Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
Vom Netzwerk:
Donaldson war nicht dabei. Der Barmann erinnerte sich an sie und beobachtete sie aus dem Augenwinkel, während er den Tresen mit einem schmutzigen Tuch abwischte.
    Sie sah sich an den Tischen in der Nähe der Tür um. Rotgesichtige Männer, die sich um einen Aschenbecher gruppiert hatten, blickten zu ihr auf. Zwei von ihnen hatten ihre Jacken ausgezogen und trugen Celtic-Trikots. Sie erkannte keines der Gesichter.
    Sie spürte Blicke in ihrem Rücken und schob sich durch die Menge zu den spärlich beleuchteten Tischen. Hinter ihr amüsierte sich jemand über ihren grimmigen Blick und rief: »Da ist heute Abend aber einer fällig.«
    Sechs füllige Männer saßen eingezwängt an einem Tisch, aber er stand nur dabei, ein Mitläufer, sonst nichts, ein Anhängsel. Die Hände steckten in den Taschen, vor Aufregung bei ihnen sein zu dürfen, hatte er die Ellbogen eng angelegt.
    Er sah sie und zuckte zusammen. Einige hohe Tiere hatten sich hier versammelt und dichter Rauch stand über ihren Köpfen. Ihre Schnaps- und Biergläser waren schmutzig; alte Männer hatten oft die Angewohnheit, den ganzen Abend aus demselben Glas zu trinken.
    Der Anführer sah zu ihr auf, versuchte die mollige, wütende Frau einzuordnen, die an seinen Tisch gekommen war. Er hatte ein rotes Gesicht, versoffene Augen, seine Faust war so groß, dass sie sein kleines Bierglas verdeckte. Die anderen Männer sahen ihn an, warteten, dass er etwas sagte und den Ton vorgab.
    »Was?« Reden schien ihm zu anstrengend zu sein.
    Paddy zeigte auf den Trainingsanzug. »Wer ist das Arschloch?«
    Die Männer sahen den Jungen erstaunt an, als wäre er eben erst aufgetaucht und als hätten sie ihn nie zuvor gesehen. Wieder blickten sie zu ihrem Anführer.
    »Was?«
    »Dieser Blödmann da, arbeitet der für euch?«
    »Der da?«
    Die Männer sahen den Trainingsanzug an, der nervös zurücklächelte, sich auf die Zehenspitzen stellte und hoffte, dass sich jemand zu ihm bekannte. Niemand tat es.
    Die Männer sahen wieder zu ihrem Anführer, und er schüttelte langsam den Kopf, bedeutete den anderen, dass er nicht mit ihr sprechen wollte. Am Tischende erhob sich ein großer Mann, verstellte ihr den Weg. Sie versuchte ihm auszuweichen, aber er packte sie am Arm und hielt sie auf. »Nein.«
    »Euer Junge verfolgt mich seit zwei Tagen. Er hat meine Wohnung verwüstet. Er hat mich beschattet, als ich meinen Sohn in die Schule gebracht habe.« Der Gedanke an Pete machte sie so wütend, dass es ihr gelang, sich loszureißen. »Mein Sohn.« Sie sah ihm ins Gesicht und spuckte ihn an. »Was fällt euch ein!«
    Spucke traf ihn an der Wange, aber er zuckte nicht einmal. Der Mann war nicht dick. Er sah aus, als hätte er gerade ein Hochsicherheitsgefängnis verlassen – indem er direkt durch die Wand marschiert war. Aus einem Abstand von wenigen Zentimetern betrachtet, wirkte sein Brustkorb so breit wie ihr Bett. Er blickte wieder zu dem Chefsäufer, der eine Handbewegung Richtung Tür machte.
    Der Berg machte einen Schritt auf sie zu, packte sie an beiden Armen und wollte sie aus der Bar zerren. Er hatte erwartet, dass sich Paddy wehren würde, aber sie machte sich einfach nur schwer, also musste er nachfassen und gab ihr damit die Gelegenheit, sich loszureißen und an ihm vorbei über den Tisch zu schreien: »Er hat meinen Sohn bedroht!«
    Der Berg packte sie an der Hüfte und zog sie vom Tisch weg, gerade als der Trainingsanzug vortrat und ihr in den Magen boxte. Es war kein geübter Schlag. Er rammte ihr nicht die Fingerknöchel geradeaus in den Bauch, sondern verpasste ihr einen Stoß ins Zwerchfell, nahm ihr die Luft zum Atmen und quetschte ihr die Lungen, sodass sie über seinem Arm zusammenklappte.
    Betretene Stille senkte sich über die Bar. Blecherne Musik dudelte im Hintergrund, eine schnelle irische Tanzmelodie. Als der Berg sie herumdrehte, öffnete sie die Augen. Alle an der Bar beobachteten sie und wichen angewidert zurück.
    Der Berg zerrte sie zur Hintertür.
    »Was sollte das?«, fragte eine schottische Stimme.
    Eine Sekunde lang hob sie den Kopf und sah, wie der Trainingsanzug mit den Schultern zuckte.
    Der Berg schob sie durch den hinteren Notausgang, eine schwarz gestrichene Tür mit Querbügel, die in die Dunkelheit hinaus zu den stinkenden Mülltonnen führte. Er hob sie hoch, als wollte er sie werfen, hielt sie aber fest. Hinter einer Mauer tummelten sich Ratten und Paddy begriff, dass sie ausgespielt hatte.
    Hinter ihnen schlug die Tür zu. Die Musik war

Weitere Kostenlose Bücher