allen gemocht zu werden, irgendwie charmant. Sie hoffte nur, dass es nicht genetisch war.
Sie knäulte das Taschentuch wieder zusammen und steckte es in die Handtasche, roch bereits den abgestandenen Gestank und dachte an McBrees scheußlichen Atem.
»Kann ich Pete bei dir lassen, George? Bis sie Callum wiedergefunden haben, ich möchte nicht, dass Pete irgendwo ist, wo er ihn finden kann.«
»Na ja, ich weiß nicht, was Sandy dazu sagt, aber … Ich schätze mal, ich kann ihn mit zur Arbeit nehmen.«
»Könntest du das machen?«
»Ich bitte eine der Produktionsassistentinnen auf ihn aufzupassen.«
Sandra arbeitete nicht und Paddy wusste, dass dreimal die Woche eine Putzfrau kam. Sie gestattete sich den Luxus einer schnippischen Randbemerkung, schließlich stand sie ja unter Schock. »Was macht Sandra eigentlich den ganzen Tag?«
Er sah aus dem Panoramafenster. »Sie geht Klamotten kaufen. Tauscht sie um. Kauft noch mehr.«
Ihr schlechtes Gewissen machte sich bereits in Form eines üblen Nachgeschmacks in ihrem Mund bemerkbar. »Gut«, sagte sie und beendete damit die Unterhaltung.
Er rutschte auf dem Sofa näher an sie heran und sprach mit sanfter Stimme, neigte ihr den Kopf zu. »Denkst du manchmal an uns?«
Eigentlich hätte sie jetzt das Gefühl haben sollen, etwas ganz Besonderes zu sein, aber sie kannte ihn zu gut, um zu glauben, dass er noch Gefühle für sie hatte. Er würde sich jeder anderen Frau, mit der er alleine war, in derselben Weise nähern.
Sie sah genervt auf.
»George, lass mich verdammt noch mal in Frieden. Ich will mich nicht streiten.«
Er lehnte sich beleidigt auf dem Sofa zurück. »Du und Dub, seid ihr zusammen?«
»Sei nicht albern.«
Burns war so misstrauisch, wie es nur untreue Männer sein können. Er begriff nicht, dass die meisten Menschen Freundschaften schlossen und befreundet blieben, Geliebte kennenlernten und bei ihnen blieben. Seine Welt befand sich permanent im Umbruch und er konnte nicht glauben, dass es bei allen anderen nicht genau so war.
»So viel zu den drei Musketieren«, sagte er bissig.
Sie hatte keine Energie, um wütend zu werden. »Niemand außer dir hat uns je die drei Musketiere genannt und du hast uns beide im Stich gelassen. Ich musste zu diesem Weibsstück Lorraine ziehen, und als dir Dub gesagt hat, dass du das Fernsehangebot ablehnen sollst, hast du dir einen neuen Manager gesucht. Dabei hat er recht gehabt, oder etwa nicht?«
Schulterzuckend kaute er einen Augenblick auf seiner Zunge herum. »Wahrscheinlich schon. Wen managt er jetzt?«
»Jede Menge Leute«, log sie. »Hat sich rumgesprochen, dass er dir abgeraten hat, und seitdem steht das Telefon nicht mehr still.«
»Dieser Neue – hat vorgeschlagen, aus der Fernsehsendung Kapital zu schlagen und durch die Arbeitervereine zu ziehen.«
»Mach’s nicht.«
»Mach ich auch nicht«, sagte er kleinlaut. »Aber es wäre gut bezahlt.«
Die Vereine waren ein Friedhof. Er würde nie wieder in den angesagten Clubs und Theatern Fuß fassen können, und genau dort suchten die Radio- und Fernsehverantwortlichen Talente für neue Sendungen.
»Mach das nicht«, sagte Paddy. »Das ist eine Sackgasse.«
»Würde sich Dub noch mal mit mir zu einem Gespräch trefen, was meinst du?«
»Willst du ihn wieder als Manager haben?«
»Möglicherweise.«
»Ich weiß es nicht. So wie du ihn behandelt hast, ist er jetzt ziemlich verletzt. Wenn du dich von ihm getrennt und dir einen neuen Manager gesucht hättest, wäre das vielleicht noch okay gewesen, aber du hast es hinter seinem Rücken getan.«
George senkte das Kinn und sah wie ein reumütiges Hündchen zu ihr auf, bat sie, alles wieder in Ordnung zu bringen. Paddy wusste, dass Dub von der Stütze lebte
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