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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Ohr.«
    »Die eine«, sagte Renfri, »ist Stregobor selbst. Er kommt freiwillig aus seinem Turm, ich greif ihn mir irgendwo vor der Stadt, und Blaviken versinkt wieder in seiner seligen Apathie und vergisst die ganze Sache schnell.«
    »Stregobor mag vielleicht verrückt wirken, aber so verrückt ist er nun wieder nicht.«
    »Wer weiß, Hexer, wer weiß. Es gibt Argumente, die sich nicht widerlegen lassen, Angebote, die man nicht ausschlagen kann. Dazu gehört zum Beispiel das Tridamer Ultimatum. Ich werde dem Zauberer das Tridamer Ultimatum stellen.«
    »Worin besteht dieses Ultimatum?«
    »Das ist mein süßes Geheimnis.«
    »Meinetwegen. Ich zweifle allerdings daran, dass es nützen wird. Wenn Stregobor von dir redet, klappern ihm die Zähne. Ein Ultimatum, das ihn dazu brächte, sich freiwillig in deine hübschen Hände zu geben, müsste wirklich verdammt gut sein. Kommen wir also lieber zu der zweiten Person, die ein Gemetzel in Blaviken verhindern soll. Ich will versuchen zu raten, wer das ist.«
    »Ich bin auf deinen Scharfsinn gespannt, Weißhaar.«
    »Du bist es, Renfri. Du selbst. Du beweist wahrhaft fürstlichen, was sage ich, königlichen Großmut und verzichtest auf die Rache. Habe ich’s erraten?«
    Renfri warf den Kopf zurück und lachte laut auf, hielt sich aber rechtzeitig die Hand vor den Mund. Dann wurde sie wieder ernst und betrachtete den Hexer aus blitzenden Augen.
    »Geralt«, sagte sie, »ich war eine Prinzessin, aber in Creyden. Ich hatte alles, was ich mir wünschen konnte, ich brauchte nicht einmal zu bitten. Dienerschaft für alles, hübsche Röckchen, Schuhchen. Unterwäsche aus Batist. Juwelen und Glitzerzeug, ein falbes Pony, Goldfische im Bassin. Puppen und ein Haus für sie, größer als deine Kammer hier. Und so war es bis zu dem Tage, an dem Stregobor und diese Schlampe Aridea dem Jäger befahlen, mich in den Wald zu schaffen, mich abzustechen und Herz und Leber mitzubringen. Schön, nicht wahr?«
    »Nein, eher ekelhaft. Ich bin froh, dass du damals mit dem Jäger fertig geworden bist.«
    »Einen Scheiß bin ich mit ihm fertig geworden. Er hatte Mitleid und ließ mich laufen. Aber vorher hat er mich vergewaltigt, der Hundesohn, mir die Ringe und das goldene Diadem geraubt.«
    Geralt blickte ihr geradezu in die Augen und spielte mit dem Medaillon. Sie wich seinem Blick nicht aus.
    »Und das war das Ende der Prinzessin«, fuhr sie fort. »Der hübsche Rock nutzte sich ab, die Wäsche verlor ein für allemal ihr Weiß. Und dann kamen Schmutz, Hunger, Prügel und Fußtritte. Für eine Schüssel Suppe oder ein Dach überm Kopf mit dem ersten besten Lumpen schlafen. Weißt du, was ich für Haare hatte? Wie Seide, und sie reichten mir bis über den Po. Als ich Läuse kriegte, hat man sie mir mit einer Schafschere abgeschnitten, direkt über der Haut. Sie sind nie mehr ordentlich gewachsen.«
    Sie schwieg eine Weile und strich sich die ungleichmäßigen Strähnen aus der Stirn.
    »Ich habe gestohlen, um nicht zu verhungern«, fuhr sie fort. »Ich habe getötet, um nicht getötet zu werden. Ich habe in nach Urin stinkenden Kerkern gesessen und wusste nicht, ob man mich am Tage drauf aufhängen oder nur auspeitschen und verjagen würde. Und die ganze Zeit über waren mir meine Stiefmutter und dein Zauberer auf den Fersen, sie schickten Mörder und versuchten mich zu vergiften. Sie belegten mich mit Zauberflüchen. Großmut beweisen? Ihm königlich vergeben? Ich werde ihm königlich den Kopf abreißen, und vorher vielleicht beide Beine, das wird sich zeigen.«
    »Aridea und Stregobor haben versucht, dich zu vergiften?«
    »Gewiss. Mit einem Apfel, der mit einem Tollkirschensaft versehen worden war. Ein gewisser Gnom hat mich gerettet. Er gab mir ein Brechmittel, nach dem ich dachte, dass sich mir wie bei einem Strumpf das Innere nach außen kehrt. Aber ich habe es überlebt.«
    »Das war einer von den sieben Gnomen?«
    Renfri, die gerade nachschenkte, erstarrte mit der Feldflasche über dem Becher.
    »Oho«, sagte sie. »Du weißt eine Menge über mich. Und? Hast du was gegen Gnomen? Oder andere Humanoide? Wenn man es genau nimmt, waren sie zu mir besser als die meisten Menschen. Aber das hat dich nichts anzugehen. Wie gesagt, Stregobor und Aridea hetzten mich wie ein wildes Tier, so lange sie konnten. Später konnten sie es nicht mehr, ich selbst wurde der Jäger. Aridea hat im eigenen Bett die Hufe hochgerissen, sie hatte Glück, dass ich sie nicht vorher erwischt habe, ich hatte mir für

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