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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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die breite Wendeltreppe nach oben hinaufstiegen, ließ Paddy ihre Finger über den geschwungenen Eichenhandlauf wandern. Spinnweben hingen zwischen den schmiedeeisernen Geländerstreben.
    Die Wohnungstür bestand aus ungestrichenem Sperrholz und einem einzigen Schloss, der Geruch von frisch gesägtem Holz haftete noch daran. Eine mit Kugelschreiber und in Blockbuchstaben geschriebene Liste mit sechs Namen war mit Tesafilm am Türrahmen befestigt. Die Fußmatte war schmutzig. Von drinnen hörte man das Krächzen eines eingeschalteten Fernsehers.
    Dub rümpfte die Nase. »Das ist ein möbliertes Zimmer. Wieso hat er denn immer noch in einem möblierten Zimmer gewohnt?«
    Paddy zuckte ahnungslos die Achseln und legte ihren Arm um Petes Schultern. »Er hat immer schon so gewohnt. Ich weiß nicht warum. Der Anwalt hat gesagt, er hatte ein Haus. Sollen wir anklopfen oder einfach so reingehen?«
    Dub zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich besser anklopfen.«
    »Ich klopfe«, sagte Pete und hämmerte laut und unhöflich mit der ganzen Faust gegen die Tür.
    »Pete! So klopft man doch nicht an eine Tür …«
    Schritte wurden vernehmbar, dann wurde die Tür aufgerissen. Ein Mann in einem gestreiften T-Shirt öffnete, wischte sich die mehligen Hände an einem Küchenhandtuch ab, das er sich in den Hosenbund gesteckt hatte. Er sah sie erwartungsvoll an.
    »Entschuldigung, dass wir so an die Tür gehämmert haben.« Paddy machte eine Kopfbewegung Richtung Pete. »Er war ein bisschen übereifrig.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ähm, Sie wissen doch Bescheid wegen Terry, oder? Ich wollte seine Sachen holen.«
    Doch der Mann hörte nicht richtig zu; er lächelte wegen Dubs Hose, die aus Drillich gemacht war, blau-grün mit weißen Streifen, wie ein altmodischer Matratzen-Überzug.
    »Ich erinnere mich an die Hose. Sie sind Dub McKenzie. Ich habe Sie früher oft als Moderator im Blackfriars Comedy Club gesehen.«
    »Ach so? Kennen wir uns?«
    »Nee«, der Mann schüttelte den Kopf. »Nee, nee, ich war bloß Zuschauer. Ich habe gehört, Sie waren der Manager von George Burns.«
    »Das war ich mal, ja.«
    »Haben Sie sich mit ihm verkracht und ihm zur Strafe geraten, die Variety Show zu übernehmen?«
    Dub grinste süffisant. »Ich habe ihm geraten, sie nicht zu übernehmen, woraufhin er mich rausgeschmissen hat.«
    »Meine Fresse, die Show ist scheiße.«
    »Das ist sie wirklich, oder?«
    Einen Augenblick lang grinsten sie sich gegenseitig an, bis Pete die Geduld verlor und gegen die Tür drückte.
    »Pete, lass das«, sagte Paddy.
    »Na, komm rein, Kleiner.«
    Der Mann öffnete die Tür und ließ Pete herein. Sieben Türen führten vom Gang ab, alle geschlossen, abgesehen von der Küchentür, die sich geradeaus befand. Ein roter Teppich mit Schottenmuster lag über einer Reihe anderer Teppichböden. Eine kaputte Pappjalousie hing von der Decke, von der die Farbe abblätterte. Der warme Duft von Schinken schlug ihnen zur Begrüßung entgegen.
    »Sandwich mit gebratenem Speck?«, fragte Dub.
    »Ich, äh« – der Typ wirkte verlegen – »ich wollte nur kurz was in die Röhre schieben.«
    »Geht das denn? Ich dachte, dazu bräuchte es zwei.«
    Der Mann ahmte einen Trommelwirbel mit Beckenschlag nach und die beiden Männer grinsten.
    »Welches Zimmer ist das von Terry?«
    Er zeigte auf die Tür neben der Küche. Sie war mit einem Vorhängeschloss verschlossen, das so klein war wie ein Kofferschloss. Der Schlüssel dafür befand sich an dem Stück Schnur, das ihr Fitzpatrick gegeben hatte. Sie steckte ihn in das Schloss und öffnete die Tür zu einem großen Zimmer.
    Zwei lange Fenster an einer Wand mit Blick direkt zur Straße und auf die gegenüberliegenden Wohnungen. Die Sonne schien herein und wurde nur durch den Schmutzfilm auf dem Glas gefiltert und gedämpft. Die Bodendielen waren schwarz gestrichen, schartig und staubig.
    Terry hatte die Tapete heruntergerissen. Kleine Streifen hingen immer noch an der Fußleiste und pulvrige Überreste klebten an den Wänden. Die Farbe darunter war mal dunkelgrün gewesen, doch jetzt war sie abgeschabt und verblasst, eine südamerikanische Wand. Paddy stellte sich vor, dass Wochenmärkte vor einem solchen Hintergrund stattfanden, Hinrichtungen vollzogen wurden und Kinder aus purer Langeweile mit den Füßen dagegentraten.
    Terry hatte hier eher gehaust als gewohnt. Sein Bett bestand lediglich aus einer Matratze mit schmutzigem, zerknautschtem Bettzeug, seine Federdecke hatte keinen Bezug

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