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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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hin, das Gesicht von dem grauen Jerseystoff verdeckt. Die Express -Reporter sprangen auf die vorderen Sitze und ließen den Motor an, während die Menge die Kühlerhaube umstellte. Aufgekratzt, weil ihnen der Coup gelungen war und voller Freude über den Neid, den sie auf den Gesichtern ihrer Rivalen entdeckten, fuhren sie ein bisschen zu schnell in die Menge hinein, überrollten die Füße eines Fotografen und stießen einen älteren Journalisten von der Mail um, der unglücklich fiel und mit dem Gesicht auf den Parkplatzasphalt knallte.
    Die restlichen Presseleute waren entsetzt angesichts des überheblichen Grinsens der Reporter vom Express, die zu allem Überfluss schuld daran waren, dass zwei Kollegen verletzt worden waren, und blieben nicht untätig. Sie sprangen in ihre eigenen Fahrzeuge und jagten hinter ihnen her. Meehan erzählte Paddy, dass er noch sah, wie ein Triumph-Motorrad seitlich an den Wagen heranfuhr, woraufhin der Express -Fahrer Meehan anschrie, es sei ein Fotograf, er solle sich etwas vors Gesicht halten und den Kopf herunternehmen. Meehan zog sich den Pullover über den Kopf und bekam deshalb kaum mit, dass die Triumph viel zu nahe an den Wagen heranfuhr, sich der Motorradfahrer erschreckte, zu stark korrigierte, die Kontrolle verlor und in den Straßengraben raste. Paddy kannte den Mann. Er hatte sich das Fußgelenk zertrümmert, hinkte immer noch und schwor bis heute, der Wagen habe ihn gerammt.
    Der Express- Wagen und seine Verfolger rasten über unebene Seitenstraßen bis zu einem Feld. Dort wurde Meehan erklärt, er solle, mit dem Pullover über dem Kopf, auf einen wartenden Hubschrauber zulaufen. Mein Gott, damals verfügte man noch über stattliche Budgets, nur leider gab es keine zuverlässigen Wetterberichte: Kaum hatte der Hubschrauber abgehoben, zwang ihn der dichte Nebel auch schon wieder zur Landung und sie mussten zum Hotel trampen, das sie für das Interview gebucht hatten. Zum Glück begegneten sie unterwegs keinem ihrer Verfolger und konnten so erfolgreich ihre Exklusivrechte verteidigen.
    Als Meehan ihr später davon erzählte, stellte er es so dar, als hätten alle außer ihm Fehler gemacht, als sei der Vorschuss längst nicht so hoch gewesen, wie alle behaupteten, und als habe er schließlich ein Recht, seine Geschichte exklusiv an eine Zeitung zu verkaufen. Eine verdammte Farce nannte er die Angelegenheit, aber andererseits ärgerte er sich sowieso ständig über irgendetwas, und die Ereignisse dieses Tages fügten sich unauffällig in die Liste seiner Beschwerden.
    Aber die Vorgänge zeigten, wie motiviert andere Journalisten agierten, und Callum Ogilvy versprach keine weniger große Story als Meehan. Journalisten aus ganz Großbritannien hatten versucht, Kontakt zu Sean aufzunehmen, und Callum Briefe geschickt, ihm Geld und die Gelegenheit geboten, seine Geschichte zu erzählen. Sie hatten vorgeschlagen, er könne die ganze Schuld auf James schieben. Callum sagte ihnen, er wolle das Geld nicht und wolle auch nicht reden. Sie boten ihm mehr: höhere Beträge und Bilder mit Balken vor den Augen. Er lehnte ab. Einigen antwortete er und teilte ihnen in seiner Kinderschrift höflich immer wieder dasselbe mit: Er wolle in einer liebevollen Familie leben und in einer Fabrik arbeiten. In einer der Zeitungen erschien seine Antwort unter der Überschrift: »Post von einem Mörder«.

    Paddy drehte noch eine Runde über den Parkplatz. Soweit sie erkennen konnte, versteckte sich niemand hier, mit Sicherheit würde sie das aber erst wissen, wenn Callum aus der Tür trat. Sie ging zum Wagen der News zurück.
    Sean aß seine belegten Brote, schob die Scheiben etwas auseinander und zog ein schlaffes Salatblatt mit einer Pinzette aus Daumen und Zeigefinger heraus, hielt es hoch, als handelte es sich um eine tote Nacktschnecke, und schimpfte kaum hörbar auf Elaine.
    Paddy sah zu, wie er das Salatblatt aus dem Wagenfenster warf, dann sah sie aus ihrem Fenster in den weiten grauen Himmel. »Bei allem, was diese Frau für dich tut, bleibt dir das Recht, sie zu kritisieren, auf ewig versagt.«
    »So ein Ding ist das auch wieder nicht.«
    »Immerhin habt ihr vier Kinder.«
    Sean schloss geduldig die Augen. »Sie würden ihn nicht rauslassen, wenn er sich nicht geändert hätte.«
    Paddy antwortete nicht. Die Gefängnisbehörde entließ Callum, weil sie ihn nicht mehr behalten konnten. Ein plötzlicher Windstoß ruckelte am Wagen, schaukelte ihn leicht hin und her. Sean klappte das Sandwich

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