Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
kein Licht hineinfiel.
Er griff in das finstere Loch, zog ein Zelt und zwei Stangen heraus, zwei ordentlich zusammengerollte Schlafsäcke, eine Kiste mit verstaubtem Weihnachtsschmuck und reichte alles an Dub weiter, der die Sachen auf den Boden stellte. Als Nächstes kamen drei schwarze Müllsäcke mit Bettzeug zum Vorschein, alte Daunendecken und Kissen. Der Koch kletterte von der obersten Sprosse herunter und kniete sich in die Öffnung hinein, seine Füße ragten hinten heraus.
Sie hörten ein langgezogenes Schleifen und er kletterte vorsichtig wieder auf die Leiter zurück, seine Knie waren staubig grau und er verzog sein Gesicht, als wollte er niesen. Er holte eine große, quadratische Kiste aus Eibenholz heraus. Obwohl sie verstaubt war, war das Holz noch herrlich gelb und die Kanten verzinkt. Sie war mit einem flachen Messinghaken vorne verschlossen. Er reichte sie Paddy herunter, die den Haken löste und die Kiste öffnete.
Darin lagen Fotografien, hauptsächlich von Familienmitgliedern, die meisten davon alt. Eine ziemlich weit oben sah aus, als könnte es sich um Terrys Eltern handeln, ein Paar, das die Arme umeinandergeschlungen im Hochsommer unter einem Apfelbaum stand. Die Farben waren orange und gelb verblichen, die weißen Ränder abgegriffen. Mit dünnem Kugelschreiber stand auf der Rückseite: »Sheila und Donald 76«. Die Mutter sah Paddy auf unheimliche Weise ein bisschen ähnlich.
Dub blickte ihr über die Schulter und seufzte in ihren Nacken. »Ich sag nichts.«
»Ich auch nicht.«
»Moment mal«, der Koch griff noch einmal in die Öffnung. »Das hier ist auch noch drin.«
Er kletterte wieder heraus und zog eine große schwarze Mappe in DIN A3 hinter sich her, genau so eine Mappe, wie Kevin sie Paddy am Sonntagabend gezeigt hatte. Der Koch wirkte verdutzt. »Ich nehme an, die wollte er nicht verlieren.«
»Sie war Teil eines Buchs, das Terry schrieb«, sagte Paddy. »Er hatte das Geld dafür schon bekommen.« Sie streckte sich und nahm sie ihm ab. »Vielen Dank. Das ist wirklich sehr nett.«
»Kein Problem«, sagte er und nahm Dub die Campingausrüstung wieder ab, schob sie zurück in das schwarze Loch. »Mein Teig muss sowieso noch gehen. Wird eine Quiche.«
Er schob die widerspenstige Tür wieder vor die Öffnung, kletterte die Leiter herunter und wischte sich die Hände sauber.
»Wir räumen Terrys Zimmer aus und verschwinden.«
»Wenn ihr die Schlüssel für den Nächsten dalassen könntet …« Er klappte die Leiter zusammen und hängte sie sich über die Schulter. »In der Schublade sind Müllsäcke, da könnt ihr das Zeug reinpacken.«
Wieder im Zimmer baute sich Pete ein kleines Spiellager am Fenster auf, nahm seine Murmeln aus der Tasche und ließ sie aneinanderklackern, brabbelte vor sich hin und war sich gleichzeitig sein eigenes Publikum. »Boah, der war gut. Ganz dicht dran, ganz dicht dran, Mann. Ausgezeichnet.«
Dub grinste Paddy an, als sie eine schwarze Mülltüte aufschüttelte und die Penguin Classics hineinplumpsen ließ. »Was ist in der Mappe? Wieso hat er die so sorgfältig versteckt?«
»Weiß nicht«, sagte sie leise. »Vielleicht nur, weil er noch daran gearbeitet hat. Vielleicht aber auch, weil er wusste, dass die Einbrecher genau danach gesucht haben.«
Dub stellte den Müllsack ab, bat sie, kurz zu warten, und ließ sie alleine. In der Truhe fand sie einen Koffer voller Papiere, hauptsächlich Zeitungsausschnitte mit Terrys eigenen Artikeln.
»Der Typ da draußen sagt, die Einbrecher hatten es nicht hauptsächlich auf Terrys Zimmer abgesehen. Sie haben ein Fahrrad und eine Münzsammlung geklaut, klingt nicht unbedingt nach Meisterdieben. Vielleicht hatte Terry einfach nur übertriebene Angst, wenn es sich um seine Arbeit handelte. Er hatte ja noch nie ein Buch veröffentlicht, oder?«
»Nein.«
»Du weißt ja, was das für ein Gefühl ist. Vielleicht war ihm das einfach wirklich wichtig.«
»Vielleicht.«
Sie ging zum Bett und zog es ab. Als sie die Daunendecke zusammenfaltete und in den Müllsack stecken wollte, kam ihr Terrys Geruch entgegen. Sie stopfte die Decke wütend in den Sack, presste sie immer tiefer hinein und schwor sich, sie noch auf dem Nachhauseweg in der Mülldeponie zu entsorgen.
Sie stapelten die Müllsäcke in der Mitte des Zimmers auf, füllten die Truhe und schlossen sie, stellten die Reisetasche an die Tür. Der Quichekoch sagte, sie könnten die Matratze dalassen. Der Nächste würde sie benutzen.
Sie waren bereit zu
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