Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
wieder beruhigt hatte, nahm er sich des Themas Terry sehr viel freundlicher an, als sie dies unter den gegebenen Umständen erwartet hätte.
Er nahm eine Akte heraus und schlug sie auf. Terry hatte ihr alles vermacht: Es gab einen Wagen, ein altes Modell, der ein-, zweihundert Pfund wert war, all seine Papiere und Bücher, einige Klamotten und das Haus.
»Was für ein Haus?«
»Eriskay House.« Er sah auf seine Notizen. »Ein Haus mit drei Zimmern und 1,2 Hektar Land in Kilmarnock. Das alte Haus der Familie. Ich weiß nicht, in welchem Zustand es ist, aber schlecht kann es nicht sein: Mr. Hewitts Cousine, eine gewisse Miss Wendy Hewitt, hat bereits Einspruch erhoben.«
»Was bedeutet das?«
»Das bedeutet, sie ficht die Gültigkeit des Testaments an. Kurz gesagt, wir können nicht vollstrecken.«
Paddy rutschte peinlich berührt auf ihrem Stuhl herum. Ein Haus. Sie wollte nichts mit Terry zu tun haben, glaubte nicht, dass sie in einem Haus würde leben können, in dem er gewohnt oder das er besessen hatte, aber es war immerhin ein Haus. Und noch dazu keines, das Burns bezahlte. Und Land war auch dabei. Land, auf dem Pete spielen konnte.
»Könnte ich es ihr verkaufen?«
»Nein. Sie müssen es erst mal besitzen, bevor Sie es verkaufen können. Im Moment gehört es Ihnen nicht.«
»Wem gehört es denn?«
»Es ist Teil des Nachlasses von Mr. Hewitt.«
»Und das heißt …?«
»Hm.« Fitzpatrick begutachtete erneut seine Notizen. »Wir werden abwarten müssen und sehen, was passiert.«
»Wie lange kann so was dauern?«
Er blies Luft zwischen den Lippen hervor. »Ein paar Monate? Ein Jahr? Länger?«
Paddy sah auf ihre Uhr. Es war fünf nach drei und Pete kam um halb vier aus der Schule. Sie musste einen Parkplatz in der Nähe des Tors finden, sonst würde er versuchen, die Straße alleine zu überqueren. Die Schülerlotsin verschwand manchmal hinter einem Baum auf eine Zigarette und die Straße war stark befahren.
»Okay …« Sie stand auf. »Egal. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Da sind noch die Papiere …« Er machte eine Geste zu einem Aktenordner auf dem Tisch. Die Mappe war braun, aus weicher Pappe und an den Kanten zerfleddert. Sie konnte sehen, dass sie mit abgegriffenen Notizzetteln, vergilbten Zeitungsartikeln und Ausschnitten aus Zeitschriften vollgestopft war. Ihr Name stand in blauem Filzstift auf dem Deckel, »Paddy«, das Pigment verblasste allmählich zu einem gelblichen Grün. Hätte Fitzpatrick versuchen wollen, sie in die Höhle des Löwen zu locken, hätte er es kaum geschickter anstellen können, als den Ordner am Eingang zu platzieren. Paddy lief das Wasser im Munde zusammen. »Wo haben Sie das her?«
»Er hat es mir zur Verwahrung gegeben, für den Safe.«
»Wann?«
»Vor einem Jahr.«
Vielleicht hatte es also gar nichts mit dem Mord an ihm zu tun. Ihr Interesse flaute ab, sie sah ihn mit unbewegter Miene an, aber Fitzpatrick heckte schon seinen nächsten Schachzug aus. Er leckte sich die Unterlippe und sah sie unverwandt an.
»Was ist da drin?«
»Keine Ahnung.« Fast lächelte er.
Sie löcherte ihn weiter. »Kann ich mal sehen, was da drin ist?«
»Nein. Ich könnte Ihnen die Mappe jetzt übergeben, Sie könnten sie mit nach Hause nehmen, aber das würde voraussetzen, dass Sie schriftlich versichern, keine weiteren Ansprüche anzumelden, auch nicht auf das Haus.«
Er wartete. Sie wartete. Sein Blick glitt ab. Mit jeder Sekunde wurde Fitzpatrick bewusster, dass sie doch nicht so heiß auf die Mappe war.
Sie räusperte sich. »Dann kennen Sie also Wendy Hewitt?«
Seine Augenlider zuckten einen kurzen Moment lang, dann riss er die Augen wieder auf. »Nicht persönlich, nein.«
»Vertreten Sie sie als Anwalt?«
»Nein«, sagte er viel zu schnell.
Plötzlich war es ihr egal. Sie stand auf. »Scheiß drauf. Ich gehe.«
Fitzpatrick sprang auf und eilte zu ihr. »Aber was wird aus seiner Habe? Sie müssen die Wohnung auflösen.«
»Was?«
»Sein beweglicher Besitz. Der Vermieter will, dass die Wohnung aufgelöst wird, sonst lässt er räumen …«
»Na ja, dafür sind Sie doch verantwortlich, oder?«
»Es handelt sich nur um wenige unwichtige Sachen. Krimskrams. Sie könnten das Zeug einfach wegwerfen.«
Paddy hatte den Eindruck, dass er sich bereits einen Eindruck verschafft hatte und die Sachen für wertlos hielt. Aber er hatte keine Ahnung, und egal was es war, Merki würde es jedenfalls nicht angeboten bekommen.
Sie dachte daran, wie sie abends zu Hause
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