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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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sie ein besonderes Programm zurechtgelegt. Und jetzt habe ich eines für den Zauberer. Geralt, was meinst du, hat er den Tod verdient? Sag.«
    »Ich bin kein Richter. Ich bin Hexer.«
    »Eben. Ich habe gesagt, es gibt zwei Personen, die Blutvergießen in Blaviken verhüten können. Die andere bist du. Dich wird der Zauberer in den Turm lassen, und dann tötest du ihn.«
    »Renfri«, sagte Geralt ruhig. »Bist du auf dem Wege in meine Kammer nicht vielleicht vom Dach herunter auf den Kopf gefallen?«
    »Bist du ein Hexer oder nicht, verdammt? Es heißt, du hast eine Kikimora getötet, sie auf dem Esel angebracht, um dafür zu kassieren. Stregobor ist schlimmer als die Kikimora, die ein vernunftloses Vieh ist und tötet, weil die Götter sie so erschaffen haben. Stregobor ist ein Sadist, ein gefährlicher Irrer, ein Ungeheuer. Bring ihn mir auf dem Esel, und ich werde nicht mit Gold geizen.«
    »Ich bin kein gedungener Mörder, Würgerin.«
    »Bist du nicht«, stimmte sie ihm lächelnd zu. Sie hatte sich zurückgelehnt und die Beine auf dem Tisch gekreuzt, ohne den geringsten Versuch, den Rock über die Schenkel zu ziehen. »Du bist ein Hexer, ein Beschützer der Menschen, der sie vor dem Bösen bewahrt. In diesem Fall heißt das Böse aber Feuer und Schwert, die hier zu wüten beginnen, wenn wir uns gegeneinanderstellen. Findest du nicht, dass ich das kleinere Übel vorschlage, die beste Lösung? Sogar für diesen Hundesohn Stregobor. Du kannst ihn barmherzig töten, mit einem einzigen Stoß, unverhofft. Er wird sterben, ohne zu wissen, dass er stirbt. Ich hingegen garantiere ihm das nicht. Im Gegenteil.«
    Geralt schwieg. Renfri reckte sich, die Arme emporgestreckt.
    »Ich verstehe dein Zögern«, sagte sie. »Aber die Antwort muss ich sofort haben.«
    »Weißt du, warum Stregobor und die Fürstin dich damals in Creyden umbringen wollten?«
    Renfri setzte sich ruckartig auf und nahm die Füße vom Tisch. »Das ist doch wohl klar«, sagte sie impulsiv. »Sie wollten die erstgeborene Tochter Fredefalks beiseiteschaffen, ich war die Thronerbin. Arideas Kinder entstammten einer morganatischen Ehe und hatten keinerlei Recht auf . . .«
    »Renfri, davon rede ich nicht.«
    Das Mädchen senkte den Kopf, doch nur für einen Moment. Ihre Augen blitzten. »Ja, ich weiß es wohl. Ich soll angeblich verflucht sein. Im Mutterleib verwunschen. Ich bin angeblich . . .«
    »Red zu Ende.«
    »Ein Ungeheuer.«
    »Und bist du eines?«
    Einen sehr kurzen Augenblick lang sah sie hilflos und gebrochen aus. Und sehr traurig.
    »Ich weiß es nicht, Geralt«, flüsterte sie. Dann verhärteten sich ihre Züge wieder. »Und woher, zum Teufel, soll ich es wissen? Wenn ich mich in den Finger schneide, blute ich. Ich blute auch jeden Monat. Wenn ich mich überfresse, tut mir der Bauch weh, und wenn ich mich betrinke, der Kopf. Wenn ich fröhlich bin, singe ich, und bin ich traurig, dann fluche ich. Wenn ich jemanden hasse, dann töte ich ihn, und wenn ... Ach verdammt, genug. Deine Antwort, Hexer.«
    »Meine Antwort lautet: Nein.«
    »Weißt du noch, was ich gesagt habe?«, fragte sie nach einem Augenblick des Schweigens. »Es gibt Angebote, die man nicht ablehnen kann, die Folgen sind schrecklich. Ich warne dich nachdrücklich, mein Angebot war so eins. Überleg es dir gut.«
    »Ich habe es mir gut überlegt. Und nimm mich ernst, denn ich warne dich auch nachdrücklich.«
    Renfri schwieg eine Weile und spielte mit einer Perlenkette, die dreifach um ihren schönen Hals geschlungen war und neckisch zwischen die beiden wohlgeformten Halbkugeln fiel, die im Ausschnitt der Bluse zu sehen waren.
    »Geralt«, sagte sie. »Hat Stregobor dich gebeten, mich umzubringen?«
    »Ja. Er war der Ansicht, das sei das kleinere Übel.«
    »Kann ich annehmen, dass du ihm ebenso eine Absage erteilt hast?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich nicht an ein kleineres Übel glaube.«
    Renfri lächelte sacht, dann verzogen sich ihre Lippen zu einer Fratze, die im gelben Kerzenschein sehr unschön aussah. »Du glaubst nicht dran, sagst du. Siehst du, du hast recht, aber nur teilweise. Es gibt nur das Übel und das Größere Übel, und hinter beiden steht im Schatten das Sehr Große Übel. Das Sehr Große Übel, Geralt, das ist so eins, wie du es dir nicht einmal vorzustellen vermagst, auch wenn du vielleicht denkst, dass dich nichts mehr überraschen kann. Und siehst du, Geralt, manchmal kommt es vor, dass das Sehr Große Übel dich bei der Gurgel packt und sagt: ›Wähle,

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