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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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merken, dass eine Geschichte dahintersteckte. »Ich kann kaum glauben, dass Sie das gesagt haben.«
    Bunty biss erneut in sein Brötchen, schob sich die Krümel mit den Fingern aus dem Mundwinkel in den Mund. Er lehnte sich zurück, legte die Füße wieder auf den Tisch und ließ sie warten, bis er fertig gekaut hatte. Er schluckte, griff nach seinem Glas und trank noch etwas Bier. Dann leckte er sich mit der Zunge über die Zähne, oben und unten.
    »Machen Sie schon, verdammt«, sagte sie.
    »Haben Sie sich noch nie gefragt«, sagte er ruhig, »weshalb Knox unantastbar ist?«
    Sie antwortete nicht. Diese Frage hatte sie sich tatsächlich nie gestellt. Sie hatte sich oft gefragt, weshalb sie ihn nicht dranbekam und wie er es anstellte, dass so viele Leute ängstlich den Mund hielten und ihn deckten, aber ihr war bislang nicht bewusst gewesen, dass er tabu war.
    »Ist er denn unantastbar?«
    Bunty verschränkte die Hände auf dem Hinterkopf und schaukelte seinen Schädel, lutschte sich einen Speiserest aus den Schneidezähnen und nickte noch einmal.
    »Wer sagt das? Der britische Geheimdienst?«
    Bunty zog eine Augenbraue hoch.
    Paddy schüttelte den Kopf: Jetzt war alles klar. Ein Redakteur nach dem anderen hatte die Knox-Geschichte abgelehnt. Außerhalb der Polizei wusste niemand etwas über seine Aktivitäten, und sie hatte keinen einzigen Polizisten gefunden, der ein schlechtes Wort über ihn verloren hätte, und normalerweise redeten Polizisten über jedermann schlecht. Es war ein sicheres Zeichen dafür, dass er geschützt wurde. Und dann Kevins Einlieferung ins Krankenhaus, die aus sämtlichen Akten gestrichen worden war, das verlassene Büro und Knox’ arrogante falsche Behauptungen.
    Sie hatte Patrick Meehan oft zu seinen Begegnungen mit dem britischen Geheimdienst befragt und jedes Mal war ihr aufgefallen, wie alltäglich alles klang. Ein abgeschiedener Raum in einem Polizeirevier, Männer mit vornehmem Oxbridge-Akzent, versteinerten Mienen und anständigen Mänteln von anständigen Schneidern, einfallslos und abwehrend, schamlos in ihrer Vorgehensweise. Spione hatte man sie genannt, aber in Wirklichkeit wirkten sie eher wie gereizte Bankangestellte. Knox sah genauso gewöhnlich aus. Sie erinnerte sich, wie er bei Babbity’s gesessen hatte, erinnerte sich, wie er auf Hunderten von Presseempfängen herumgeschlichen war.
    »Wenn«, Bunty legte eine effektvolle Pause ein, »wenn Sie etwas gegen ihn in der Hand haben, was ich bezweifeln möchte, dann bin ich dabei.«
    »Sie würden es drucken?«
    Er verzog den Mund zur Schnute und hatte offenbar Spaß an der Unterhaltung. »Ja.«
    Wenn ein Chefredakteur einen Artikel absegnete, der die nationale Sicherheit gefährdete, konnte er jederzeit vom Herausgeber der Zeitung gefeuert werden, oder Schlimmeres.
    »Bunty, das kann Sie den Kopf kosten.«
    »Den Kopf kostet es mich sowieso. Vielleicht sitze ich morgen schon auf der Straße, weil wir nicht genug Anzeigen verkaufen.«
    Sie beugte sich vor. »Was denken Sie? Wieso hält der Geheimdienst die Hand über McBree?«
    Er dachte einen Augenblick lang nach und wischte sich träge Brotkrumen vom Hemd. »Entweder ist McBree seinem Anliegen treu geblieben und arbeitet mit ihnen zusammen. Er könnte eine Art Brückenkopf bilden und die Verhandlungen in Nordirland unterstützen. Oder, und falls es sich so verhält, sollten Sie sich lieber eine Knarre besorgen: Die da oben haben etwas gegen ihn in der Hand, und McBree ist ein Doppelagent.«
    Er sah ihr in die Augen und beide holten tief Luft.
    »Verfluchte Scheiße.«
    Bunty nickte langsam. »Ganz genau: verfluchte Scheiße.«
    Auf dem Weg nach unten dachte sie darüber nach, ob McBree für den britischen Geheimdienst arbeitete. Er würde nicht einfach nur spionieren und ausplaudern, was bei den Republikanern in Nordirland los war. Er wäre viel zu wertvoll, um so leichtfertig verbraten zu werden. Wenn McBree für die Regierung arbeitete, würde er seinen Einfluss geltend machen, damit Entscheidungen in seinem Sinne getroffen wurden. Und wenn er für die Regierung arbeitete, dann wäre er wohl bereit dafür zu töten, damit niemand dahinterkam. Dazu wäre er gezwungen. Denn wenn seine eigenen Leute Wind davon bekämen, wäre er ein toter Mann.
    Sie ging zum Wagen und sah noch einmal zur hell erleuchteten Tür der Bar zurück, sie sah McGrade gutmütig lächelnd Bier zapfen und hörte das Geplapper und das Gelächter eines Betrunkenen. Sie sah einen Mann und dachte einen

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