Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
die noch aus der Zeit stammten, bevor er in ihren Besitz übergegangen war. Er entdeckte den Brief von Johnny Mac an der Schreibmaschine. »Terry Hewitt war keiner von uns.«
»Das habe ich gehört.«
»Das war eine ganz andere Sache«, sagte er und korrigierte sich. »Hatte nichts mit uns zu tun.«
»Eine andere Sache?«
Er blinzelte langsam, dachte sorgfältig nach, bevor er weitersprach. »Eine Sache der anderen. Nicht unsere.«
Sie hielt sich noch immer schützend das Telefon vor die Brust, wagte aber einen Schritt auf den Schreibtisch zu, ihre Hand ruhte auf der Schreibmaschine, nur wenige Zentimeter vom Brieföffner entfernt. »Wissen Sie, was das für eine Sache war?«
»Sie sind also eine Verwandte von Terry? Eine Cousine?«
»Ex-Freundin. Terry hatte keine Familie.«
Er legte den Kopf schief, zeigte ihr seinen Adamsapfel und lachte freudlos.
Hinter ihm sah sie Steven Curren am Küchentisch sitzen, er reckte sich auf seinem Stuhl, um sie besser beobachten zu können. Collins wurde ruhiger. »Schöne Stuckarbeiten. Mein Vater war Stuckateur. Später hatte er eine Frittenbude.«
»Wer hat Terry umgebracht?«
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Auf Wiedersehen.« Er trat rückwärts aus dem Raum. Sie hörte nicht, wie er den Flur durchquerte, aber sie hörte, dass die Tür geöffnet und leise wieder geschlossen wurde. Steven lächelte sie von der Küche aus an. »Ist er gegangen?«
Paddy ließ den Hörer fallen und sah in den dunklen Flur hinaus. Weg. Sie warf einen Blick in den Flurschrank und überprüfte Dubs Zimmer. Er lebte seltsam spartanisch. Seine Bücher und seine kostbare Sammlung seltener Comedy-Alben bewahrte er in Pappkartons auf, die er wahlweise auch als Nachttisch, Schreibtisch und Lampenuntersatz verwendete. Sie sah unter dem Bett nach und sprang in Petes Zimmer. Er war weg.
Steven rief von der Küche aus: »Das Wasser hat gekocht. Soll ich den Tee machen? Möchten Sie welchen?«
Paddy stand in dem dunklen Kinderzimmer. Als Collins daran vorbeigegangen war, hatte die Tür offen gestanden. Ein Stapel mit frischer Wäsche lag ordentlich gefaltet am Fußende des kleinen Betts, unter dem Bett lugte eine Kiste mit Plastikautos hervor.
Collins wusste jetzt also, dass sie ein Kind hatte. Er wusste, wo sie wohnte, wie sie aussah und dass sie ein Kind hatte.
III
Um zwei Uhr vierzig am Morgen hörte sie seine Schritte im Gang, drehte sich auf den Rücken, einen Arm über die brennenden Augen gelegt, und lauschte aufmerksam auf den Rhythmus und die Entfernung, war aber nicht wach genug, um sich aufzurichten.
Er ging auf Zehenspitzen über die Holzdielen in die Küche, versuchte keinen Lärm zu machen, dann ins Badezimmer und schließlich in sein eigenes Zimmer. Er hatte nicht gesehen, dass Petes Tür offen stand, sonst wäre er zu ihr hereingekommen. Sie verwandte all ihre Energie darauf, die Bettdecke mit einer Hand von sich zu werfen, sich aufzusetzen und die Beine über die Bettkante zu schwingen. Die brennenden Augen hielt sie immer noch geschlossen.
Sie tastete nach ihrem Morgenmantel am Fußende des Betts, zog ihn sich über und stand schwankend auf, stolperte zur Tür und in den Flur hinaus.
Dub war gerade erst ins Bett gekrochen. Er sah zu ihr auf, wie sie an der Tür stand, die Haare völlig zerzaust, den Kopf in den Nacken gelegt, damit sie die Augen nicht richtig würde öffnen müssen.
Ein sinnlich-schläfriges Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht. »Hallo, meine Schöne.«
Sie stolperte an sein Bett, ließ ihren Morgenmantel zu Boden fallen und kroch unter die Decke, schlang ihre Arme um seinen warmen nackten Körper.
»Pete …«, flüsterte er.
»Noch bei Burns.«
Dub küsste ihr Haar, strich es ihr aus dem Gesicht, der dezente Geruch von Schweiß und Zigaretten umgab sie.
Seine Hand glitt an ihrer nackten Hüfte entlang, seine Finger strichen über den warmen weichen Ansatz ihrer Schenkel. Er drückte seine Stirn an ihre, beider Wimpern berührten sich an den Spitzen.
»Du bist die netteste Vermieterin, die ich je hatte.«
»Weck mich, wenn du deinen Spaß gehabt hast«, sagte sie und lächelte zurück.
9
Die Familie
I
Paddy legte die Hand auf die Haube eines silberfarbenen Kombi, der ihr irgendwie bekannt vorkam, und fühlte, ob der Motor noch warm war. Sie hatte den Parkplatz bereits zur Hälfte durch, hatte so viel kaltes Metall angefasst, dass ihre Finger schon ganz taub waren, aber sie konnte wirklich nicht feststellen, welcher Motor vor Kurzem
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