Der letzte Wunsch
Kampfunfähigkeit. Stellt Euch also und lasst Euch kampfunfähig machen.«
»Wie bitte?«
»Ritter Tailles ist ein Liebling des Fürsten«, sagte Falwick und lächelte boshaft. »Wenn du ihn im Kampf mit dem Schwert berührst, Hexer, wirst du bestraft. Hauptmann Cranmer nimmt dich fest und bringt dich vors Antlitz Seiner Hoheit. Zur Bestrafung. So lauten seine Befehle.«
Der Zwerg würdigte den Ritter keines Blickes, er hielt den Blick seiner kalten, stählernen Augen auf Geralt geheftet.
Der Hexer lächelte leise, aber ziemlich giftig. »Wenn ich recht verstehe«, sagte er, »soll ich mich dem Zweikampf stellen, denn wenn ich ablehne, werde ich aufgehängt. Wenn ich kämpfe, muss ich zulassen, dass mich der Gegner verstümmelt, denn wenn ich ihn verwunde, werde ich aufs Rad geflochten. Eine äußerst erfreuliche Alternative. Vielleicht sollte ich Euch die Mühe abnehmen? Ich stoße mit dem Schädel gegen einen Baumstamm und mache mich selbst kampfunfähig. Würde Euch das Genugtuung verschaffen?«
»Lass den Spott«, knurrte Falwick. »Verschlimmere deine Lage nicht noch. Du hast den Orden beleidigt, du Lump, und musst dafür bestraft werden, hast du das vielleicht schon begriffen? Und der junge Tailles braucht den Ruhm, einen Hexer bezwungen zu haben, also will ihm das Kapitel diesen Ruhm zukommen lassen. Sonst würdest du hängen. Wenn du dich besiegen lässt, rettest du dein elendes Leben. An deiner Leiche ist uns nicht gelegen, wir wollen, dass Tailles dir ein paar Kerben ins Fell haut. Und dein Fell, dieses Mutantenfell, heilt ja schnell. Also los. Entscheide dich. Du hast keine Wahl.«
»Meint Ihr, Herr Graf?« Geralt lächelte noch giftiger, schaute sich um, ließ einen abschätzigen Blick über die Söldner schweifen. »Und ich denke, ich habe eine.«
»Ja, das ist wahr«, gestand Dennis Cranmer. »Ihr habt sie. Doch dann fließt Blut, viel Blut. So wie in Blaviken. Wollt Ihr das? Wollt Ihr Euer Gewissen mit Blut und Tod belasten? Denn die Wahl, an die Ihr denkt, Herr Geralt, bedeutet Blut und Tod.«
»Ihr sprecht zauberhaft, Hauptmann, geradezu begeisternd«, spottete Rittersporn. »Einem Mann, dem man im Wald aufgelauert hat, versucht ihr mit Menschlichkeit zu kommen, appelliert an seine hohen Empfindungen. Soviel ich verstehe, bittet Ihr ihn, er möge geruhen, das Blut der Mörder nicht zu vergießen, die ihn überfallen haben. Er möge sich der Sbirren erbarmen, denn die Sbirren sind arm, sie haben Frauen und Kinder, und wer weiß, womöglich sogar Mütter. Aber meint Ihr nicht, Hauptmann Cranmer, dass Ihr Euch zu früh Sorgen macht? Denn ich schaue auf Eure Lanzenträger da und sehe, wie ihnen allein beim Gedanken an einen Kampf mit Geralt von Riva die Knie zittern, mit dem Hexer, der mit bloßen Händen mit einer Striege fertig wird. Hier wird überhaupt kein Blut fließen, niemand wird zu Schaden kommen. Außer denen, die sich beim Weglaufen die Beine brechen.«
»Ich«, sagte der Zwerg ruhig und reckte rauflustig den Bart, »habe meinen Knien nichts vorzuwerfen. Ich bin bis heute vor niemandem weggelaufen und werde meine Gewohnheiten nicht ändern. Ich bin nicht verheiratet, von Kindern ist mir nichts bekannt, und meine Mutter, ein mir nicht näher bekanntes Fräulein, würde ich gern aus dem Spiel lassen. Aber die Befehle, die mir erteilt worden sind, führe ich aus. Wie üblich aufs Genaueste. Ohne an irgendwelche Gefühle zu appellieren, bitte ich Herrn Geralt von Riva, seine Entscheidung zu treffen. Ich werde jede akzeptieren und mich entsprechend verhalten.«
Sie blickten einander in die Augen, der Zwerg und der Hexer.
»Also gut«, sagte Geralt schließlich. »Bringen wir’s hinter uns. Schade um den Tag.«
»Ihr seid also einverstanden« – Falwick hob den Kopf, seine Augen blitzten –, »Euch dem edlen Tailles von Dorndal zum Kampfe zu stellen?«
»Ja.«
»Gut. Macht Euch bereit.«
»Ich bin bereit.« Geralt zog die Ärmel hoch. »Lasst uns keine Zeit verlieren. Wenn Nenneke von diesem Abenteuer erfährt, ist die Hölle los. Erledigen wir es rasch. Rittersporn, du bewahr Ruhe. Du hast damit nichts zu tun. Nicht wahr, Herr Cranmer?«
»Absolut«, bestätigte der Zwerg nachdrücklich und warf einen Blick auf Falwick. »Absolut, Herr Geralt. Was auch geschieht, es geht nur Euch an.«
Der Hexer zog das Schwert hinter den Schultern hervor.
»Nein«, sagte Falwick und zog sein eigenes Schwert. »Mit diesem Rasiermesser da wirst du nicht kämpfen. Nimm mein Schwert.«
Geralt
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