Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
Vom Netzwerk:
jetzt nur noch gedämpft zu hören. Sie waren allein. Der Berg presste ihre Wangen zwischen Daumen und Mittelfinger zusammen, ihre Zähne schnitten ihr ins Fleisch und er hielt sie fest, damit sie ihn ansah. Er wirkte ganz ruhig.
    »Du …«
    Die Tür hinter ihm öffnete sich noch einmal und Paddy schloss die Augen, erwartete den Trainingsanzug mit seiner eisernen Faust.
    »Schluss. Rein. Beeilung.«
    Sie öffnete die Augen. Donaldson.
    Der Berg stellte sie wieder auf die Füße und drehte sich um. »Oh«, sagte er höflich, »tut mir schrecklich leid.« Er sah auf sie herunter. »Tut mir schrecklich leid. Geht’s Ihnen gut?«
    Sie nickte entschieden, hoffte, dass er verschwinden würde. Donaldson zeigte mit dem Daumen Richtung Notausgang. Der Berg verzog sich wieder hinein an die Bar und ließ die Tür hinter sich zuschlagen.
    Donaldson streckte die Hand aus und streifte ihre Schulter, sie richtete sich ruckartig auf und wich vor ihm zurück.
    Er ließ die Hand sinken und trat zurück, ließ ihr etwas mehr Raum. Als sie tief einatmete, schoss ihr ein brennender Schmerz in den Magen, sodass sie glaubte, kotzen zu müssen.
    Donaldson stand ruhig daneben, die Hände in den Taschen. Er erlaubte ihr, sich kurz zu sammeln, bevor er sich wieder zur Tür wandte. »Das war …« Er wirkte perplex. »Na ja, das war … das, was es war.«
    Die Tonnen hinter ihm waren vollgestopft, quollen über vor aufgerissenen schwarzen Müllsäcken und Flaschen, Zeitungen und Gestank. Paddy rieb sich den Bauch. »Arbeitet der kleine Drecksack im Trainingsanzug für Sie?«
    Donaldson ließ den Kopf sinken und kniff sich in die Nase, seine Schultern bebten.
    »Ich verstehe nicht, was daran so lustig ist.« Sie klang wütend, dabei hatte er sie doch gerade gerettet. Aber so sicher war das nicht. Vielleicht würde er sich wieder verziehen und den Großen noch mal rausschicken.
    »Ah.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Kommen Sie.«
    »Kommen Sie was?«
    »Kommen Sie, geben Sie mir die Hand. Sie sind mir vielleicht eine.«
    »Mein Haus ist gerade verwüstet worden, er hat mir aufs Bett gepisst, mein Freund ist tot, und ich werde herausfinden, was geschehen ist. Passiert so was mit Leuten, die euch Fragen stellen? Ich dachte, ihr Wahnsinnigen wollt Wahrheit und Gerechtigkeit, verdammte Scheiße.«
    Er sah sie verschmitzt an. »Na ja, Mädchen, das klingt aber ganz anders als beim letzten Mal. Neulich haben Sie noch vor mir gesessen und behauptet, wir seien eine Bande von Hooligans.«
    »Und darüber haben Sie sich so geärgert, dass Sie mir das Dreckschwein auf den Hals gehetzt haben?«
    »Das Dreckschwein ist tatsächlich ein – wie Sie sagen würden – Schläger.« Er freute sich über seine rhetorische Raffinesse und setzte eine ernste Miene auf. »Er hängt in der Bar rum, versucht sich einer Bewegung anzuschließen, die er gar nicht versteht. Er hat keinerlei Überzeugungen und keine Ahnung von Geschichte. Er ist einfach nur wütend. Von den anderen wird er bestenfalls geduldet.«
    »Und Sie kennen sich aus mit Geschichte, oder was?«
    »Hab meinen Abschluss mit 2,1 am Trinity College gemacht.«
    Sie sah zu ihm auf, war nicht sicher, ob er die Wahrheit sagte, aber offenbar war es ihm ernst und er war stolz auf sich, so wie Uni-Absolventen meistens stolz auf sich waren. »Und deshalb können Sie sich überhaupt nicht irren, oder was?«
    Er lächelte pflichtschuldig. »Der Junge sympathisiert mit einem Kampf, den er nicht versteht. Er denkt, weil er bei der Kommunion war, ist er automatisch Republikaner. Nie hat er sich an die Anweisungen gehalten; wir haben ihn nicht mal Zigaretten holen geschickt. Er war hier an dem Tag, an dem Sie angerufen haben. Er muss den Barmann gefragt haben, wer angerufen hat, und Sie dann gesucht haben. Er wollte bei den Jungs Eindruck schinden. Ein Mitläufer, sonst nichts.«
    »Das Celtic-Trikot war keine clevere Tarnung.«
    Donaldson kniff sich wieder in die Nase und lachte, schüttelte den Kopf, um aufzuhören. »Tut mir sehr leid. Wir sagen ihm, dass er sich zurückhalten soll. Ich hatte keine Ahnung.«
    Sie rieb sich theatralisch den Bauch.
    »Sie haben doch noch das Foto, oder?«
    Sie antwortete nicht.
    Er schaukelte auf den Absätzen, sah in den dunklen Hof, hielt nach verborgenen Zuschauern Ausschau. »Wenn ich Ihnen einen Tipp zu Ihrer eigenen Sicherheit geben darf: Lassen Sie das Bild verschwinden.«
    »Ja, klar«, sagte sie verächtlich. Sie ärgerte sich, dass er sich nicht nach ihrem Magen

Weitere Kostenlose Bücher