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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Tönen, der etwas Trauriges hatte.
    Callum stand still, starrte das Brot und die eingepackten Kuchen an und hörte bis zum Ende zu. Wunderbar. Man kann nicht mehrere Gedanken gleichzeitig denken und er dachte gerade nur an die wunderschöne Musik. Er spürte den Rhythmus in jeder Pore, die bewegenden, mitreißenden Töne durchdrangen ihn. Er wollte tanzen, sich wiegen und die Füße bewegen.
    »Na, du da, willst du was kaufen oder nicht?«
    Der Ladenbesitzer sprach mit ihm. Callum trat um das Regal herum und sah den Mann an. Er war wirklich winzig, trug einen Turban, der ihn größer wirken ließ, aber er war nicht mal eins zweiundsechzig und klapperdürr, eine Witzfigur.
    »Was?«
    »Willst du was kaufen oder bloß rumstehen?« Der Mann war so klein und so wütend. Im Gefängnis hätte er keine Minute überlebt. Derart schwächliche Männer durften es sich im Gefängnis nicht leisten, wütend zu werden, es sei denn, sie hatten ein Messer oder einen Beschützer und selbst dann, das begriff Callum nun, dürften sie bei einem sehr großen Streit nicht bis zum Äußersten gehen. Deshalb war er so wütend: weil ihm hier nichts passieren konnte. Er zeigte unhöflich mit dem Finger auf Callum.
    »Ja, Freundchen, ich sehe deinen Kopf da drüben hinter den Regalen. Was stehst du da so lange rum? Willst du mich beklauen?«
    Callum öffnete seine Jacke, um zu zeigen, dass er nichts hatte mitgehen lassen, kein Brot versteckt hatte. »Ich hab die Musik im Radio gehört. Hab vergessen, was ich wollte.«
    »Ja, ja, euch gefallen diese Songs heutzutage, bumm bumm bumm? Die gefallen euch jungen Leuten, ihr mit euren Discos. Alles Unsinn, alles Mist.«
    Der winzige, alte Mann und Callum lächelten einander an. Junge Leute. Ich bin jung.
    »Was wolltest du denn, hm?«
    »Milch.«
    »Da drüben ganz hinten.« Er zeigte auf einen Kühlschrank mit einer Glastür. Grüne und blaue Tetrapacks standen dort aufeinandergestapelt.
    »Ich weiß nicht, welche.«
    »Für wen ist sie denn? Für dich?«
    »Nein, für ein Baby.«
    »Dann nimm die blaue.«
    Callum stellte sie auf die Theke und hielt ihm die zwei Pfund hin.
    »Und ein Brot, bitte.«
    »Das nimmst du dir aus dem Regal. Helles oder dunkles?«
    Im Gefängnis hatte man auch zwischen hellem und dunklem Brot wählen können, aber geschmeckt hatten beide Sorten gleich. Er glaubte, sich erinnern zu können, dass das Käsesandwich mit hellem Brot gemacht war.
    »Ich glaube, helles.«
    Der alte Mann tippte den Preis in die Kasse ein und verlangte eins zwanzig. Er gab ihm das Wechselgeld. »Wo kommst du her?«
    »Bin erst hergezogen.«
    »Gut«, sagte er, klang immer noch wütend dabei, lächelte aber ein klein wenig.
    »Dann hoffe ich, dass du mir ein guter Kunde bleibst, ja? Schmeiß dein Geld nicht den Schweinen vom Supermarkt in den Rachen.«
    »Okay«, sagte Callum lächelnd und nahm das Wechselgeld. »Okay.«
    Draußen lächelte er den ganzen Weg die Straße entlang, ließ das Brot in seiner Plastikverpackung an seinem Arm herunterschlenkern und dachte an die Musik, die er gehört hatte, und an den komischen Ladenbesitzer. Er war wieder am Hauseingang, bevor er merkte, dass er gar nicht mitgezählt hatte.
    Lächelnd drehte er sich zur Straße um und sah die Lederschuhe. Sie standen im Türeingang, genauso wie in der Nacht zuvor. Braun, glatt, ein Muster vorne eingestanzt. Der Mann sah auf. Ein junger Mann wie er selbst. Lange, blonde Haare aus dem Gesicht gekämmt, Brille, rot karierte Jacke. Er beobachtete die Straße in der Richtung, aus der Callum gerade gekommen war.
    Die Kinder, die im Hof an der Pfütze gespielt hatten, schoben sich an den Schuhen vorbei. Er ließ sie durch, lächelte, fasste sich an den Kopf und sah wieder die Straße hinunter. Er musste beobachtet haben, wie Callum aus dem Laden gekommen war. Musste ihn gesehen haben, wie er das Brot hatte schlenkern lassen, nicht aufgepasst und über den komischen Ladenbesitzer gelacht hatte. Callum lehnte sich mit dem Rücken an die Wand im Treppenaufgang.
    Jetzt kamen sie und sie hatten es auf ihn abgesehen.

II
    Endlich blieb Pete im Bett, nachdem er sechsmal wieder aufgestanden und ins Wohnzimmer gekommen war, weil er Wasser, ein Stück Brot oder in den Arm genommen werden wollte, nach einem nur wenig überzeugend vorgetäuschten Albtraum, dessen Schrecken verschwanden, sobald ihn Dub anlächelte.
    Paddy und Dub waren allein im Wohnzimmer, saßen ausgestreckt in jeweils einer Ecke des Sofas und Paddy erzählte ihm von Kevin

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