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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Dahlquists Wohnung eine Requisitenreserve für Filmaufnahmen? Nein. Sie hätten es gemerkt, wenn sich hier ein Unbefugter aufgehalten hätte. Aber nicht sofort. Die Absperrbänder der Polizei konnte man im Internet erwerben. Alles konnte man im Netz erwerben. Einen Kommissartitel. Einen Präsidenten, oder seinen Titel. Eine olympische Goldmedaille. Pokale. Er zog Handschuhe an und hob den Pokal an. Was machten Pokale für einen Sinn, wenn sie nicht verrieten, wofür man sie bekommen hatte? Wie ein Titel ohne Name. Dieser Pokal hatte nicht in dieser Wohnung gestanden, als sie zum ersten Mal hier gewesen waren. Er musste die Leute von der Spurensicherung benachrichtigen. Wenn jemand da war. Er schaute auf die Uhr. Im Augenblick waren sie vermutlich noch in der Wohnung in der Teatergatan beschäftigt. Viel Glück. Wieder betrachtete er den Pokal.
    Nah unter dem Deckel war etwas ins Metall geritzt.
    ERSTER PREIS
    100   M
    BM 1981
    In seiner Tasche vibrierte das Handy.
    »Ja?«
    »Die Schlüssel sind nicht wieder aufgetaucht«, sagte Ringmar.
    »Welche Schlüssel?«
    »Die Schlüssel zu Bolanders Wohnung in der Teatergatan. Im Maklerbüro haben sie nichts gefunden.«
    »Vielleicht sind sie hier.« Winter sah durch die Glaswand, wie die rotglühende Sonne im Westen rasch versank.
    »In Dahlquists Wohnung? Bist du immer noch dort?«
    »Ja, ich bleibe noch ein Weilchen.«
    »Was gefunden?«
    »Ja.« Winter schaute auf den Pokal. »Jemand hat einen Preis gewonnen.« Er hörte Geräusche im Hintergrund, eine Stimme.
    »Einen Augenblick, Erik.«
    Ringmar sprach mit jemandem, dessen Stimme Winter nicht kannte. Offenbar befand sich Ringmar unten bei den Diensthabenden der Kripo. Winter hörte, wie sein Name fiel. Er war kribblig. Jetzt nicht noch mehr, nicht noch mehr Fragen.
    »Erik?«
    »Was ist denn da unten los?«
    »Jemand von der Bereitschaft hat sich gemeldet. Ich bin zufällig im Dezernat. Seine Kollegin ist nicht zum Dienst erschienen.«
    »Wer?«
    »Sie heißt … ich habe den Namen hier … Gerda Hoffner. Weißt du, wer das ist?«
    »Ja … ja.«
    »Er sagt, du müsstest es wissen.«
    »Was wissen?!«
    »Dass du sie kennst.«
    »Herr im Himmel, erklär es mir, Bertil!«
    »Dieser junge Mann, Johnny Sowieso, hätte heute Nachmittag zusammen mit ihr Dienst gehabt, aber sie ist nicht aufgetaucht. Übrigens hatte er sie zu Silvester eingeladen, auch da ist sie nicht erschienen. Er hat unten im City gewartet und dann bei ihr zu Hause angerufen. Aber es meldet sich niemand. Also ist er hingefahren. Da sie nicht geöffnet hat, ist er in die Wohnung eingebrochen.«
    »Er hat was getan?«
    »Er ist eingebrochen. Er glaubt, dass ihr etwas passiert ist.«
    Winter stand im Dunkeln. Über der Wildnis im Westen gab es fast kein Licht mehr. Die Laternen unten in der Stadt sahen aus wie erlöschende Feuer.
    »Sie war dabei, als sie Madeleine gefunden haben«, sagte Ringmar, »zusammen mit ihm.«
    »Ja.«
    »Und beim zweiten Mal war sie auch dabei.«
    »Ich weiß, Bertil.«
    »Er sagt, dass sie vielleicht nicht loslassen kann.«
    »Was loslassen?«
    »Die Ermittlungen. Sie hat viel davon gesprochen.«
    »Das ist doch kein Wunder. Sie war doch da. Sie hat es gesehen.«
    »Sie hat mit dir gesprochen.«
    »Ja. Eine smarte Person. Ich verstehe, dass sie nicht aufhören konnte, daran zu denken.«
    »Sie meldet sich unter keiner Nummer, Erik.«
    »Es scheint ein langes Neujahrsfest zu werden.«
    »Was sollen wir unternehmen?«
    »Ist das schon mal passiert? Etwas Ähnliches? Mit ihr?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Wo ist der junge Mann jetzt?«
    »In der Stadt. Ihm ist Ersatz zugeteilt worden.«
    »Bitte jemanden, sich eingehender mit ihm zu unterhalten.«
    »Das kann ich machen«, sagte Ringmar.
    »Okay.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Gib mir noch fünf Minuten, Bertil. In fünf Minuten weiß ich es. Vielleicht eher.«
    »Bis dann also«, sagte Ringmar. »Übrigens, ich wünsche dir ein gutes neues Jahr.«

40
    W inter verließ die Syster Ainas Gata. Der Doktor Fries torg lag friedlich da. In der Eckkneipe sah Winter einige Leute an der Bar hocken, die ihren Nachdurst löschten. Die Fenster waren groß. Alles war in Neonlicht getaucht. Es war ein sehr wehmütiges Bild, wie ein Gemälde, ein Kunstwerk.
    Hundert Meter in welcher Disziplin? BM . Das bedeutete normalerweise Bezirksmeisterschaft.
    Welcher Bezirk? Welcher Sport?
    Jemand hatte mit Gewalt abgekratzt, was neben » 100   M « gestanden hatte. Wenn dort etwas gestanden hatte.

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