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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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heruntergekommen. Sein Sohn war im Maze Prison gestorben und Donaldson hatte Nordirland nach Kompetenzstreitigkeiten verlassen müssen.
    Zusammen ergaben die Artikel ein vollständiges Bild: Sein Sohn, David Donaldson, war mit neunzehn Jahren von einem jungen Angehörigen eines paramilitärischen Loyalistenverbands erstochen worden –, nur zwei Tage nachdem er in Untersuchungshaft gekommen war. Der Täter wurde auf Geheiß von McBree begnadigt, am Tag nach seiner Entlassung aber mit aufgeschlitzter Kehle tot aufgefunden. Gerüchte besagten, McBree habe einen Bandenkrieg abgewendet, um den Einfluss seiner Gruppe auf die Gefängnisbehörde zu stärken und der Familie Donaldson die Chance zu geben, den Täter selbst zu töten.
    Donaldson stand also in McBrees Schuld. Wahrscheinlich hatte er ihn keine Minute, nachdem sie das Shammy verlassen hatte, angerufen und ihm jede Einzelheit erzählt und ihm versichert, dass sie sich einzig und allein um die Sicherheit ihres Sohnes sorgte.
    Sie lehnte sich zurück und dachte darüber nach, was Aoife gesagt hatte: McBree war einer von den Guten. Wenn man ihn mit den Shankill Butchers verglich.

19
Callum allein auf der Straße

I
    Maggie, die Sozialarbeiterin, die mit seinem Fall betraut war, kam vormittags und setzte sich mit Callum ins Wohnzimmer. Sie stellte ihm Fragen darüber, wie er sich fühlte, und er erriet die richtigen Antworten: Er fürchte sich vor der Presse, schäme sich für seine Vergehen, sei glücklich, frei zu sein. Sie blieb noch lange, nachdem ihnen längst die Themen ausgegangen waren, trank eine Tasse Tee, die ihr Elaine hingestellt hatte, und sagte, sie würde in der kommenden Woche zur selben Zeit wiederkommen.
    Elaine ging ihm aus dem Weg. Meistens blieb sie in der Küche. Es war zwei Uhr nachmittags und sie wirkte jetzt nicht mehr angespannt, sondern zickig, verschreckte die beiden Kleinen, weckte sie, wenn sie eingeschlafen waren, und wollte, dass sie einschliefen, wenn sie gerade erst wach geworden waren.
    Callum hatte sich nicht vom Sofa wegbewegt, seit er mit den Kindern vor der Schule Count Duckula im Fernsehen gesehen hatte. Niemand hatte ihm gesagt, was er tun sollte, und er wollte nicht einfach so herumlaufen. Er war ein paar mal aufs Klo gegangen, hatte sich von Elaine ein Käsesandwich geben und von Maggie eine Tasse Tee bringen lassen. Er hatte den ganzen Tag ferngesehen, während die Kleine rein- und rausgekrabbelt war. Manchmal war sie neugierig auf ihn zugekommen und hatte an seinem Hosenbein gezupft, hatte sich aber jedes Mal bald wieder verzogen. Er wusste nicht, wie er mit ihr spielen sollte.
    Endlich kam auch Elaine ins Wohnzimmer.
    »Gut.« Sie sah in ihr geöffnetes Portemonnaie.
    »Hier sind zwei Pfund. Würdest du die Straße runtergehen und mir vier halbe Liter Milch und ein Brot besorgen?«
    Callum sah sich um. Sie konnte wohl kaum die Kleine meinen. »Ich?«
    »Ja, dann muss ich nicht gehen.« Sie hielt ihm die Scheine hin und er nahm sie. Sie sahen einander an. Sie ging in den Flur und kam mit seiner Jacke wieder. »Einfach nur zur Tür raus, links und drei Häuser weiter.«
    Er stand im Gang und sah auf die andere Straßenseite zu der Tür hinüber, vor der er die Rattenfüße in ihrem Versteck entdeckt hatte. Er konnte bis in den dreckigen Hinterhof sehen, zu den Mülltonnen und der großen Pfütze daneben, an deren Uferrändern zwei kleine Kinder kauerten und spielten. Frauen in Sommeroberteilen und Jeans hasteten aus der Eingangstür und eilten die Straße hinunter. Alte Frauen trugen Jacken.
    Er trat aus dem Eingang heraus, ein Schritt, Kopf runter, immer an der Wand entlang, zwei, drei, vier, fünf Schritte, immer weiter, bis er an eine Ladentür mit Aufklebern kam, die für Zigaretten und Bananen warben. Neunzehn Schritte draußen, alleine und nichts Schlimmes war passiert.
    Die Tür klingelte, als er sie öffnete. Ein kleiner Inder sah hinter dem Verkaufstresen auf und wieder weg. Callum beeilte sich, hinter den Regalen zu verschwinden, hatte Mühe, ruhig zu atmen. Sechsundzwanzig Schritte weit draußen und nichts war passiert. Niemand hatte ihm Beachtung geschenkt. Niemand hatte ihn erkannt. Vielleicht war er gar nicht so berühmt, wie Mr. Stritcher gesagt hatte.
    Im Laden lief das Radio, ein zackiger Song mit einem eindringlichen, schnellen Beat, der wie der ausgelassen fröhliche DJ angesagt hatte, von einem Sowieso Hammer stammte. Er gefiel Callum. Er spielte noch einen, diesmal einen langsameren Song mit längeren

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