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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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fast etwas passiert wäre. Dann … Es gibt ja auch noch die Gerüchte.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Ganz allgemein Gerüchte. Alles wird aufgeblasen.«
    »Swimmingpool«, sagte Winter. »Holsts Pool.«
    »Kurt konnte sich leider nicht erinnern, wo es passiert ist.«
    »Ist das nicht merkwürdig?«
    »Ich weiß es nicht, Erik. Ich erinnere mich ja auch nicht.«
    »Erinnerst du dich jetzt?«
    »Nein. Nicht an das Ereignis.«
    »Aber warum hast du dich erinnert, dass es da noch einen weiteren Namen gab?«
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich mich nicht getäuscht. Es gab noch einen anderen Namen außer Holst und … wie war der gleich noch?«
    »Lentner. Familie Lentner. Der Junge hieß Erik. Er hat Holst besucht. Er kannte die Tochter.«
    Sie nickte.
    »Wurde ein schwedisches Kind verletzt?«
    »Ich weiß es nicht, Kurt kann sich leider auch nicht erinnern.«
    »Das müsste doch irgendwo dokumentiert sein«, sagte Winter.
    Bei Familie Lentner in Långedrag meldete sich niemand, ebenso wenig bei Familie Holst in Askim. Aber Winter war im Augenblick anderes wichtiger. In Gedanken war er immer noch in der Wohnung in der Teatergatan. Die Gedanken hatten ihn hierhergeführt. Er hatte vom Auto aus angerufen. Jetzt parkte er vor dem hohen Haus in der Syster Ainas gatan. Es gab mehrere hohe Häuser, alle grau und blau, die Farben so abgenutzt und müde in dem sauberen Schnee. Die Hausnummern waren metergroß.
    Er ging an einer eingeschneiten Skulptur vorbei, die einen Frosch und einen Grashüpfer darstellte. Der Frosch sah hochmütig aus.
    Die Luft im Treppenhaus war trocken. Er zerriss das Absperrband vor der Tür.
    Auch im Flur der Wohnung roch es trocken. Es war warm, die Sonne schien durch die großen Fenster. Vom Wohnzimmer aus konnte er die ganze Stadt in alle Himmelsrichtungen überblicken. All die Doktoren-Straßen dort unten, um den Doktor Fries torg herum: die Doktoren Wigardts, Allards, Liborius, Lindhs und Bondesons Straßen. Es war phantastisch, dass auch eine Krankenschwester einer der Straßen ihren Namen geben durfte. Schwester Aina musste etwas ganz Besonderes gewesen sein.
    Sein Handy klingelte.
    »Ja?«
    »Hallo, Erik. Wo bist du?«
    »In Dahlquists Wohnung. Ich bin eben reingekommen.«
    »Ich komme gerade von Bolanders«, sagte Ringmar.
    »Wo wohnen sie?«
    »In Kullavik.«
    »Hm.«
    »Da ist ja auch dein Grundstück.«
    »Nein, nicht ganz.«
    »Na, egal. Die waren jedenfalls ziemlich aufgebracht.«
    »Ach?«
    »Ja, ha, ha. Und sie haben gesagt, dass sie seit eineinhalb Monaten nicht mehr in der Wohnung waren.«
    »Glaubst du ihnen?«
    »Ja.«
    »Dann glaube ich ihnen auch.«
    »Und sie haben die Wohnung keiner anderen Person überlassen.«
    »Okay.«
    »Und Gardinen haben sie auch nicht hängen lassen.«
    »Das habe ich auch nicht geglaubt.«
    »Und Dahlquist fanden sie ein bisschen seltsam.«
    »Ja?«
    »Er hat sich so sonderbar verhalten.«
    »Keine nachträgliche Interpretation?«
    »Glaub ich nicht.«
    »Auf welche Art sonderbar?«
    »Nichts Konkretes. Wir können darüber reden, wenn wir uns treffen.«
    »In Ordnung. Wir können uns in … einer Stunde treffen.«
    »Wo?«
    Winter antwortete nicht. In seinem rechten Augenwinkel blitzte ein Sonnenreflex auf. Er hatte die Sonnenbrille abgenommen.
    »Wo? Erik?«
    »Warte mal eben, Bertil.«
    »Okay, ich rufe gleich wieder an.«
    Es blitzte erneut. Das Aufblitzen kam vom Fenster. Ein kleiner Schreibtisch. Krimskrams darauf. Wieder blitzte es. Es sah aus wie Silber. Ein kleiner Gegenstand. Ein kleiner Pokal.

39
    S ie hörte seine Atemzüge, die klangen, als wäre er gelaufen. Vielleicht lief er ständig in der großen Wohnung herum. Putzte. Eine zwanghafte Putzwut. Zwanghaftes Fegen. Zwanghaft. Zwanghaftes Töten. Was zwang ihn dazu? Was hatte ihn gezwungen? Das ist die Frage. Heiligabend war er sonnengebräunt gewesen. Ging er ins Solarium? Nein, da wurde man gelber. Er war irgendwo gewesen, nicht in Deutschland, jedenfalls nicht in Ostdeutschland. In Ostdeutschland schien selten die Sonne, und als ihre Eltern Kinder gewesen waren, hat sie nie geschienen. Im Zimmer wird es langsam dunkel. Die Sonne hat sich weiterbewegt. Beweg dich! Lass es schnell vorübergehen! Jetzt sind sie alarmiert. Jetzt durchsuchen sie meine Wohnung in Sandarna. Habe ich aufgeräumt? Habe ich gefegt? Ich hab doch hoffentlich die Unterhose in den Wäschekorb geworfen? Manchmal lasse ich Sachen herumliegen. Ich bin zu unordentlich. Vielleicht kann ich etwas von ihm

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